Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat am Donnerstagabend - acht Monate nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos - sein politisches Comeback gegeben. Als Gastredner der blauen Splittergruppe DAÖ trat der ehemalige FPÖ-Chef in den Wiener Sofiensälen auf. 25.000 Euro ließ sich die neue politische Gruppierung den Event kosten. Die Rede war von rund 1000 Gästen. Auf Buttons, die bei der Veranstaltung (wohl von Fans) verteilt wurden, stand: „Die beste Rache ist dein Kreuz bei H.C. Strache. 2020 Wien.“ Ob Strache tatsächlich bei der Wien-Wahl antritt, ließ er aber weiterhin offen, es seien noch Gespräche zu führen. Ausgeteilt hat er in seiner Rede dennoch heftig - vor allem gegen seine ehemaligen „Freunde“ bei der FPÖ.
Dass Strache bei der heurigen Wien-Wahl als DAÖ-Kandidat ins Rennen geht, darf wohl weiterhin als wahrscheinlich angesehen werden. Er sprach am Donnerstag aber auch von einer möglichen „Liste HC Strache“ und einer „freiheitlichen Bürgerbewegung“. Strache versprach seinen Zuhörern, sie „nicht im Stich“ zu lassen. Es sei „Zeit für etwas Neues“, versicherte er, und er sei bereit, wieder die politische Bühne zu betreten.
„FPÖ hat Kopf, Herz und Seele verloren“
Zuvor gab es jede Menge Seitenhiebe gegen die aktuelle türkis-grüne Bundesregierung. Strache will einen Linksruck in Österreich erkennen; sich mit dem Klimawandel zu befassen, hält der 50-jährige Vater dreier Kinder für reine Zeitverschwendung; die Ibiza-Affäre („ein einziger Abendtermin“) sei ein politisches Attentat auf ihn gewesen; die FPÖ, deren Führung er Charakterlosigkeit unterstellt, habe mit seinem Abgang „Kopf, Herz und Seele verloren“. Namentlich erwähnte Strache Nobert Hofer, der ihm offenbar zu wenig Härte zeigt, Herbert Kickl sei dafür „radikal“.
Johann Tschürtz hingegen wünschte er viel Glück bei der Burgenland-Wahl, denn der habe sich immer korrekt verhalten. Positiv sah Strache auch einige Erfolge der ehemaligen türkis-blauen Regierung, für die er sich quasi geopfert habe, worauf man ihm in den Rücken gefallen sei. Strache bedankte sich bei seiner Ehefrau Philippa und allen, die „immer an mich geglaubt haben“. Und: Man müsse sich auch selbst verzeihen können.
Seit Tagen hatte der Ex-Vizekanzler auf Facebook die Werbetrommel für sein Comeback auf der Polit-Bühne gerührt. Auch die bis dato kryptische „Allianz für Österreich“, gegründet von Ex-Rennfahrer und Wiener Gemeinderat Karl Baron, bejubelte den regen Zuspruch für ihr sogenanntes Neujahrstreffen. Laut DAÖ hatten sich rund 700 Menschen für die Veranstaltung angemeldet, Strache sprach später von 1000 Besuchern.
Tatsächlich war der Andrang im historischen Saal im dritten Wiener Gemeindebezirk massiv. So mancher Besucher outete sich als ehemaliger FPÖ-Sympathisant und kritisierte den Umgang der Partei mit dem langjährigen Obmann. Straches Auftritt sorgte erwartungsgemäß auch für großes Medieninteresse.
Jubel und Standing Ovations
Schon sein Einzug in den Saal sorgte für Applaus, Jubel und Standing Ovations und nahm beachtlich viel Zeit in Anspruch: Strache musste sich durch ein Spalier von Fotografen und Kamerateams den Weg bahnen. Musikalisch wurde die Szenerie mit dem Queen-Song „Don‘t Stop Me Now“ untermalt.
Strache kämpft seit geraumer Zeit um sein politisches Comeback, auch auf seinem Lieblingsmedium Facebook ist er wieder sehr aktiv. Gernot Rumpold, einst Jörg Haiders Mann fürs Grobe, versucht intensiv, Wiener Freiheitliche für die Splittergruppe zu gewinnen. Mehrere Umfragen bescheinigen der neuen Partei den knappen Einzug in den Wiener Gemeinderat - mehr aber nicht, zumindest vorerst.
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