Lungenseuche aus China

Wie gefährlich ist das neuartige Coronavirus?

Wissenschaft
21.01.2020 12:34

Ein erstmals im Dezember in der chinesischen Stadt Wuhan aufgetauchtes neues Coronavirus (vorläufiger Name 2019-nCoV), das sich immer schneller ausbreitet, beunruhigt zurzeit Seuchenexperten weltweit. Zuletzt ist die Zahl der Infizierten sprunghaft angestiegen und auch aus Thailand, Japan sowie Südkorea wurden bereits erste Krankheitsfälle vermeldet. Wie gefährlich ist der neue Erreger tatsächlich?

Eine erste Analyse des Erbguts des Erregers durch den Berliner Virusforscher Christian Drosten hat gezeigt, dass es sich bei 2019-nCoV um eine Variante des SARS-Virus handelt, das 2002/2003 eine Pandemie mit 8000 Infizierten, von denen knapp 800 starben, zur Folge hatte. Laut Arnaud Fontanet, einem Virusexperten am renommierten Pasteur-Institut in Paris, bestehen zu „80 Prozent Ähnlichkeiten“ im Erbgut.

Sprunghafter Anstieg bei Infizierten
Obwohl die Übertragungswege „noch nicht völlig verstanden werden“, befürchten Experten, dass der vermutlich von einem Tier übergesprungene Erreger - anders als anfangs angenommen - auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Darauf würden jedenfalls die zuletzt sprunghaft angestiegenen Fallzahlen und der Umstand, dass sich auch mindesten 15 Krankenhausangestellte in Wuhan angesteckt haben, hinweisen.

Hinweise auf Mensch-zu-Mensch-Übertragung
Ob Ärzte und Pfleger von einer neuen Erkrankung betroffen sind, ist für viele Experten ein wichtiger Indikator dafür, ob das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird: Infizieren sich viele von ihnen, ist das ein deutlicher Hinweis auf eine leichte Übertragbarkeit. Auch die ständig neuen Fälle - britische Gesundheitsexperten gingen am Wochenende bereits von mehr als 1700 Infizierten aus - bis hin ins Ausland lassen „befürchten, dass eine Von-Mensch-zu-Mensch-Übertragung existiert“, sagt Experte Fontanet.

Keine Vorsichtsmaßnahmen in Österreich
Stichhaltige Beweise dafür gibt es aber noch nicht, weshalb die Weltgesundheitsorganisation WHO bisher auch keine Reisewarnung für Touristen ausgesprochen hat. Auch in Österreich wurden bis dato keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Laut Bernhard Benka vom Gesundheitsministerium, weil man „von einer niedrigen Wahrscheinlichkeit eines Imports (des Virus; Anm.) in die EU und einer raschen Weiterverbreitung innerhalb der EU“ ausgehe.

Sorge wegen Neujahrs-Reisewelle in China
WHO-Angaben zufolge sind „angesichts der weltweiten Reisegewohnheiten neue Fälle in anderen Ländern wahrscheinlich“. Sie befürchtet zudem, dass sich das Virus vor allem innerhalb Chinas durch den massiven Reiseverkehr anlässlich des chinesischen Neujahrsfests am kommenden Samstag weiter ausbreiten könnte. Was auch die Angst vor einer Pandemie wachsen lässt.

Aus Sicherheitsgründen werden an Flughäfen, wie hier im südkoreanischen Incheon, Fieberscanner aufgestellt, um mögliche Erkrankte rasch zu erkennen. (Bild: AP)
Aus Sicherheitsgründen werden an Flughäfen, wie hier im südkoreanischen Incheon, Fieberscanner aufgestellt, um mögliche Erkrankte rasch zu erkennen.

Coronaviren sind Teil einer großen Familie
Coronaviren sind Teil einer großen Virus-Familie (siehe Video oben). Ihre Vertreter verursachen bei verschiedenen Säugetieren (darunter Fledermäusen, Schleichkatzen und Dromedare), Vögeln oder Fischen sehr unterschiedliche Erkrankungen. Beim Menschen können sie sowohl eine normale Erkältung als auch gefährliche Erkrankungen wie die Lungenseuche SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) oder MERS (Middle East Respiratory Syndrome), das gelegentlich im Nahen Osten auftritt, auslösen.

Auch viele normale Erkältungen werden durch - allerdings andere - Coronaviren, die zumeist nur die oberen Atemwege befallen, verursacht. Die Symptome ähneln dann einer herkömmlichen Erkältung oder einer leichten Grippe. Häufig werden diese Infektionen aber nicht diagnostiziert, weil sie spontan und komplikationslos abheilen.

Offenbar mildere Verlaufsform als bei SARS
Was Infektionen mit 2019-nCoV betrifft, geht man auf Basis der zurzeit vorhandenen Informationen von einer milderen Verlaufsform der Erkrankung als seinerzeit bei SARS oder MERS aus. Ob gewisse Gruppen ein erhöhtes Infektionsrisiko haben bzw. schwerer erkranken, sei aber unklar, so Mediziner.

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