Coronavirus-Epidemie

Kreuzfahrtindustrie rechnet 2020 mit Riesenverlust

Wirtschaft
09.02.2020 14:14

Die seit Dezember vor allem in China grassierende Coronavirus-Epidemie setzt die florierende italienische Kreuzfahrtindustrie, die Anfang Jänner noch mit einem neuen Passagierrekord für 2020 gerechnet hatte, gehörig unter Druck. Die in Genua ansässige Reederei Costa Crociere etwa hat alle Kreuzfahrten in Asien bis Ende Februar abgesagt. Allen Kunden wird das Geld für die gebuchte Reise zurückerstattet.

Vier Costa-Schiffe befinden sich derzeit im asiatischen Raum, sie liegen in Japan und Südkorea vor Anker und warten auf die Entwicklungen in Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie. An Bord befinden sich die Crews aus bis zu 1000 Personen pro Schiff, die weiterhin im Einsatz bleibt, weil die Motoren aktiv gehalten werden müssen. Das Personal werde weiterhin bezahlt, verlautete aus dem Costa-Hauptquartier in Genua.

Reedereien verschärfen Regeln für Reisende
Die Kreuzfahrtindustrie hat ihre Vorsorgemaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus verschärft. Keine Passagiere oder Besatzungsmitglieder dürfen mehr an Bord eines Kreuzfahrtschiffs gehen, die 14 Tage vor der Einschiffung aus oder über China gereist sind oder über Flughäfen in dieser Region im Transit, einschließlich Hongkong und Macao, teilte der internationale Kreuzfahrt-Verband CLIA am Freitag in Hamburg mit. Zudem werde allen Personen die Beförderung verweigert, die möglicherweise Kontakt mit einer infizierten Person hatten, und es würden im Bedarfsfall Gesundheitschecks vor der Einschiffung vorgenommen.

Die Diamond Princess im Hafen in Yokohama (Bild: APA/AFP/Kazuhiro Nogi)
Die Diamond Princess im Hafen in Yokohama

Erst am Dienstag war in Japan das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess (Bild oben) wegen eines Passagiers, der positiv auf das Virus 2019-nCoV getestet worden war, unter Quarantäne gestellt worden. In Italien hatte es Ende Jänner den Verdacht gegeben, dass Passagiere des Kreuzfahrtschiffes Costa Smeralda sich mit dem Erreger angesteckt haben könnten. Die rund 7000 Passagiere und Besatzungsmitglieder der Costa Smeralda (Bild unten) saßen deshalb einen Tag lang im Hafen der Stadt Civitavecchia fest.

Menschen an Bord der Costa Smeralda waren einen Tag an Bord ihres Kreuzfahrtschiffs gefangen. (Bild: APA/AFP/Filippo Monteforte)
Menschen an Bord der Costa Smeralda waren einen Tag an Bord ihres Kreuzfahrtschiffs gefangen.

Die italienische Kreuzfahrtindustrie hatte zu Jahresbeginn bis Ende 2020 mit einem Rekordhoch von 13 Millionen Passagieren gerechnet, was einem Plus von 6,2 Prozent gegenüber 2019 entsprechen würde. Wegen der ungewissen Aussichten infolge der Coronavirus-Epidemie scheint es durchaus unwahrscheinlich, dass 2020 ein neues Rekordjahr für die Kreuzfahrtbranche sein wird.

Alleine in Italien gibt es 39 Kreuzfahrthäfen
Italien zählt 39 Kreuzfahrthäfen, wobei der von Civitavecchia nördlich von Rom mit circa 2,5 Millionen Passagieren pro Jahr jener mit den meisten Passagieren ist, gefolgt von Venedig mit 1,5 Millionen Passagieren. Beliebte Kreuzfahrthäfen sind auch Neapel und Genua.

(Bild: AFP/Philip Fong)

Branchenriese ist Costa Crociere, der in Europa einen Umsatz von 12,6 Milliarden Euro generiert, davon 3,5 Milliarden in Italien. Weltweit beschäftigt die Reederei 63.000 Personen, darunter 17.000 in der italienischen Heimat.

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