Das Kreuz in Schulen, Ämtern oder anderen öffentlichen Gebäuden sorgt immer wieder für hitzige Debatten. Im Krankenhaus Nord in Wien hat man sich bewusst dafür entschieden, keine religiösen Symbole aufzuhängen - was naturgemäß ebenfalls Diskussionen verursacht. Man wolle damit keine anderen Konfessionen diskriminieren, so die Begründung des Pflegedirektors.
Schon während der Planung habe man sich zum Verzicht auf Kreuze entschlossen: „Grund ist, dass sonst nur vielleicht ein religiöses Symbol in den Zimmern ist“, erklärte Pflegedirektor Jochen Haidvogel dem ORF. Eine Benachteiligung anderer Konfessionen wollte man vermeiden.
Religion kann in eigenen Gebetsräumen ausgeübt werden
Wer seine Religion ausüben möchte, könne dies selbstverständlich auch im Spital tun: Es gebe eine christliche Kapelle, eine Moschee und einen jüdischen Gebetsraum. Seelsorger besuchen die Patienten auf Wunsch auch am Krankenbett. „Im Grunde genommen haben wir das sehr selten, dass Patienten sagen, sie vermissen irgendwelche religiösen Symbole in den Zimmern“, so Haidvogel.
Kreuze verschwinden ohne Vorwarnung aus Patientenzimmern
Ganz im Gegenteil: Klaus Rieger vom Orthopädischen Spital Speising berichtete „Wien heute“, dass die Kreuze teilweise sang- und klanglos aus den Patientenzimmern verschwinden: „Es ist schon passiert, dass mir Mitarbeiter gesagt haben, da hängt kein Kreuz mehr. Und dann komme ich im Nachhinein drauf, das wird ein Patient, ohne viel zu sagen, heruntergenommen haben. Das kommt immer wieder vor, wir werden es dann wieder aufhängen.“ In anderen Spitälern hänge man das Kreuz mit einem Tuch ab, wenn sich Patienten davon gestört fühlen.
Der Erzdiözese Wien gefällt die Entscheidung des KH Nord naturgemäß nicht. „Natürlich finden wir es schade, denn wir sehen im Kreuz nicht nur das Symbol des Christentums, sondern auch ein Zeichen dafür, dass aus Leid Heil entstehen kann und dass Krankheit und Tod nicht das letzte Wort haben“, ließ deren Sprecher Michael Prüller wissen.
FPÖ ortet „Skandal erster Güte“
Auch die FPÖ ist darüber erzürnt: „Das Abnehmen des Kreuzes ist eine kulturelle Selbstaufgabe. SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig unterwirft sich damit endgültig dem Islam“, so der Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp. Man würde damit „unsere mitteleuropäische Kultur und Tradition verraten“. Als Teil der Regierungskoalition würde er dafür sorgen, dass Kreuze im KH Nord aufgehängt werden. „Ein Krankenhaus ist mit Sicherheit kein Ort, den man freiwillig aufsucht. Hier einen Kniefall vor fremden Kulturen zu zeigen, ist schon ein starkes Stück“, ortet Parteikollege Michael Schnedlitz, Neo-Generalsekretär, per Aussendung einen „Skandal erster Güte“.
ÖVP vermisst „geistes- und kulturgeschichtliches Symbol Europas“
Auch für die ÖVP ist die Entscheidung „unverständlich“, denn das Kreuz sei „ein geistes- und kulturgeschichtliches Symbol Europas“, so der türkise Stadtrat Markus Wölbitsch. Integrationssprecherin Caroline Hungerländer betonte, dass es vielen Patienten Trost spenden würde. „Es ist aber ein Faktum, dass Österreich im Zeichen des christlich-jüdischen Erbes steht. Die christliche Tradition dürfen wir auch - oder insbesondere - in einem Krankenhaus nicht ablegen“, so die ÖVP-Politikerin.
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