6. Fall in Bayern
Vater infiziert eigenes Kind mit dem Coronavirus
Deutschland hat seinen sechsten bestätigten Coronavirus-Fall. Dabei handelt es sich um das fünfjährige Kind eines Mannes aus Bayern, der ebenfalls an der neuen Lungenseuche erkrankt ist. Bis auf das Kind sind alle Infizierten Mitarbeiter des oberbayrischen Autozulieferers Webasto mit Sitz im Landkreis Starnberg. Dort brach die Krankheit zuerst bei einer Kollegin aus China aus, die sich zu Schulungszwecken in der bayrischen Zentrale aufhielt. In weiterer Folge infizierten sich fünf weitere Kollegen der Frau, die mittlerweile wieder in ihrer Heimat ist. Wegen der Infektionen hat Webasto seinen Stammsitz vorerst bis Sonntag geschlossen. Tests an mehr als 100 Kollegen bei der Firma Webasto sind bisher negativ verlaufen.
Laut bild.de sollen neben dem Vater und dem Fünfjährigen mehrere Familienmitglieder grippeähnliche Symptome aufweisen. Das Coronavirus habe bei den restlichen Familienmitgliedern aber bisher nicht nachgewiesen werden können. Dennoch befindet sich die gesamte Familie auf einer Isolierstation im Krankenhaus - sowie die vier anderen Infizierten auch.
Ärztekammer: Krankenhäuser nicht gut vorbereitet
Einzelzimmer mit Vorschleusen, die nun für die Patienten verwendet werden, gebe es aber nicht in ausreichender Zahl, beklagte die deutsche Bundesärztekammer am Freitag. Diese seien im vergangenen Jahrzehnt aus Kostengründen reduziert worden, erklärte Pandemie-Beauftragte Susanne Johna gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Hygiene-Expertin, die auch Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund ist, bezeichnete das neue Virus aus China als „Weckruf“. Nicht nur bei der Krankenhausausstattung gebe es Nachholbedarf. Auch der öffentliche Gesundheitsdienst sei vielerorts „massiv unterbesetzt“. Es mangle an Ärzten und Fachpersonal.
Dabei sei der öffentliche Gesundheitsdienst entscheidend, um Epidemien einzudämmen, führte Johna aus. Er müsse die Isolierung von Patienten zu Hause überwachen und sei für die gesamte Meldekette bei neuen Fällen zuständig. Sollte sich das Coronavirus zu einer wirklichen Pandemie ausbreiten, „wäre es unmöglich, alle Patienten im Krankenhaus zu behandeln“, sagte die Expertin.
Bundeswehr bringt Deutsche aus Wuhan zurück
Unterdessen hob ein Airbus A310 der Deutschen Bundeswehr Richtung China ab, um deutsche Staatsbürger aus der Krisenrprovinz Hubei abzuholen. Die Rückkehrer, die in der Nacht auf Samstag deutschen Boden betreten sollen, werden anschließend 14 Tage auf dem Luftwaffenstützpunkt Germersheim in Rheinland-Pfalz unter Quarantäne stehen.
213 Tote, mehr als 100.000 Verdachtsfälle
An dem neuartigen Coronavirus starben bisher offiziell 213 Patienten, allesamt in China. Mehr als 100.000 Menschen stehen in China zudem wegen möglicher Symptome der Lungenkrankheit unter ärztlicher Beobachtung. Laut einer Studie der Universität Hongkong dürften die Zahlen allerdings bedeutend höher liegen. Allein in Wuhan könnten sich bis 25. Jänner rund 75.800 Personen mit dem neuen Coronavirus infiziert haben. Die Epidemie könnte sich bereits in mehreren chinesischen Großstädten ausgebreitet haben. „Große Städte in Übersee mit engen Verbindungen zu China könnten Outbreak-Epizentren werden“, stellte Joseph Wu von der Universität Hongkong fest. Gefährlich sei das, weil es häufig zur Übertragung durch Personen noch ohne Symptome kommt.
China holt eigene Landsleute heim
China, das bereits mit drastischen Abschottungsmaßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Virus ankämpft, kündigte an, ins Ausland gereiste Bürger aus der Provinz Hubei „so rasch wie möglich“ mit Chartermaschinen zurück in die Provinz zu fliegen. Als Grund nannte eine Sprecherin des Außenministeriums „praktische Schwierigkeiten“, mit denen Bürger aus Hubei und besonders der dortigen Millionenmetropole Wuhan im Ausland konfrontiert seien.
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