Milliarden nötig?

Grünes Klimaticket wird ein politischer Kraftakt

Wirtschaft
28.01.2020 12:18

Bahnfahren statt Autofahren - dazu will Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) motivieren. Einen Anreiz will sie mit dem sogenannten 1-2-3-Ticket schaffen. Im Ministerium wurde bereits eine Projektgruppe eingerichtet, damit das Öffi-Mammutprojekt möglichst rasch Fahrt aufnehmen kann. „In den nächsten sechs Monaten“ soll nun ein erstes großes Projekttreffen stattfinden, mit Bundesländern, Verkehrspartnern (sieben Verbünde), Städten und Gemeinden.

Es ist wohl eines der Projekte, an dem die Grünen gemessen werden: das 1-2-3-Klimaticket. Um einen Euro pro Tag soll man künftig mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln durch ein Bundesland fahren dürfen, für zwei Bundesländer soll das Ticket zwei Euro täglich kosten, österreichweit beläuft sich das Ticket auf drei Euro pro Tag - das sind exakt 1095 Euro. Dadurch würde Öffi-Fahren wesentlich billiger werden - und die Kosten für die Betreiber würden steigen.

Bis man dieses Ticket nutzen kann, wird es sicher noch dauern. Denn um das Projekt umzusetzen, müssen sich ÖBB, Westbahn, Busunternehmer und sieben Verkehrsverbünde in den Bundesländern mit dem Bund auf eine Finanzierung einigen - und das wird zu einem politischen Kraftakt werden, an dem sich schon in der Vergangenheit Regierungen die Zähne ausgebissen hatten.

(Bild: Tschepp Markus)

Sechs Personen mit Mammutprojekt betraut
Klimaschutzministerin Gewessler (Grüne) erklärte am Dienstag, dass nun im Gegensatz zu früheren Anläufen „die Zeit reif“ sei. Im Ministerium wurde eine Projektgruppe eingerichtet, damit das Projekt so schnell wie möglich Fahrt aufnehmen könne. Sechs Personen sollen sich um den Startschuss kümmern - bestehend aus Ministeriums- und Kabinettmitarbeitern. Auch auf externe Expertisen will man zurückgreifen.

Die Kosten für die Verbünde kann Gewessler noch nicht genau abschätzen. „Ein dreistelliger Millionenbetrag ist realistisch“, sagt sie.

Leonore Gewessler (Bild: Zwefo)
Leonore Gewessler

„Gesamtwirtschaftlich rechnet sich das Projekt“, kommentiert Professor Sebastian Kummer vom Institut für Transportwesen an der Wirtschaftsuniversität Wien im Ö1-„Morgenjournal“. Wenn er auch einräumt: „Betriebswirtschaftlich im engeren Sinn nicht.“ Das sei aber bei Verkehrsprojekten auch nicht immer nötig.

„Wir sprechen da wohl eher über Milliarden“
Als positives Beispiel nennt der Wirtschaftsexperte die Schweiz, wo immerhin 500.000 Menschen ein ähnliches - mit 3600 Euro noch dazu ein ungemein teureres - Angebot angenommen hätten. Das Ganze sei „ganz klar ein Umwelt- und Marketingprojekt. Eine Investition in den Klimaschutz.“ Mit einem dreistelligen Millionenbetrag sei es aber wohl nicht getan, so der Professor - „wir sprechen da wohl eher über Milliarden“.

In weiterer Folge sei laut Kummer beim Ausbau der Infrastruktur vor allem in ländlichen Regionen in Österreich noch ein weiter Weg zu gehen. Zwei Milliarden Euro, die derzeit für den Ausbau der Bahn budgetiert sind, aber haupsächlich in Tunnelprojekte fließen würden, reichten nicht. Zusätzliche Investitionen in Milliardenhöhe seien nötig, jährlich, schätzt Kummer. Denn Anreize schaffe letztlich nicht nur ein günstiges Klimaticket, sondern ein „qualitativ hochwertiges Angebot sowohl was die Fahrzeiten angeht, als auch den Komfort“. Wenn ein Pendler jeden Tag keinen Platz im Zug bekommt und stehen muss, dann sei das - unabhängig vom Preis - keine echte Alternative zum Auto.

Kronen Zeitung/krone.at

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