Piraten wollen helfen

Verbotenes Archiv: 5352 Dokumente zum Coronavirus

Digital
10.02.2020 10:47

Wissenschaftliche Dokumente und Studien gibt es oft nur bei teuren Fachzeitschriften und Forschungsportalen. Einer Gruppe von Copyright-Piraten ist das angesichts der aktuellen Weltlage ein Dorn im Auge. Sie betreiben mit „Sci-Hub“ eine illegale Börse für wissenschaftliche Werke - und haben nun ein Archiv mit Tausenden Dokumenten zum Coronavirus bereitgestellt. Mehr als eine halbe Million Menschen hat bereits Hunderte Gigabyte Daten daraus heruntergeladen.

Hinter „Sci-Hub“ steht eine Gruppe von Copyright-Piraten, die sich für freien Zugang zu wissenschaftlichen Dokumenten aussprechen. In der Szene ist die Seite als „Pirate Bay für die Forschung“ bekannt. Die Betreiber stellen laufend illegale Kopien von Studien und wissenschaftlichen Papers auf das Portal und sehen ihr Tun als Demokratisierung der Wissenschaft.

(Bild: stock.adobe.com)

Mehr als 5000 Dokumente zu Coronaviren
Das illegale Coronavirus-Archiv, das von den Piraten aufgebaut und auf einer Partner-Website zugänglich gemacht wurde, enthält über 5000 Dokumente zu Coronaviren im Allgemeinen und dem nun in Wuhan ausgebrochenen neuen Erreger im Speziellen.

Die ältesten Dokumente in dem Archiv gehen auf das Jahr 1968 zurück, es sind aber auch viele brandneue enthalten. Weltweit sollen laut den Betreibern des Archivs von einer halben Million Nutzern bereits über 500 Gigabyte an Forschungsdaten heruntergeladen worden sein - vor allem in Europa und Nordamerika. Man habe sogar Dankesschreiben von Virologen erhalten.

„Unser Projekt ist illegal, aber es ist richtig“
Im Gespräch mit dem Filesharing-Newsportal „TorrentFreak“ erklärt einer der Hintermänner von „Sci-Hub“, der unter dem Pseudonym „Shrine“ auftritt, seine Motivation. „Unser Projekt ist illegal, aber es ist das Richtige in dieser Krise. Wir wehren uns dagegen, das Urheberrecht über Menschenleben zu stellen. Es ist essenziell, zu teilen, was wir über das Virus wissen, darum teilen auch internationale Forscher ihre Coronavirus-Erkenntnisse in einer noch nie dagewesenen Weise.“

Damit spricht er die Freigabe zahlreicher sonst kostenpflichtiger Fachaufsätze zum Thema durch große Wissenschaftsverlage an, die allerdings erst erfolgte, nachdem der Virus schon drei Wochen wütete. Der Pirat: „Die Verleger ließen ihre Paywalls drei Wochen oben, bevor sie endlich aufgewacht sind und einen schwer limitierten freien Zugang einrichteten.“

(Bild: stock.adobe.com)

Späte Freigabe als „Verbrechen gegen die Menschheit“
Das sei zu wenig, vor allem für Ärzte und Forscher in Entwicklungsländern, die oft nicht an wichtige Dokumente zum Thema kommen. Die späte Freigabe habe die globale Forschung beeinträchtigt und sei ein „Verbrechen gegen die Menschheit, das als direkter Angriff auf das Überleben und die Gesundheit unserer Spezies“ zu werten sei, meint der Pirat. Wenn auch nur ein einziges Dokument aus dem verbotenen Archiv einem Forscher im Kampf gegen die Seuche hilfreich sei, habe man das Ziel der Aktion erreicht.

„Wir hoffen, dass unser Archiv auch dann noch wertvoll für die Forschung ist, wenn die Verleger die Gefahr einer Pandemie wieder vergessen und ihre Paywalls wieder hochgezogen haben“, sagt „Shrine“.

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