Wollten nach Ungarn

Migranten mit falschen Gerüchten an Grenze gelockt

Ausland
07.02.2020 11:14

Der Protest Hunderter Migranten an der serbisch-ungarischen Grenze bei Tompa ist in der Nacht auf Freitag beendet worden. Die serbische Polizei holte die vorwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan stammenden Männer, Frauen und Kinder mit Bussen ab und brachte sie in ein Auffanglager im südserbischen Presevo. Die Auflösung der Protestaktion verlief friedlich, die Migranten folgten den Anweisungen der serbischen Polizei. Das Innenministerium in Wien beobachtet die Lage an der EU-Außengrenze sehr genau. Ressortchef Karl Nehammer steht laut Angaben seines Büros in engem Austausch mit Budapest, um über die Situation vor Ort im Bilde zu sein.

Unterdessen zeigte sich Serbiens Verteidigungsminister Aleksandar Vulin entrüstet über die Art und Weise, wie die „Versammlung“ zustande gekommen war. Vulin sprach von einer „schändlichen Täuschung“ von Hilfe suchenden Menschen mittels Fake News und gefälschten Aufnahmen, die vermeintlich offene Grenzen nach Ungarn zeigten. Wer hinter den Informationen steckt, ist unbekannt.

„Unsere Kinder verdienen ein besseres Leben“, steht auf diesem Transparent, das ein kleines Mädchen am Grenzübergang Kelebija-Tompa in die Kameras hält. (Bild: APA/AFP/ISTVAN HUSZTI)
„Unsere Kinder verdienen ein besseres Leben“, steht auf diesem Transparent, das ein kleines Mädchen am Grenzübergang Kelebija-Tompa in die Kameras hält.
Ungarische Bereitschaftspolizisten an der serbischen Grenze. Einen ähnlich strengen Grenzschutz fordert Kickl für Österreich. (Bild: EPA)
Ungarische Bereitschaftspolizisten an der serbischen Grenze. Einen ähnlich strengen Grenzschutz fordert Kickl für Österreich.

Ungarn: Zahl der „Angriffe auf die Grenze“ steigt
Gegenüber ungarischen Medien erklärte ein junger Mann aus Syrien am Donnerstagabend, dass der Aufruf, zum Grenzübergang bei Kelebija-Tompa zu kommen, über soziale Medien verbreitet worden sei. Die Regierung in Ungarn warnt schon seit Wochen, dass Schlepperorganisationen mit Unterstützung von NGOs einen größeren Grenzsturm vorbereiten würden. Heuer hätten bereits rund 4100 Migranten versucht, die ungarische Grenze illegal zu überwinden. Die ungarische Regierung spricht in diesem Zusammenhang von „Angriffen auf die Grenze“.

Anstelle der bisher üblichen Flüchtlingsroute über Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Slowenien würden die Flüchtlinge über Serbien zur ungarischen Grenze oder an das ungarisch-serbisch-rumänische Grenzdreieck gelangen. Diese würden über überraschend gute Kenntnisse verfügen, an welchen Grenzabschnitten die größten Chancen für ein Durchkommen bestünden. Das alles seien Indizien dafür, dass das Grenzüberwachungssystem getestet werden soll.

Monatelang haben zahlreiche Migranten in Serbien und Bosnien-Herzegowina ausgeharrt. (Bild: EPA)
Monatelang haben zahlreiche Migranten in Serbien und Bosnien-Herzegowina ausgeharrt.

„Menschen müssten froh sein, dass Serbien sie aufnimmt“
Serbiens Verteidigungsminister versicherte am Donnerstag, er werde nicht zulassen, dass durch solche Aktionen die guten Beziehungen zwischen der ungarischen und der serbischen Regierung zerstört werden. „Die Menschen müssten froh sein, dass Serbien sie aufgenommen hat und sich um sie kümmert“, meinte Vulin. Doch die wenigsten wollen in Serbien bleiben. Auch Ungarn ist nicht ihr Zielort. „Bitte bleibt hier und helft uns, nach Westeuropa zu gelangen“, sagte am Donnerstagabend ein junger Migrant in die Kamera eines ungarischen Reporters an der Grenze.

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