Abgeordnete ziehen aus
EU-Gegner am Ziel: „Brexodus“ aus Brüssel
Die eingefleischten EU-Gegner unter den britischen Europaabgeordneten haben kurz vor dem Brexit ihren Auszug aus dem EU-Parlament zelebriert. Eine Abordnung aus Abgeordneten der Brexit Party marschierte mit einer britischen Flagge und einem Dudelsackpfeifer an der Spitze am Freitagvormittag vor das Gebäude in Brüssel, um dann später einen Zug nach London zu besteigen. Auf einem mitgeführten Schild stand in goldenen Lettern „Brexodus Express“.
Die scheidende EU-Abgeordnete Ann Widdecombe hielt auf den Stufen des Parlaments umringt von Journalisten und Kameras eine kurze Ansprache. Um ihr Gehör zu verschaffen, riefen ihre Kollegen und Unterstützer „Order, Order“ - wie es der frühere britische Unterhaussprecher John Bercow in den vergangenen Jahren oft tun musste, um wieder Ordnung in die tumultartigen Brexit-Debatten in London zu bringen.
„Unsere Pflicht ist erfüllt!“
Mit dem Brexit um Mitternacht bekomme Großbritannien seine Unabhängigkeit zurück und könne seine Grenzen kontrollieren, sagte Widdecombe. Ihr Land könne nun „vorwärtsgehen“ und eigenständig sein. „Unsere Pflicht ist erfüllt!“, rief die 72-Jährige, die erst seit der Wahl im vergangenen Mai im EU-Parlament saß, unter „Yeah“-Rufen ihrer Mitstreiter.
Er sei „begeistert“, dass der Brexit nun stattfinde und er nach London zurück könne, „um unsere Souveränität zurückzubringen“, sagte der Abgeordnete Rupert Lowe. Die Briten hätten schließlich zweimal für den Brexit gestimmt: bei dem Referendum von 2016 und bei der Unterhauswahl im Dezember, die Premier Boris Johnson mit seinem Motto „Get Brexit done“ haushoch gewonnen habe. „Wenn Sie also an Demokratie glauben, sollten Sie unserer Führung folgen.“
Farage prophezeit weitere EU-Austritte
Der Vorsitzende der erst vor einem Jahr gegründeten Brexit Party, Nigel Farage, nahm an der Prozession nicht mehr teil. Er hatte Brüssel bereits am Mittwoch nach dem Votum des EU-Parlaments für den Austrittsvertrag verlassen. In einer Pressekonferenz hatte er weitere EU-Austritte etwa von Dänemark, Polen oder Italien vorhergesagt. Persönlich will er weiter dafür kämpfen, dass die EU „abgerissen wird“. Diese sei ein „antidemokratisches, sehr gefährliches Projekt“.
Großbritannien war mit insgesamt 73 Abgeordneten im EU-Parlament vertreten. Mit dem Brexit in der Nacht auf Samstag verlieren sie ihr Mandat. Ein Großteil der Abgeordneten gehört EU-freundlichen Parteien an, die den Austritt des Landes bedauern.
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