Engel in der Hölle

Sex-Skandal erschüttert Victoria‘s Secret

Adabei
03.02.2020 08:28

Sexuelle Belästigung an den hauseigenen Engeln, frauenfeindliche Sprüche, Verachtung von Übergewichtigen - die „New York Times“ wäscht schmutzige Wäsche beim berühmtesten Dessous-Hersteller der Welt. In Interviews erheben ehemalige Angestellte und Models schwere Vorwürfe gegen den Victoria’s-Secret-Eigentümer Les Wexner (82) und seine langjährige rechte Hand Ed Razek.

Laut Bericht hatte Wexner jahrzehntelang Beschwerden von Mitarbeiterinnen und Models gegen Razek ignoriert und nichts dagegen unternommen, dass sein Businesspartner Jeffrey Epstein junge Frauen aus der Victoria’s-Secret-Modelkartei als private Lustobjekte zu rekrutieren versuchte. Ein Model, das von Epstein angesprochen wurde, zur „New York Times“: „Es war ein Casting für Prostituierte. Ich hatte das Gefühl, in der Hölle zu sein.“

Les Wexner und Ed Razek (Bild: 2016 Getty Images)
Les Wexner und Ed Razek

Razek zu Hadid: „Lass Höschen weg!“
Aber auch Razek (71), der als Chief Marketing Officer 27 Jahre lang für Wexner die Model-Engel ausgewählt hatte, soll die jungen Frauen viele Jahre lang sexuell erniedrigt haben. Er trat nach einem öffentlichen Shitstorm im vergangenen Sommer zurück, weil er keine Übergrößen- oder transsexuelle Models für die jährliche Fashion Show anheuern wollte. Die „New York Times“ deckte nun unter anderem seine sexuell anzüglichen Bemerkungen gegenüber Bella Hadid auf.

Bella Hadid am Laufsteg von Victoria‘s Secret (Bild: AFP )
Bella Hadid am Laufsteg von Victoria‘s Secret

Razek war 2018 mit bei der Anprobe des Supermodels vor der Victoria’s-Secret-Fashion-Show mit dabei und sagte nach Zeugenaussagen in Richtung Hadid, dass sie „die Höschen weglassen“ sollte. Um dann laut die Frage in den Raum zu werfen, ob es die TV-Sender erlauben werden, dass Bella „den Laufsteg mit diesen perfekten Titten runterläuft“.

Weitere Vorwürfe gegen Razek: Er soll seine Hand auf die Höschen und zwischen die Beine eines Models gelegt haben und habe regelmäßig Models, die nur in BH und Höschen bekleidet vor ihm standen, um deren Telefonnummern gebeten oder sie aufgefordert haben, sich auf seinen Schoß zu setzen. 

Entweder Affäre oder Job
Das Model Andi Muise beschrieb in der „New York Times“, wie ihr Razek monatelang mit intimen E-Mails nachgestellt hatte: „In einer schrieb er: ‚Ich muss dich mal mit an einen sexy Ort nehmen.“ Razek habe sie vor die Wahl gestellt: Entweder ein intimes Treffen mit ihm oder das Ende der Karriere. Als Muise ablehnte, soll sie 2005 ihren letzten Auftritt als „VS“-Engel gehabt haben.

Model Andi Muise am Laufsteg der Dessous-Show (Bild: 2006 Getty Images)
Model Andi Muise am Laufsteg der Dessous-Show

Mehr als ein Dutzend Beschwerden gegen Razek sollen in der Personalabteilung eingegangen sein. Nur dass, so wie im Fall von Casey Crowe Taylor, nie etwas gegen die Nummer zwei im Unternehmen unternommen wurde. Die Mitarbeiterin der PR-Abteilung war 2015 bei einem Firmen-Bankett von Razek vor aller Ohren als zu fett bloßgestellt worden. Als dieser sah, dass die 1,77 Meter große und 65 Kilo schwere Frau zum zweiten Mal zum Buffet ging, blaffte er laut: „Du solltest weniger Brot und Pasta essen! Wie kannst du dich eigentlich jeden Morgen im Spiegel anschauen?“ Crowe Taylor: „Ich habe am ganzen Körper gezittert und bin dann rausgerannt.“ 

Am nächsten Morgen sei sie zur Personalabteilung gegangen, die sich „nur darüber lustig gemacht haben“. Sie reichte zwei Wochen später die Kündigung ein und litt nach eigener Aussage noch jahrelang unter dem traumatischen Vorfall: „Jedes Mal hatte ich Eds Stimme in meinem Kopf, wenn ich was gegessen oder in den Spiegel geschaut habe.“

Geschäftsbeziehung zu Jeffrey Epstein
Die Abneigung gegen Frauen mit etwas mehr Kurven schien von ganz oben zu kommen. Wexner soll laut Bericht intern abschätzig den Vorschlag abgelehnt zu haben, sich öffentlich für Frauen in allen Größen und Formen einzusetzen: „Es geht ja auch niemand zum Schönheitschirurgen und sagt: ‚Mach mich fett!‘“, habe er daraufhin erklärt.

Jeffrey Epstein (Bild: AP)
Jeffrey Epstein

Wexner verband dazu mit Epstein eine lange Geschäftsbeziehung - er hatte ihm unter anderen die New Yorker Villa verkauft, in der der Hedgefond-Manager Sexpartys mit minderjährigen Mädchen gefeiert hatte. Laut drei ehemaligen, hochrangingen Victoria’s-Secret-Mitarbeitern, die ebenfalls in der „New York Times“ auspackten, sei Wexner bereits Mitte der 90er-Jahre gewarnt worden, dass Epstein mit dem Namen Victoria’s Secret Jungmodels anlockte. Es gibt keinen Beleg dafür, dass Wexner jemals etwas gegen Epstein unternommen hat.

Razek weist unterdessen alle Schuld von sich: „Die Anschuldigungen sind falsch oder aus dem Zusammenhang gerissen.“

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(Bild: kmm)



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