Nach 38 Jahren erlebte Kärntens katholische Kirche wieder eine Bischofsweihe. Am 24. Jänner 1982 hatte Egon Kapellari diese empfangen, sein Nachfolger Alois Schwarz war schon als Bischof nach Kärnten gewechselt.
Die Ära Schwarz war es auch, die ein wenig über der gestern, Sonntag, stattgefundenen Weihe des bisherigen Caritas-Direktors Josef Marketz zum 66. Bischof der Diözese Gurk schwebte; nach 19 Monaten Sedisvakanz, nachdem Schwarz überraschend nach Niederösterreich gewechselt war und die Aufarbeitung seiner Zeit als Oberhirte die katholische Kirche Kärntens derart belastet hatte, dass viele Gläubige sich abwandten.
Auf Josef Marketz ruht nun viel Hoffnung. Der Vorarlberger Bischof Benno Elbs war es dann, der in seiner Predigt es recht direkt ansprach. „Wenn wir auf die kirchliche Situation in Österreich schauen - auf unseren Umgang mit Konflikten, materiellen Gütern oder Autorität - sind wir da wirklich ein Anders-Ort? Ein Ort, bei dem es im positiven Sinn anders zugeht als in anderen Bereichen? Hand aufs Herz - müssen wir uns nicht manchmal auch schämen?“
Landeshauptmann Peter Kaiser wiederum sprach in seiner Grußbotschaft von „einer besonderen Fügung“, dass just im Jahr 2020 zum 100-Jahr-Jubiläum der Volksabstimmung ein Bischof, der der slowenischen Volksgruppe angehört, geweiht würde, „als Verkörperung des immer besser werdenden Miteinanders“.
Superintendent Manfred Sauer als höchster Repräsentant der evangelischen Kirche freut sich, wie er erklärte, „auf den gemeinsamen ökumenischen Weg“. Und zwei junge Gläubige aus der Pfarre Maria Rain formulierten in einer - so wie weite Teile des Weihefests - zweisprachigen Rede ihre Wünsche an den neuen Bischof: offene Kirchenhäuser für alle und mehr Einbindung der Jugend.
Nach dem Treuegelöbnis des Kärntner Klerus, ausgesprochen von Domprobst Engelbert Guggenberger folgte schließlich die Ansprache des neuen Bischofs selbst - wie gewohnt locker, offen, unkonventionell. Er sprach von „Zeit für umfassendes ,Vergeltsgott‘, dankte seinem anwesenden 93-jährigen Vater und erklärte - an die 600 Gäste im Dom und die vielen Hundert auf dem Vorplatz gerichtet: “Mit Euch bin ich Bischof. Diesen Dienst muss ich erst lernen." Applaus und stehende Ovationen waren ihm damit sicher.
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