RH-Befund alarmierend

Schlechtes Zeugnis für Leseförderung an Schulen

Politik
01.02.2020 06:04

Jeder vierte Schüler in Österreich kann nicht sinnerfassend lesen. Dieser alarmierende Befund besteht bereits seit Jahren, nach jedem PISA-Test ist der Aufschrei besonders groß. Geändert hat sich dennoch nichts. In seinem aktuellen Bericht stellt nun der Rechnungshof der Leseförderung ein schlechtes Zeugnis aus.

Zwei Monate nach Präsentation der Ergebnisse der ersten PISA-Studie Ende 2001 kündigte die damalige Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) eine Initiative zur Förderung der Leseleistung an. Das Ziel der Initiative „Lesefit“ war es, innerhalb von fünf Jahren die Zahl der leseschwachen Schüler zu halbieren. Gelungen ist dies bekanntlich nicht. Der Rechnungshof bezieht sich in seinem aktuellen Bericht nun auch auf die Ära Gehrer. Die Prüfer stellen die schlechten Leseleistungen mit den von Gehrer verordneten Stundenkürzungen in Verbindung - und sie empfehlen ein Überdenken der Streichungen.

Weder unter Elisabeth Gehrer (ÖVP) noch unter ihren Nachfolgerinnen im Bildungsministerium (im Bild Gabriele Heinisch-Hosek und Claudia Schmied, beide SPÖ) konnten die Lesekompetenzen der Schulkinder wesentlich verbessert werden. (Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)
Weder unter Elisabeth Gehrer (ÖVP) noch unter ihren Nachfolgerinnen im Bildungsministerium (im Bild Gabriele Heinisch-Hosek und Claudia Schmied, beide SPÖ) konnten die Lesekompetenzen der Schulkinder wesentlich verbessert werden.

Bücher mit alter Rechtschreibung
Generell vermisst der Rechnungshof „strukturierte gesamthafte Konzepte“, vielfach fehlten Schulbibliotheken, oder es gebe noch Schulbücher in der alten Rechtschreibung. An dem vom Bildungsministerium im Jahr 2017 herausgegebenen Leseerlass bemängeln die Experten die Verständlichkeit und damit die Anwendbarkeit. „Verständlich und praxisnah" - beinahe in allen Kapiteln des Berichts geht es um diese Begriffe, die allzu oft vermisst werden.

(Bild: stock.adobe.com)

„Lesen können ist die Basis für alles“
Das Bildungsministerium gibt sich problembewusst, man müsse die Lesefreude wecken, heißt es. Nur: Das wurde in den vergangenen Jahren schon oft verkündet. Minister Heinz Faßmann will auf jeden Fall den kritisierten Leseerlass prüfen und nötigenfalls überarbeiten lassen. Weiters sollen alle eingesetzten Materialien gesichtet werden, eine Lehrplanreform ist bereits im Gange, so das Ministerium.

Bildungsminister Heinz Faßmann (Bild: APA/ROBERT JÄGER)
Bildungsminister Heinz Faßmann

Faßmann betont die Wichtigkeit von regelmäßigem Lesen - „von der SMS bis zu schöner Literatur“. Literatur dürfe nicht als etwas Abgehobenes betrachtet werden, Kinder sollen schon früh damit konfrontiert werden. Auch in der Ausbildung der Lehrer soll künftig mehr Wert auf das Vermitteln der Freude am Lesen gelegt werden.

Doris Vettermann, Kronen Zeitung/krone.at

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