1600 Polizisten

Akademikerball: Demo-„Omas“, größeres Platzverbot

Wien
24.01.2020 22:57

Der Demonstrationszug gegen den freiheitlichen Akademikerball in der Wiener Hofburg ist am Freitagabend gegen 20.30 Uhr friedlich mit einer Abschlusskundgebung vor der Oper friedlich zu Ende gegangen. Die Polizei zählte rund 1200 Teilnehmer, die Organisatoren sprachen von 2200 Personen. Darunter war auch die bekannte Initiative „Omas gegen Rechts“. Das Platzverbot, welches die Gegend um die Hofburg stellenweise unpassierbar machte, war heuer deutlich ausgeweitet worden. Am Freitagabend teilte die Polizei schließlich mit, die Demonstration sei „ohne nennenswerte sicherheitspolizeiliche Zwischenfälle“ zu Ende gegangen.

Die Protestierenden hatten sich ab 17 Uhr beim Schottentor versammelt. Organisiert wurden die Proteste abermals von der Plattform „Offensive gegen Rechts“. Das Motto lautete „FPÖ-Burschiball blockieren“. Auch die Bewegung „Omas gegen Rechts“ war zahlreich vertreten.

Die Teilnehmer waren, ausgestattet mit Trommeln und einem „No Pasaran“-Transparent („Kein Durchkommen“, Anm.) sowie einem Lkw an der Spitze, durch die Innenstadt marschiert. Dabei wurden die obligaten Parolen wie „Alerta, Alerta, Antifascista“ skandiert. Kurz vor 19 Uhr hatte der Demozug dann den Karlsplatz erreicht. Dort wurden Parolen wie „Rassistisch, sexistisch, ekelhaft - das ist die deutsche Burschenschaft!“ von der Menge skandiert oder Plakate mit Slogans wie „Nazis raus aus der Hofburg!“ hochgehalten. Die Demo klang bei der Oper mit musikalischen Darbietungen aus.

(Bild: APA/HERBERT P. OCZERET)
(Bild: Alexander Bischofberger-Mahr)
(Bild: Alexander Bischofberger-Mahr)
(Bild: Alexander Bischofberger-Mahr)
(Bild: Alexander Bischofberger-Mahr)
(Bild: Alexander Bischofberger-Mahr)
(Bild: Alexander Bischofberger-Mahr)

1600 Beamte im Einsatz
Die Polizei stand mit 1600 Beamten im Einsatz. Dass das Platzverbot heuer etwas größer gefasst war als im Jahr davor, habe „einsatztaktischen Gründe“, hieß es. Die Sperren und Behinderungen sollten aber so klein als möglich gehalten werden.

(Bild: APA)

Sitzblockaden nach Abschlusskundgebung
Die LPD Wien informierte auch via Twitter über den Einsatz. Nach der Schlusskundgebung der Versammlung kam es an einigen Stellen zu vereinzelten Sitzblockaden. Polizeikräfte stellten daraufhin einige Identitäten hier Involvierter fest, eine Person wurde vorübergehend festgenommen. Es gab einige Anzeigen wegen Verwaltungsübertretungen, gab die Landespolizeidirektion Wien in einer vorläufigen Bilanz bekannt. 

Polizeibeamte bei einer Identitätsfeststellung von Demonstranten. (Bild: APA/HERBERT P. OCZERET)
Polizeibeamte bei einer Identitätsfeststellung von Demonstranten.

Handelsverband: „Weg aus der Innenstadt“
Der Handelsverband forderte am Freitagabend, den Ball aus der Innenstadt zu verbannen. Die Veranstaltung in der Hofburg und die dazugehörige Gegendemo würden eine „Lose-Lose Situation für alle Händler und kleine Gewerbetreibende“ schaffen: „Es gibt genug Palais & Festsäle wo sich der Kollateralschaden in Grenzen hält.“

In der Hofburg selbst waren am frühen Abend die ersten Dinnergäste eingetroffen, darunter etwa FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer. Ab 20 Uhr kamen die ersten Ballgäste, darunter Johann Gundeus und „Identitären“-Chef Martin Sellner. FPÖ-Chef Norbert Hofer hielt im Rahmen der Eröffnung eine kurze Rede beim Burschenschafterball.

Andreas Mölzer (FPÖ) (Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)
Andreas Mölzer (FPÖ)
Martin Sellner, Chef der „Identitären“ und seine Frau, die rechte Bloggerin Brittany Pettibone (Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)
Martin Sellner, Chef der „Identitären“ und seine Frau, die rechte Bloggerin Brittany Pettibone

Vernetzungstreffen der Rechten
Dass der sogenannte Akademikerball, der als Nachfolger des Balls des Wiener Kooperationsrings (Anm. Dachverband mehrerer deutschnationaler und auch schlagender Burschenschaften) gilt, jedes Jahr in der Hofburg stattfindet, sorgt für hitzige Debatten. Veranstaltet wird der Ball vom „Wiener Akademikerball Ballausschuss“, im Impressum der Website ist allerdings die FPÖ Wien angegeben.

(Bild: APA/Robert Lizar)

So waren in den letzten Jahren immer wieder hochrangige Köpfe der rechtsextremen Szene auf dem Ball zu Gast gewesen, etwa Szabolcs Szalay, Auslandschef der ungarischen Jobbik-Jugendorganisation, oder aus Deutschland Tatjana Festerling, eine Sprecherin der PEGIDA.

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