Wiener Forscher:

Fledermäuse vermutlich Überträger des Coronavirus

Österreich
21.01.2020 18:25

Während die Zahl der Infizierten und der Toten steigt, kommen Virologen dem neuartigen Coronavirus, das mittlerweile den Namen 2019-nCoV trägt, immer mehr auf die Spur. Der Erreger, der derzeit in Asien und weltweit für Aufregung sorgt, ist genetisch zu 80 Prozent mit dem SARS-Virus ident. Möglicherweise stammt es ursprünglich von Fledermäusen und ist von diesen Säugetieren auf den Menschen „übergesprungen“. Dies stellten jetzt die Virologen der MedUni Wien fest.

„In kürzester Zeit haben chinesische und internationale Forscher bereits die Gensequenz des Virus bestimmt und öffentlich zugänglich gemacht. Es handelt sich bei dem neuen Erreger um ein Beta-Coronavirus, das genetisch zu über 80 Prozent mit dem SARS Coronavirus übereinstimmt, und das, wie auch andere Coronaviren, möglicherweise von Fledermäusen stammt“, schreibt Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Zentrum für Virologie in Wien in der Virusepidemiologischen Information.

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER (Symbolbild))

Die Familie der Coronaviren umfasse zahlreiche mit einer Hülle umgebene Viren mit einem Genom aus einer Einzelstrang-RNA. Sie seien genetisch sehr variabel und könnten verschiedene Wirtsorganismen befallen. Die häufigsten Coronaviren, die beim Menschen Infektionen und Symptome auslösten, seien das Alphacoronavirus 229E und das Betacoronavirus OC43. Beide könnten harmlos verlaufende Atemwegsinfektionen verursachen, erklärt die Expertin.

In Wuhan sind schon Hunderte Menschen an dem neuartigen Virus erkrankt. (Bild: APA/AFP/STR)
In Wuhan sind schon Hunderte Menschen an dem neuartigen Virus erkrankt.

Coronaviren, die Artenbarrieren überwinden
Gefährlich seien aber sogenannte zoonotische Coronaviren, „die auf einmal ihre Artenbarriere überwinden und den Menschen befallen“, so die Wiener Expertin. Diese Coronaviren gehörten zu den potenziell gefährlichsten ihrer Art für Menschen. Doch Puchhammer-Stöckl meint auch: „Der aktuelle nCOV-Ausbruch zeigt nicht nur, wie rasch neue Virusinfektionen den Menschen bedrohen können. Er zeigt auch eindrucksvoll, wie unglaublich schnell und effizient Forscher und Gesundheitsbehörden heute bei Verdacht auf neue Infektionserkrankungen reagieren und wie durch die enge Zusammenarbeit von Speziallabors und Gesundheitsbehörden weltweit eine rasche Diagnostik und Eindämmung neuartiger Infektionen gelingen könnte.“

Und dieses rasche Zusammenspiel internationaler Behörden und Experten ist auch wichtig angesichts der Tag für Tag vermeldeten Neuerkrankungen bzw. neuen Verdachtsfälle in China und zahlreicher anderer Staaten. Die in China bestätigten Fälle sind am Dienstag auf 308 gestiegen. Die Hongkonger Universität schätzt die Zahl der Infektionen wesentlich höher ein, sie spricht in einer Studie von über 1300 Menschen. Die Gesundheitsbehörde der zentralchinesischen Metropole Wuhan meldete weitere Tote durch das neuartige Coronavirus. Insgesamt sind nun sechs Todesfälle bestätigt, zumeist betrafen sie ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Tiere von einem Fisch- und Geflügelmarkt in der Millionenmetropole Wuhan gelten als Ausgangspunkt des neuartigen Virus.

Künstlerische Illustration eines Coronavirus-Stammes (Bild: stock.adobe.com)
Künstlerische Illustration eines Coronavirus-Stammes

Fieberkontrollen an zahlreichen Flughäfen
Asiatische Nachbarn und Flughäfen in anderen Ländern wie den USA und Australien haben inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt. Das italienische Gesundheitsministerium kündigte an, Verdachtsfälle an Bord in Rom landender Flugzeuge aus Wuhan künftig zu überprüfen. Weder in Deutschland noch in Österreich gibt es derzeit spezielle Maßnahmen in Flughäfen. Vom Robert Koch-Institut hieß es, es gebe ohnehin keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit sogenannter Entry Screenings an Flughäfen, also Kontrollen bei der Einreise.

Aus Sicherheitsgründen werden an Flughäfen, wie hier im südkoreanischen Incheon, Fieberscanner aufgestellt, um mögliche Erkrankte rasch zu erkennen. (Bild: AP)
Aus Sicherheitsgründen werden an Flughäfen, wie hier im südkoreanischen Incheon, Fieberscanner aufgestellt, um mögliche Erkrankte rasch zu erkennen.

Nordkorea schließt Grenzen für Touristen
Nordkorea verwehrt derzeit sämtlichen ausländischen Touristen die Einreise aus Angst vor einer Einschleppung der Lungenseuche. Bei den betroffenen Touristen handelt es sich meistens um Chinesen, erklärten zwei chinesische Reisebüros gegenüber dem „Wall Street Journal“.

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