Panisch, gelassen oder doch hysterisch: Wie reagieren Menschen in Coronavirus-Zeiten, wenn jemand mit Mundschutz durch die Stadt spaziert? „Krone“-Redakteurin Kathi Pirker wagte den Test und spazierte mit Schutzmaske durch die Wiener Innenstadt. Einige Passanten störte es gar nicht, einige wichen unauffälligen Schrittes lieber einige Meter aus. Skeptische Blicke eines Herren beim Warten auf die Straßenbahn am Ring. Dazu ein Tipp für Brillenträger.
Ein „Krone“-Lokalaugenschein der besonderen Art: Wir wollen niemanden verärgern oder in Angst versetzen - der Test dient dazu, um herauszufinden, wie Menschen sich verhalten, sobald sie jene Masken sehen, die von China aus über alle Medien um die Welt gehen. Ausgerüstet mit einem Mundschutz, spazieren wir durch die Wiener City. Alleine die Besorgung der Maske war ein Spießrutenlauf, in vielen Geschäften sind sie vergriffen. Doch nach einer Bestellung im Netz stand dem Test nichts mehr im Wege.
Panische Augen anstatt einer herzlichen Begrüßung
Erste Reaktionen spüren wir in der U-Bahn Richtung Stephansplatz: „Die helfen sowieso nichts“, kommentiert ein Fahrgast halblaut, als ob wir durch den Mundschutz unser Gehör verloren hätten. Eine Passantin schüttelt den Kopf, als sie das schneeweiße „Accessoire“ sieht. Ein Blumenverkäufer in Wien-Währing wiederum berät uns emotionslos, während die Brille durch die Atmung durch den Nasen- und Mundschutz ständig anläuft. Sofort ist klar, es ist besser, durch den Mund auszuatmen - besonders beim Gehen und Autofahren von Vorteil!
Blumenhändler Golub Mijaildul (43) aus Wien-Währing: „Immer wieder sehe ich Touristen auf der Kärntner Straße, die eine Maske tragen. Ich hab‘ damit kein Problem, und mir macht es auch keine Angst, wenn meine Kunden einen Mundschutz tragen. Aber wir sind hier in Österreich gut auf einen Virusausbruch vorbereitet. Das beruhigt mich sehr.“ Von Weitem sehen wir bei der Straßenbahn-Haltestelle bei der Wiener Oper ein bekanntes Gesicht. Doch irgendetwas stimmt nicht: Panische Augen anstatt einer herzlichen Begrüßung. Sofort reißen wir uns die Maske vom Gesicht und klären die Situation auf. Die Lage ist wieder entspannt!
Ingrid Schwella (66) aus Wien-Favoriten: „Wenn es notwendig wäre, würde ich sofort eine Maske tragen, um mich nicht bei anderen anzustecken. Doch noch finde ich diese Maßnahme in Wien nicht nötig.“
Ludwig Urbanek (70) aus Wien-Favoriten: „Bisher kennt man so einen Mundschutz nur bei asiatischen Touristen. Aber wenn ich sehe, dass ein Wiener eine Maske trägt, löst das schon ein bisschen Panik aus.“
„In Österreich verzichte ich auf die Maske“
Teils amüsiert, teils verwirrt reagieren Touristen aus Asien. Eigentlich sind sie es, die aus Respekt gegenüber den Mitmenschen einen Mundschutz tragen, um keinen anderen mit einem Erreger anzustecken. Geewon Nam (22) aus Südkorea: „Bei uns zu Hause in Südkorea tragen viele einen Mundschutz, aber da ist auch die Coronavirus-Gefahr größer. Da trage ich dann auch eine Maske. In Österreich verzichte ich drauf.“ Österreicher mit einer Maske passen nicht in ihr Weltbild. Auch wenn in vielen Ländern das Coronavirus kursiert. Nach drei Stunden in der Kälte - weg mit der Maske - endlich wieder durchatmen.
Julio Lora (30) und Jazmin Gutérrez (31) aus Mexiko besichtigen derzeit Wien, sind aber wegen der weltweiten Lage vorsichtig: „Wir tragen eine Maske, um uns nicht zu verkühlen, und jetzt natürlich auch, um sich nicht mit dem Coronavirus anzustecken. So fühlen wir uns einfach wohler.“
Daten und Fakten:
Viren (etwa Grippe oder auch Coronavirus) verbreiten sich vor allem durch Tröpfcheninfektion: Wer infiziert ist, versprüht beim Husten oder Niesen virushaltige Tröpfchen. Über Gegenstände, die von vielen Menschen angefasst werden, wie Türklinken oder Haltegriffe in Öffis, übertragen sich Krankheitserreger leicht von Person zu Person. Auch direkter Kontakt durch Händeschütteln oder Umarmungen begünstigt die Übertragung.
Als bester Schutz gilt: Regelmäßiges gründliches Händewaschen und Hände vom Gesicht fernhalten. Wer selbst krank ist, soll zu Hause bleiben, bis die akute Erkrankung abgeklungen ist. Anderen Menschen nicht die Hand geben.
Katharina Pirker, Kronen Zeitung
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