Nur der Schweizer Daniel Yule ist beim Slalom-Klassiker von Kitzbühel schneller als Marco Schwarz gewesen! Der Schweizer setzte sich am Sonntag mit seinem bereits dritten Weltcup-Saisonsieg 0,12 Sekunden vor dem Kärntner Schwarz und Vorjahressieger Clement Noel (+0,37) aus Frankreich durch. Überraschungsmann Lucas Braathen, der mit Startnummer 34 nach dem ersten Lauf in Führung gelegen war, wurde ex aequo mit seinem norwegischen Landsmann Henrik Kristoffersen (+0,49) Vierter. Der Halbzeit-Dritte Michael Matt rutschte im Finale auf Rang sechs zurück (+0,52).
Yules Triumph war indes der erste Sieg für einen Schweizer Slalomläufer in Kitzbühel seit Dumeng Giovanoli 1968 - er kassierte dafür das im Rahmen des 80er-Jubiläums der Hahnenkammrennen ausgelobte einmalige 100.000 Euro-Preisgeld. „In Kitzbühel zu gewinnen, ist der Wahnsinn“, jubelte der 26-Jährige, der langsam die Schweizer Rekorde auf den Kopf stellt. In Adelboden hatte er seinen dritten Weltcup-Erfolg gefeiert - so viele hatte im Slalom noch kein Schweizer vor ihm erreicht, nun hält er bereits bei vier! Jubel, Trubel, Heiterkeit gab es natürlich auch bei Schwarz, der erstmals in Kitzbühel auf dem Podest stand. „Mega! Beim Heimrennen in Führung zu gehen, ist unglaublich. Ich wollte das gewinnen, ich habe voll attackiert - aber ich freue mich auch mega über den zweiten Platz. Man will immer abliefern beim Heim-Weltcup. Das Gefühl und die schnellen Schwünge sind wieder da.“ Und das ist durchaus bemerkenswert, denn vor gerade einmal elf Monaten hatte er sich einen Kreuzbandriss zugezogen …
Michael Matt fiel im Finale zwar von drei auf sechs zurück, darf sich nach den Ausfällen und Patzern in den vergangenen Rennen aber auf dem wieder richtigen Weg wähnen. „Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, bis zur letzten Zwischenzeit war ich fast ganz vorne mit dabei. Das ist sehr positiv. Wenn ich die letzten zehn Tore noch gescheit gefahren wäre, hätte es auch für ein Podest gereicht.“ In Schladming werde er wieder voll angreifen. Der Überraschungsmann aus österreichischer Sicht war der Kärntner Adrian Pertl, der sich mit Laufbestzeit von 24 auf acht verbesserte. Er kam damit in seinem erst fünften Weltcup-Slalom erstmals in die Punkteränge, und das ausgerechnet auf dem schwierigen Ganslernhang. „Unglaublich! Der Lauf war okay, aber vom Gefühl her nicht wirklich gut. Ich war überrascht, dass ich so lange in der Führungsposition sitzen durfte“, sagte der 23-Jährige aus Reichenau. Es sei in den vergangenen Rennen schon recht knapp gewesen, nun sei es sich endlich mit dem Finale ausgegangen.
Manuel Feller hatte im ersten Lauf einen Übergang nicht optimal erwischt, das Bessermachen klappte im zweiten Versuch nicht ganz, er wurde 13. „Ich bin ich auf 110 Prozent in den zweiten Durchgang gegangen. Wer da jetzt zufrieden ist, ist kein Rennfahrer. Ich habe alles gegeben, wie es ausschaut, bin ich momentan einfach nicht viel schneller.“ Er habe gedacht, dass ein Top-Ten-Ergebnis drinnen sei. „Ich haue alles rein, lieber liege ich auf der Gosch‘n, als dass ich 15., 20. werde. Und dann schwingst du unten ab, das ist ungefähr so, wie wenn dir der Klitschko in die Fresse haut“, beschrieb der Tiroler sein Innenleben. Fabio Gstrein landete auf Platz 16 und rundete ein mannschaftlich starkes rot-weiß-rotes Ergebnis ab. „Ich habe wieder ein paar Punkte mitgenommen. Zufrieden bin ich nicht ganz, aber es war eine Okay-Leistung“, sagte er. Marc Digruber schied im zweiten Durchgang aus.
Es war wieder einmal ein Rennen, in dem auch für hohe Nummern vieles möglich war. Schwarz hatte dies wegen der „gewaltigen Piste“ angekündigt. Lucas Pinheiro Braathen übernahm beispielsweise mit Startnummer 34 die Halbzeitführung. „Ich kann es nicht glauben, ich bin so glücklich“, sagte der Sohn einer Brasilianerin und eines Norwegers, der in diesem Winter schon im Slalom (6. Zagreb), Riesentorlauf (6., 8.) und Parallel-Riesentorlauf (5.) aufgezeigt hatte. Der Deutsche Anton Tremmel fuhr im ersten Lauf mit 50 auf Platz sieben (am Ende 18.), der Norweger Atle Lie McGrath mit 66 auf 22 (wurde 22.) und Pertl mit 73 auf 24. Insgesamt kamen elf Läufer mit Nummern über 30 in die Entscheidung, für die man sich nur 1,40 Sekunden Rückstand erlauben hatte dürfen. Aus österreichischer Sicht nicht erfolgreich genug dafür waren lediglich Johannes Strolz (34.) und Mathias Graf (45).
Das Ergebnis:
1. Daniel Yule (SUI) 1:41,50 Minuten
2. Marco Schwarz (AUT) +0,12 Sekunden
3. Clement Noel (FRA) +0,37
4. Lucas Braathen (NOR) +0,49
4. Henrik Kristoffersen (NOR) +0,49
6. Michael Matt (AUT) +0,52
7. Giuliano Razzoli (ITA) +0,53
8. Adrian Pertl (AUT) +0,73
9. Reto Schmidiger (SUI) +0,79
10. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) +0,81
11. Ramon Zenhäusern (SUI) +0,93
12. Timon Haugan (NOR) +1,00
13. Manuel Feller (AUT) +1,02
14. Alex Vinatzer (ITA) +1,10
15. Julien Lizeroux (FRA) +1,46
16. Fabio Gstrein (AUT) +1,54
17. Sebastian Holzmann (GER) +1,65
18. Anton Tremmel (GER) +1,66
19. Filip Zubcic (CRO) +1,72
20. David Ryding (GBR) +1,78
21. Simon Maurberger (ITA) +1,79
22. Atle Lie McGrath (NOR) +2,01
23. Victor Muffat-Jeandet (FRA) +3,35
24. Laurie Taylor (GBR) +4,65
25. Erik Read (CAN) +8,67
26. Elias Kolega (CRO) +15,19
Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Alexander Choroschilow (RUS), Istok Rodes (CRO)
Ausgeschieden im 2. Durchgang: Marc Digruber (AUT), Alexis Pinturault (FRA), Linus Straßer (GER), Tanguy Nef (SUI), Jean-Baptiste Grange (FRA)
Nicht für den 2. Durchgang qualifiziert, u.a.: 34. Johannes Strolz (AUT), 45. Matthias Graf (AUT)
Der Stand im Gesamtweltcup:
1. Henrik Kristoffersen (NOR) 741 Punkte
2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 700
3. Matthias Mayer (AUT) 692
4. Alexis Pinturault (FRA) 642
5. Beat Feuz (SUI) 577
6. Dominik Paris (ITA) 556
7. Vincent Kriechmayr (AUT) 538
8. Daniel Yule (SUI) 435
9. Kjetil Jansrud (NOR) 434
10. Clement Noel (FRA) 400
11. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 324
12. Mauro Caviezel (SUI) 319
13. Marco Schwarz (AUT) 312
14. Thomas Dreßen (GER) 310
15. Loic Meillard (SUI) 307
Weiters:
32. Hannes Reichelt (AUT) 155
40. Roland Leitinger (AUT) 130
43. Michael Matt (AUT) 126
53. Daniel Danklmaier (AUT) 102
60. Manuel Feller (AUT) 91
63. Fabio Gstrein (AUT) 87
65. Max Franz (AUT) 77
67. Christian Walder (AUT) 75
69. Christian Hirschbühl (AUT) 72
79. Otmar Striedinger (AUT) 56
100. Marc Digruber (AUT) 33
102. Adrian Pertl (AUT) 32
102. Dominik Raschner (AUT) 32
113. Johannes Strolz (AUT) 26
113. Stefan Brennsteiner (AUT) 26
115. Christopher Neumayer (AUT) 24
120. Stefan Babinsky (AUT) 19
137. Johannes Kröll (AUT) 9
143. Christoph Krenn (AUT) 6
Der Stand im Slalom-Weltcup:
1. Henrik Kristoffersen (NOR) 452 Punkte
2. Daniel Yule (SUI) 435
3. Clement Noel (FRA) 400
4. Ramon Zenhäusern (SUI) 249
5. Marco Schwarz (AUT) 242
6. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 228
7. Alexis Pinturault (FRA) 206
8. Andre Myhrer (SWE) 197
9. Linus Straßer (GER) 131
10. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 125
11. Alex Vinatzer (ITA) 120
12. Alexander Choroschilow (RUS) 118
13. Loic Meillard (SUI) 117
14. Michael Matt (AUT) 116
15. Manfred Mölgg (ITA) 105
Weiters:
20. Fabio Gstrein (AUT) 87
27. Manuel Feller (AUT) 69
28. Christian Hirschbühl (AUT) 60
35. Marc Digruber (AUT) 33
36. Adrian Pertl (AUT) 32
42. Johannes Strolz (AUT) 26
Der Stand im Nationencup (45):
1. Schweiz 5391 Punkte
2. Österreich 5310
3. Italien 4365
4. Norwegen 4037
5. Frankreich 3524
6. USA 2531
7. Deutschland 2064
8. Schweden 1265
9. Slowenien 1032
10. Slowakei 834
11. Kanada 570
12. Tschechien 302
13. Kroatien 277
14. Russland 240
15. Neuseeland 210
16. Liechtenstein 156
17. Großbritannien 142
18. Belgien 69
19. Bulgarien 55
20. Japan 31
21. Serbien 11
22. Südkorea 10
23. Finnland 4
24. Argentinien 3
25. Bosnien-Herzegowina 2
26. Niederlande 1
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