Dramatischer Anstieg
2000 Chinesen an einem Tag erkrankt, 43 gestorben
In China wurde der bisher größte Anstieg innerhalb eines Tages bei den Infektionen und Todesfällen durch das Coronavirus verzeichnet: Die Zahl der nachgewiesenen Erkrankungen kletterte um 1981 auf 9692, wie die Gesundheitskommission am Freitag in Peking berichtete. Die Zahl der Toten stieg um 43 auf 213. Rund 102.000 Patienten werden den chinesischen Angaben zufolge wegen Verdachts auf das Virus medizinisch beobachtet. Der Ausbruch der „akuten Atemwegserkrankung“, wie sie jetzt offiziell genannt wird, zählt damit schon deutlich mehr Infektionen als vor 17 Jahren die SARS-Pandemie mit 8096 Fällen. An SARS waren weltweit 774 Menschen gestorben.
42 der 43 neuen Todesfälle wurden den Angaben zufolge in der zentralchinesischen Provinz Hubei verzeichnet. Die Provinz ist am stärksten von der Epidemie betroffen und weitgehend von der Außenwelt abgeriegelt. Die 42 neuen Todesfälle in Hubei waren bereits kurz vor der neuen Zwischenbilanz des Gesundheitsausschusses von den Behörden bekannt gegeben worden. Hinzu kam nun noch ein neuer Todesfall außerhalb dieser Provinz.
China: Werden Krieg gegen das Virus gewinnen
China ist nach Angaben einer Sprecherin des Außenministeriums in Peking zuversichtlich und in der Lage, „den Krieg“ gegen das neue Coronavirus zu gewinnen. Das Land werde weiter mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderen Ländern zusammenarbeiten.
Die Provinz Shandong an der chinesischen Ostküste hat Unternehmen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua darum gebeten, ihren Betrieb nicht vor dem 10. Februar wieder aufzunehmen. So solle dabei geholfen werden, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
WHO erklärt Notstand: „Das ist die Zeit für Fakten, nicht für Angst“
Die WHO erklärte die rasante Ausbreitung des Virus zu einer „gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite“. Das bedeutet, dass die mehr als 190 Mitgliedsländer von der WHO empfohlene Krisenmaßnahmen untereinander koordinieren. „Wir sitzen alle im selben Boot“, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag nach einer Krisensitzung in Genf. Das Virus könne nur gemeinsam aufgehalten werden. „Das ist die Zeit für Fakten, nicht für Angst.“
Coronavirusfälle in rund 20 Ländern weltweit
Weltweit sind Infektionen in rund 20 Ländern festgestellt worden. In Österreich haben sich die Verdachtsfälle bis jetzt nicht erhärtet, in unserem Nachbarland Deutschland sind inzwischen fünf Fälle bekannt. Wie bei den anderen vier deutschen Fällen handelt es sich beim fünften um einen Mitarbeiter des im oberbayrischen Starnberg angesiedelten Automobilzulieferers Webasto, wie das bayrische Gesundheitsministerium am Donnerstagabend mitteilte.
In Italien bestätigte Regierungschef Giuseppe Conte am Donnerstag die ersten zwei Infektionen mit dem Coronavirus. „Es handelt sich um zwei chinesische Touristen“, sagte Conte. Sie würden in einem Krankenhaus in Rom behandelt.
Staaten holen ihre Bürger aus Wuhan heim
Unterdessen ging die Rückholung ausländischer Staatsbürger aus der Millionenmetropole Wuhan in der Provinz Hubei weiter. Eine französische Militärmaschine mit rund 200 Bürgern hob Freitagfrüh von Wuhan ab. Die ausgeflogenen Franzosen sollen zwei Wochen lang in dem südfranzösischen Badeort Carry-le-Rouet nahe Marseille unter Quarantäne gehalten werden, wie das Gesundheitsministerium in Paris mitteilte. Auch Flugzeuge nach Großbritannien und Südkorea hoben in Wuhan ab.
Heimgeholte werden erst nach der Quarantäne „in den Alltag entlassen“
Die USA und Japan hatten bereits am Mittwoch insgesamt rund 400 Bürger aus Wuhan ausgeflogen. Die deutsche Bundesregierung will etwa 100 Deutsche ausfliegen. Auch die deutschen Rückkehrer sollen vermutlich zwei Wochen lang in Quarantäne genommen werden. Gesundheitsminister Jens Spahn sagte dazu dem Magazin „Focus“: Solange nicht geklärt sei, ob die Rückkehrer an dem Virus erkrankt seien, „können wir sie nicht in den Alltag entlassen“. Die Quarantäne sei sachgerecht, um diese Menschen und ihr Umfeld zu schützen.
China will Bürger aus Hubei aus dem Ausland zurückholen
China will zudem in Kürze Bürger aus der Provinz Hubei, die sich derzeit im Ausland aufhalten, zurückholen. Das Außenministerium in Peking kündigte am Freitag an, die Bürger sollten „so rasch wie möglich“ mit Chartermaschinen zurück in die Provinz geflogen werden. Als Grund der Maßnahme nannte eine Ministeriumssprecherin „praktische Schwierigkeiten“, mit denen Bürger aus Hubei und besonders der dortigen Millionenmetropole Wuhan im Ausland konfrontiert seien. Von Wuhan hatte die Epidemie ihren Ausgang genommen.
Österreichs Regierung beruhigt: „Halten uns an WHO-Empfehlungen“
Die Ausrufung des internationalen Gesundheitsnotstandes hat für die Praxis in Österreich zunächst keine Auswirkungen, weil sich Österreich ohnehin an die Empfehlungen der WHO hält, wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte. „Sollten die Empfehlungen strenger werden, wird sich Österreich selbstverständlich daran halten“, hieß es weiter. Das Außenministerium hat für China seit Dienstag ein erhöhtes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 2) ausgegeben. Es wird dazu geraten, eine Verschiebung nicht notwendiger China-Reisen zu erwägen.
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