Expertin beruhigt:
Coronavirus wohl weniger ansteckend als Influenza
Wer in Österreich derzeit Fieber bekommt, den hat - wahrscheinlich - die Influenza erwischt. „Wegen des neuen Coronavirus aus China gibt es derzeit in Europa und Österreich keinen Grund zur Beunruhigung“, so eine Reise- und Tropenmedizinerin.
„Wenn jemand hohes Fieber, also 40 Grad oder so bekommt, sollte er jedenfalls den Arzt rufen. Sonst heißt es, zu Hause und im Bett bleiben und - mit der Influenza - möglichst niemand anstecken“, erklärt Ursula Wiedermann-Schmidt, Vakzinologin an der MedUni Wien: „Wir haben derzeit eben eine Influenza-Welle in Österreich. Die Coronavirus-Erkrankungen, auch jene, die jetzt in Europa festgestellt wurden, sind alle mit Reisen nach Wuhan etc. in China in Verbindung zu bringen.“
Chinesische Behörden haben bereits reagiert. In der Millionenmetropole, in der von der die Krankheit ihren Ausgang nahm, soll binnen eineinhalb Wochen eine Klinik mit 1000 Betten nur für die mit dem neuen Erreger infizierten Patienten errichtet werden. Die Crews sind im Dauereinsatz, um die Klinik mit mehr als 25.000 Quadratmetern Fläche am 3. Februar eröffnen zu können.
Wien „diagnostisch gerüstet“
Wiedermann-Schmidt beruhigt: „Das Coronavirus dürfte bei weitem nicht so ansteckend sein wie Influenza, und die Fälle in China mit tödlichem Ausgang betrafen vorwiegend Personen mit Vorerkrankungen. Die Fälle von Frankreich sind aus China aus den betroffenen Regionen gekommen. In Wien ist das Zentrum für Virologie diagnostisch gerüstet.“
Ein wesentlicher Baustein der Bewertung der Situation rund um das neue Coronavirus (2019-nCoV) ist - wie auch sonst bei infektiösen Erkrankungen - die Übertragungsrate. In der Wissenschaft wird sie mit dem Wert R0 („Basisreproduktionszahl“) angegeben. Für den Keuchhusten l (bakterielle Erkrankung) liegt dieser Wert zwischen zwölf und 17, für die Masern bei zwölf bis 18. Das bedeutet jeweils, wie viele Menschen ein Infizierter zusätzlich ansteckt.
"Personen mit verdächtigen Symptomen müssen in Krankenhäusern in Quarantäne“
Ursula Wiedermann-Schmidt (Vakzinologin)
Bei der Influenza mit jährlich mehreren 100.000 Erkrankten geht man von einem „Basisreproduktionswert“ von 1,2 bis zwei aus- also relativ wenig, obwohl sich nur höchstens zehn Prozent der Österreicher gegen die Influenza impfen lassen. "Personen mit verdächtigen Symptomen müssen in Krankenhäusern in Quarantäne“, so Wiedermann-Schmidt. Also ähnlich wie bei Influenza-Patienten.
Erreger ähneln dem SARS-Virus
Die Berechnungen zur Sterblichkeit von 2019-nCoV-Patienten schwanken laut den Fachleuten derzeit zwischen zwei und vier Prozent. Zwei Drittel der Verstorbenen waren bisher in China männlich, 72 Prozent älter als 70 Jahre. Bei 40 Prozent lag eine schwere Vorerkrankung vor. Die Inkubationszeit beträgt im Durchschnitt sieben Tage (zwei bis zwölf Tage beobachtet). Ansteckend sind Betroffene offenbar erst, wenn sie Krankheitssymptome zeigen. Genetisch sind die 2019-nCoV-Erreger zu 80 Prozent identisch mit dem SARS-Virus.
„Wenn eine solche Erkrankung ein einem Ballungszentrum mit 40 Millionen Einwohnern auftritt ist das etwas anderes als die Situation bei uns.“
Ursula Wiedermann-Schmidt
In China ist „Situation anders, als bei uns“
Früherkennung sei der beste Weg, weitere Ansteckungen zu verhindern. Der Umstand, dass die neuen Coronavirus-Erkrankungen in an China angrenzenden asiatischen Ländern sowie in den USA, in Frankreich sowie Hongkong, das am Samstag den Notstand ausrief, so schnell entdeckt wurden, spricht für die Effektivität der jeweiligen Gesundheitswesen. Doch sei die Situation in Europa mit jener in China nicht wirklich zu vergleichen: „Wenn eine solche Erkrankung ein einem Ballungszentrum mit 40 Millionen Einwohnern auftritt ist das etwas anderes als die Situation bei uns.“
Feierlichkeiten zum Jahreswechsel könnten Ausbreitung begünstigen
Dem heutigen, nach dem chinesischen Kalender, beginnende neue Jahr wird daher unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen begangen. Experten befürchten, dass sich die Ausbreitung des Virus durch die zusammentreffenden Menschenmassen beschleunigen könnten. Denn auch unzählige Touristen wohnen dem Jahreswechsel traditionell bei.
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