33 Stück Rotwild tot

Anrainer empört: „Das war ein Gemetzel“

Tirol
10.02.2020 18:00

Die Stunde X schlug am Sonntagabend: Beauftragte Jäger schossen im dafür gebauten Gatter in der Tiroler Gemeinde Kaisers 33 Stück Rotwild, das Land will so die TBC-Gefahr eindämmen. „Es war ein 45-minütiges Gemetzel“, ist Dorfchef Norbert Lorenz fassungslos. Die Behörden sprechen von einer tierschutzgerechten Erlegung.

Gegen 19.30 Uhr alarmierten erste Salven die Bevölkerung. „Auch ich habe die Schüsse mitbekommen“, schildert Lorenz. Wie andere Bürger eilte er zur Fütterung „Holzrinner“, wo schon im Herbst ein Gatter für die massenhafte Erlegung errichtet wurde. Zeugen waren über die Szenen entsetzt: „Das Wild lief in höchster Panik umher, in einem Fall haben sich die Tiere gegenseitig die Kiefer eingerannt.“ Letztlich lagen 33 Stück Rotwild am Boden, darunter auch Hirsche, für die die Abschussquote eigentlich schon erfüllt ist. Weil nur zwei Jäger beteiligt waren, habe die Aktion entsprechend länger gedauert.

„Tierschutzgerecht“
Beim Land ist die Wortwahl natürlich eine andere: „Erfahrene Schützen“ hätten das Wild „in kürzester Zeit schonend und tierschutzgerecht entnommen“. Damit sei die Abschussquote, die zur Eindämmung der vom Tier auf Menschen übertragbaren Seuche TBC notwendig ist, erstmals seit vielen Jahren erfüllt worden. Dem Urteil des Landesverwaltungsgerichts sei so Folge geleistet worden. Nun sei der Weg frei für eine Neuverpachtung der Jagd in Kaisers, das Wildgatter werde umgehend entfernt.

Das Gatter, in das das Rotwild gelockt wurde (Bild: Gemeinde Kaisers)
Das Gatter, in das das Rotwild gelockt wurde

Proteste vor Ort
In den vergangenen Tagen hatten Einheimische mit Plakaten gegen die Massentötung protestiert. Am Sonntagabend kam es dann zu Schreiduellen. Ein Polizeiaufgebot rückte aus, um den Abtransport der Kadaver und die Jäger zu schützen. „Direkte Widerstandshandlungen oder Verletzte gab es nicht“, heißt es von der Polizei Elbigenalp.

(Bild: zVg)
(Bild: zVg)

Brief an Minister Anschober
Lorenz will nach dem „Trauma“ nicht zum Alltag zurück. Für Mittwoch ist ein Treffen mit Landesjägermeister Anton Larcher geplant. Außerdem informiert er im Gemeindezentrum seine Bevölkerung. In einem Brief an den neuen grünen Gesundheitsminister Rudolf Anschober legte Lorenz dieser Tage dar, dass es beim Rotwild zwischen Elbigenalp und Kaisers nur eine durchschnittliche TBC-Ansteckung von drei Prozent gebe (in Kaisers selbst beträgt sie allerdings 7,4 Prozent). Landesveterinärdirektor Josef Kössler sieht nun die Chance, dass man weg von der Seuchenbekämpfung hin zu normalen Abschussauflagen komme.

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