Der Traum von Dominic Thiem von seinem ersten Grand-Slam-Triumph hat sich auch im dritten Anlauf nicht erfüllt. Österreichs Tennis-Star unterlag am Sonntag im ersten Endspiel eines Österreichers bei den Australian Open Titelverteidiger Novak Djokovic nach 3:59 Stunden 4:6, 6:4, 6:2, 3:6, 4:6. Der Serbe übernimmt am Montag damit wieder die Weltranglistenführung, Thiem rückt auf Rang vier vor.
Der Niederösterreicher war um einiges knapper am großen Coup, als er es bei seinen beiden verlorenen French-Open-Finali 2018 und 2019 gewesen war. Hatte er da gegen den Spanier Rafael Nadal keinen bzw. einen Satz gewonnen, waren es diesmal zwei. Außerdem lag er mit einer 2:1-Satzführung in Front, und noch nie davor in sieben Anläufen hatte Djokovic in einem Major-Finali einen solchen Rückstand umgedreht. Diesmal gab es die Premiere, zum Leidwesen von Thiem.
„Riesige Glückwünsche an Novak Djokovic“, hatte der weiter 16-fache Gewinner von ATP-Turnieren im „On Court“-Interview zuerst Lob für den Gegner übrig. „Es ist unwirklich, was du tust. Du hast das Herrentennis auf ein neues Level geschickt. Ich bin froh, dass ich Teil dieser Reise bin, auch wenn es heute nicht ganz geklappt hat.“ Thiem vergaß auch nicht, an die Buschfeuer-Katastrophe in Australien zu erinnern. „Es gibt sehr viel wichtigere Sachen im Leben als das, was wir hier machen.“
Thiem bedankte sich zudem beim Publikum, das war wohl durchaus zumindest zur Hälfte in seinem Lager gestanden. „Ich habe so viel Unterstützung in diesen zwei Wochen erhalten. Es ist immer wieder schön hierherzukommen, ich freue mich schon auf das nächste Jahr.“ Seine nächste Chance auf einen Grand-Slam-Titel bietet sich dem Lichtenwörther aber schon Ende Mai/Anfang Juni bei den French Open, wo er zuletzt viermal in Folge zumindest im Halbfinale gestanden war.
Djokovic erwähnte in seiner Dankesrede einerseits sein Team um Coach Marian Vajda und Goran Ivanisevic, zu dem dieser Tage auch sein Bruder gestoßen war. Er erwähnte aber auch den Respekt, den das „Team Thiem“ ihm und den Seinen immer entgegenbringe. „Gratulation an Dominic für ein fantastisches Turnier“, richtete er schließlich Worte an den unterlegenen Finalisten. „Du warst nahe am Sieg dran. Du wirst eine dieser Grand-Slam-Trophäen bekommen, und nicht nur eine.“
Der „Djoker“ hat damit weiter keines seiner Australian-Open-Finali verloren, baute seinen Rekord auf acht große Titel „down under“ aus. Immerhin musste er zum zweiten Mal in einem Melbourne-Endspiel über fünf Sätze, davor war das 2012 gegen Nadal der Fall gewesen. Der verlor die Weltranglistenführung auch durch seine Viertelfinalniederlage in Melbourne gegen Thiem. Für Djokovic ist es der 17. Major-Titel, damit fehlen ihm noch zwei auf Nadal und drei auf Rekordhalter Roger Federer.
Der 32-Jährige erhöhte im Head-to-Head mit Thiem auf 7:4 an Siegen, die Grundlage dafür legte er früh im ersten Satz. In einem langen Game nahm er Thiem gleich einmal den Aufschlag zum 2:0 ab, bis zum 1:4 aus seiner Sicht holte der Außenseiter als Rückschläger nur drei Punkte. Eine kleine Schwächephase von Djokovic nutzte Thiem aber zum Rebreak, es folgte der Ausgleich zum 4:4. Doch Thiem wackelte noch einmal, ein Doppelfehler bedeutete letztlich den Satzverlust.
Entscheidend für den Ausgang waren vor allem Vorteile von Djokovic beim Return und zweiten Aufschlag, da war Thiems Quote einfach zu schlecht. Das änderte er aber in den beiden Folgesätzen signifikant. Djokovic half ihm zudem mit einem schwachen Service-Spiel, ein Doppelfehler brachte Thiem die 2:1-Führung mit Break. Mit einem starken Vorhand-Cross bei 3:2 verhinderte Thiem zwar noch das Rebreak, einem starken Return-Game von Djokovic musste er sich aber beugen.
Bei 4:4 kassierte Djokovic vom Stuhlschiedsrichter eine Verwarnung sowie den Verlust eines ersten Aufschlags, da er sich beim Service zu lange Zeit gelassen hatte. Der sichtlich genervte Favorit verlor die Konzentration und das Game. „Du machst dich damit berühmt. Sehr gut gemacht“, meinte er daraufhin sarkastisch zum Referee. Thiem ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen und glich nach 49 im zweiten Durchgang gespielten Minuten in Sätzen aus.
Nun schien der Kitzbühel- und Wien-Sieger des Vorjahres auf der Siegerstraße. Mit starkem Spiel zog Thiem im dritten Satz auf 4:0 davon, nach 47 Minuten hatte er Satz drei gewonnen. Eine Breakchance bei 1:1 im vierten Durchgang hätte womöglich eine Vorentscheidung zu seinen Gunsten gebracht, Djokovic verhinderte aber den abermaligen Rückstand. Dafür glückte es ihm selbst, zum 5:3 den entscheidenden Coup zu landen. Thiem spielte da nicht auf seinem höchsten Level.
In der Entscheidung schien es zur Kopfsache zu werden. Thiem schien trotz knapp sechs Stunden Spielzeit mehr im Turnierverlauf konditionell nicht unterlegen zu sein. Dennoch musste er sein Service zum 1:2 abgeben, diesem Malus lief er bis zuletzt erfolglos nach. Dabei vergab er postwendend zwei Chancen zum Rebreak, verhinderte seinerseits bei 2:4 einen Doppelbreak-Rückstand. Es war schließlich gleich der erste Matchball, mit dem Djokovic die Partie beendete.
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