„Werdet sie los!“
Neues Video belastet Trump in Ukraine-Affaire
Mitten im Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump gerät der US-Präsident durch ein offenbar verdeckt aufgenommenes Video weiter unter Druck. In dem am Samstag von US-Medien veröffentlichten Video von einem Abendessen mit Spendern im April 2018 ist Trump zu hören, wie er nachdrücklich die Entlassung seiner damaligen Botschafterin in Kiew, Marie Yovanovitch, fordert: „Werdet sie los“, ist Trumps Stimme zu hören. „Schafft sie morgen raus.“ Ein Jahr später wurde Yovanovitch von ihrem Posten abberufen.
An dem Spenden-Dinner in einem Hotel nahmen auch der ukrainischstämmige Geschäftsmann Lev Parnas und sein Partner Igor Fruman teil, wie die Aufnahmen zeigen. Die beiden, die seit Oktober der Verstöße gegen die Gesetze zur Wahlkampffinanzierung beschuldigt werden, spielen in der Ukraine-Affäre eine Schlüsselrolle.
Ermittlungen gegen Biden
Von den oppositionellen Demokraten bereits zuvor veröffentlichte Dokumente sollen nachweisen, dass Trumps persönlicher Anwalt Rudi Giuliani zusammen mit seinem Geschäftspartner Parnas Druck auf Kiew ausübte, Ermittlungen gegen den demokratischen US-Präsidentschaftsanwärter Joe Biden einzuleiten. Demnach sollen sie gemeinsam mit ukrainischen Vertretern versucht haben, Yovanovitch aus ihrem Amt zu drängen.
„Schafft sie morgen raus“
Auf dem nun veröffentlichten Video schildert Parnas die US-Botschafterin als Hemmschuh, die den Präsidenten zudem in privaten Gesprächen verunglimpfe. Kurz darauf ist Trumps Stimme zu hören: „Werdet sie los“, sagt er. „Schafft sie morgen raus. Es ist mir egal. Schafft sie morgen raus. Schafft sie raus. Okay? Tut es.“
Das knapp anderthalbstündige Video scheint verdeckt aufgenommen worden zu sein: Zu Beginn sind der Raum und einige Gäste aus der Froschperspektive zu sehen, dann sind nur noch Stimmen vor braunem Hintergrund zu hören - als wäre die Kamera verborgen.
Berichte von weiteren Videoaufnahmen
Das Video wurde von Parnas‘ Anwalt Joseph Bondy den Medien zur Verfügung gestellt. Er sagte CNN, er habe es auch an die Ermittler des US-Repräsentantenhauses übergeben. Laut Bondy verfügt Parnas über weitere Videoaufnahmen und Fotos, die er öffentlich machen könnte.
Video bestätigt Aussagen
In einem Fernsehinterview in der vergangenen Woche hatte Parnas den Präsidenten bereits schwer belastet. Er sagte zu seinen und Frumans Bemühungen in der Ukraine, Trump hätte „genau gewusst, was ablief“. Das nun veröffentlichte Video bestätigt zu großen Teilen seine Aussagen. Unter anderem widerlegt es Versicherungen des US-Präsidenten, er kenne Parnas und Fruman nicht.
Das Video erhöht den Druck auf den US-Senat, weitere Zeugen im Impeachmentverfahren anzuhören - was von der republikanischen Senatsmehrheit bisher strikt abgelehnt wird.
Zeit sparen für die „Prime Time“
Auffällig kurz haben sich die Anwälte von Trump gehalten, als sie am Samstag im Senat mit ihrem Plädoyer im Amtsenthebungsverfahren gegen den Staatschef begannen. Nach nicht einmal zwei Stunden waren der oberste Rechtsberater des Weißen Hauses, Pat Cipollone, und sein Team fertig. Dabei stehen ihnen wie den Anklägern der Demokraten innerhalb von drei Tagen 24 Stunden zur Verfügung.
Trump „unglaublich unfair“ behandelt
Grund für den kurzen Auftritt war möglicherweise ein vorangegangener Tweet des US-Präsidenten, dass an einem Samstag zu dieser Uhrzeit kaum jemand Fernsehen schaue und daher die Liveübertragung von Cipollones Plädoyer nicht viel Beachtung finden werde. Nachdem er im US-Kongress schon „unglaublich unfair“ behandelt worden sei, würden auch noch seine Anwälte dazu „gezwungen, am Samstag anzufangen, der beim Fernsehen als Tal des Todes bezeichnet wird“, beklagte sich Trump in dem Tweet vom Freitag.
Trump muss es wissen, denn der frühere Immobilienmogul hatte jahrelang eine eigene Reality-Show im Fernsehen: Für „The Apprentice“ bekam er sogar einen Stern auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood.
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