Rund um Wuhan
Bürgerwehren schützen ihre Dörfer vor Infizierten
Während mehrere Staaten ihre Bürger aus China ausfliegen, bleibt der einheimischen Bevölkerung in der am stärksten vom Coronavirus betroffenen Region rund um die Millionenmetropole Wuhan nichts anderes übrig, als unter Quarantäne zu bleiben und den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. Meldungen, Bilder und Videos in den sozialen Medien, die nicht immer verifiziert werden können, zeigen zum Teil erschreckende Zustände: vollkommen ausgelastete Spitäler, gespenstische Leere in den Straßen und Bilder von Toten. Weil sie ihrer eigenen Regierung offenbar nicht mehr trauen bzw. aus Angst vor Infizierten, die massenhaft flüchten, haben mittlerweile mehrere Dörfer rund um Wuhan eigene Bürgerwehren aufgestellt und Barrieren zum Schutz vor Fremden errichtet.
Neben aufgeschütteten Erdwällen und eiligst aufgestellten Ziegelmauern werden auch Zufahrtsstraßen mit Autos oder Lkw blockiert. Mancherorts wurden auch kurzerhand Straßen zerstört.
Zum Teil mit selbst gebastelten Waffen sorgen Mitglieder selbst ernannter Bürgerwehren an den Dorfrändern dafür, dass keine unerwünschten Fremden eintreten. In der betroffenen Region leben derzeit rund 56 Millionen Menschen quasi unter Quarantäne. An allen wichtigen Zufahrtsstraßen sind Checkpoints errichtet worden, wo die Menschen kontrolliert werden, ob sie Symptome aufweisen. Nur beim geringsten Verdacht wird die Weiterreise untersagt.
Allerdings handelt es sich dabei um von der Zentralregierung in Peking autorisierte Kontrollpunkte. In einem vor Kurzem veröffentlichten Erlass werden „zivile Checkpoints“ strengstens untersagt. In staatsnahen Medien wurde davor gewarnt, Menschen aus Wuhan bzw. der umliegenden Provinz Hubei zu diskriminieren.
In China stieg die Zahl der von dem Virus verursachten Todesfälle mittlerweile auf mindestens 170, wie die Regierung in Peking am Donnerstag mitteilte. Die Gesamtzahl der bestätigten Erkrankungen durch den Erreger in der Volksrepublik nahm um weitere rund 1700 Fälle auf etwa 7700 zu. Bei weiteren 12.167 Menschen wird das Coronavirus vermutet. Bestätigte Infektionen gibt es zudem bereits in 15 Ländern.
WHO berät über Ausrufung des globalen Gesundheitsnotstandes
Dies geht aus einer Meldung der Weltgesundheitsorganisation hervor. Deren Notfallausschuss berät am Donnerstag erneut über eine mögliche Ausrufung des Gesundheitsnotstandes. Das Team aus 16 Experten hatte sich zuletzt zweimal dagegen entschieden, einen internationalen Notfall zu erklären. Damit wären schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs verbunden.
WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, die Verbreitung des Virus vor allem von Mensch zu Mensch in einigen Ländern wie Deutschland bereite der UNO-Behörde Sorgen. In Deutschland sind vier Fälle in Bayern bestätigt. Während am Mittwoch in der Steiermark drei neue Verdachtsfälle bekannt wurden, ist in Finnland die erste Infektion bestätigt worden.
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