Bei Alphabet flaut das Wachstum ab - das Werbegeschäft der Tochter Google hat zum Jahresende schlechter abgeschnitten als erwartet. Anleger reagierten enttäuscht. Auf ein positives Feedback stieß dagegen die Entscheidung des neuen Vorstandschefs Sundar Pichai, die bisher ziemlich undurchsichtigen Geschäftszahlen des Konzerns zumindest ein wenig transparenter zu machen: Beim ersten Quartalsbericht unter seiner Verantwortung legte Alphabet erstmals konkrete Zahlen zur Geschäftsentwicklung der Videoplattform YouTube und der boomenden Cloud-Sparte vor.
„Ich bin sehr zufrieden mit unseren anhaltenden Fortschritten im Suchmaschinengeschäft und beim Aufbau zweier unserer neueren Wachstumsbereiche“, verkündete Pichai mit Blick auf YouTube und die Cloud-Services mit IT-Diensten und Speicherplatz im Internet. YouTube brachte dem Konzern im vergangenen Jahr bereits Werbeerlöse von gut 15 Milliarden Dollar (rund 13,6 Milliarden Euro) ein. Das Cloud-Geschäft steuerte 2019 rund 8,9 Milliarden Dollar zum gesamten Konzernumsatz bei.
Investoren hatten sich schon lange mehr Einblick bei YouTube und ins Cloud-Geschäft gewünscht. In der Vergangenheit hatte Alphabet das aber mit der Begründung abgelehnt, dass YouTube-Chefin Susan Wojcicki oder Cloud-Chef Thomas Kurian ihre Zahlen an Google-Chef Pichai liefern und nicht an den bisherigen Konzernlenker Larry Page. Nun ist Pichai in Personalunion der Boss von Google und Chef des Mutterkonzerns Alphabet, sodass dieses Argument gegenüber der Börsenaufsicht SEC nicht mehr verwendet werden kann.
Schwächstes Wachstum seit fünf Jahren
Die Marktreaktion auf den Geschäftsbericht war dennoch negativ, was allerdings in erster Linie am vergleichsweise schwachen Umsatzwachstum lag. Angetrieben vom Werbegeschäft legten die Erlöse im vierten Quartal im Jahresvergleich zwar um gut 17 Prozent auf 46,1 Milliarden Dollar zu. Es handelt sich jedoch um das schwächste Wachstum seit fünf Jahren - an der Wall Street war mit deutlich mehr gerechnet worden. Die Anleger reagierten enttäuscht.
Alphabets Quartalsgewinn stieg indes stärker als erwartet von 8,9 Milliarden auf 10,7 Milliarden Dollar. YouTubes Werbeerlöse kletterten im Jahresvergleich von 3,6 Milliarden auf 4,7 Milliarden Dollar, in der Cloud-Sparte gab es eine Zunahme von 1,7 Milliarden auf 2,6 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Rivale Amazon verbuchte mit seiner Web-Plattform AWS im Schlussquartal ein Umsatzwachstum um 40 Prozent auf zehn Milliarden Dollar. Und auch Microsoft hat mit seinem Cloud-Dienst Azure das Google-Angebot hinter sich gelassen.
Auf die Stimmung der Investoren drückt auch die Erkenntnis, dass der Verkauf der Pixel-Smartphones und von smarten Lautsprechern keine Perspektive bietet, sich von der Abhängigkeit vom Werbemarkt zu lösen.
Milliardeninvestitionen
Während Googles Haupteinnahmequelle, die Werbeerlöse, im Schlussquartal nur noch um 16,7 Prozent zulegten, gab der Konzern mal wieder viel Geld etwa für Investitionen in Datenzentren und neue Mitarbeiter aus. Insgesamt nahmen Alphabets Kosten und Ausgaben in den drei Monaten bis Ende Dezember um 18,5 Prozent auf 36,8 Milliarden Dollar zu. Im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr erhöhte Alphabet den Umsatz um 18 Prozent auf 162 Milliarden Dollar. Der Gewinn wuchs von 30,7 Milliarden auf 34,3 Milliarden Dollar.
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