Jägerverband entsetzt

Rotwild-Gemetzel: Fünf von 33 Tieren hatten TBC

Tirol
11.02.2020 15:55

Nachdem am Sonntag im Tiroler Kaisers (Bezirk Reutte) 33 Stück Rotwild zur TBC-Bekämpfung in einem Wildgatter erschossen worden sind (die „Krone“ berichtete), will das Land Tirol zukünftig Gatterabschüsse verbieten. Die angewandten Methoden sind laut Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) „nicht mehr zeitgemäß und abzulehnen“. Am Dienstagnachmittag wurde bekannt, dass fünf der 33 geschossenen Stück Rotwild mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit TBC infiziert waren. Zwei davon waren hochansteckend, teilte das Land am Dienstag in einer Aussendung mit. Damit liege die TBC-Infektionsrate in Kaisers bei 15 Prozent.

In anderen Revieren, in denen der Rotwildbestand reguliert wird, liege die Infektionsrate unter drei Prozent. „Die vorliegenden Zahlen bestätigen, dass die Regulierung des Rotwildbestandes und die konsequente Bekämpfung von TBC beim Rotwild absolut notwendig sind“, erklärte Geisler. Somit werde auch weiterhin bei „solchen TBC-Vorfällen keine andere Wahl als eine Regulierung“ bestehen.

(Bild: zVg)

TBC kann vom Rotwild auf Rinder, die auf Almen weiden, übertragen werden. In den vergangenen Jahren mussten in Tirol rund 300 Rinder auf 119 Bauernhöfen aufgrund des von Rotwild übertragenen TBC-Erregers Mycobacterium caprae getötet werden, 115 davon allein im Außerfern, hieß es. TBC zähle aber auch zu jenen Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen durch direkten Kontakt oder indirekt über Lebensmittel übertragen werden könne, erklärte Franz Katzgraber von der Landessanitätsdirektion. Vor allem für Landwirte bestehe ein Risiko.

(Bild: Christof Birbaumer)

Auch Jägerverband distanziert sich von solchen Maßnahmen
Am Montag wurde, nachdem die Veterinärbehörde des Landes über den Abschuss informiert hat, Kritik von Bürgermeistern und des Tiroler Jägerverbandes laut. Der Kaiserer Bürgermeister Norbert Lorenz sprach etwa von „tierquälerischen Maßnahmen unter dem Deckmantel der Seuchenbekämpfung“. Landesjägermeister Anton Larcher sagte, dass „derartige Massen-Keulungen mit weidgerechter Jagd und tierschutzrechtlichen Grundsätzen“ nichts gemein hätten. Der Jägerverband distanzierte sich „vorbehaltlos von solchen Maßnahmen“.

Das Gatter, in das das Rotwild gelockt wurde (Bild: Gemeinde Kaisers)
Das Gatter, in das das Rotwild gelockt wurde

„So abgeschlachtet zu werden hat kein Tier verdient“
Larcher forderte zudem Konsequenzen für „alle am Rotwild-Massaker beteiligten Behördenvertreter und Schützen“. „Wir fordern die Landesregierung auf, die beteiligten Beamten künftig nicht mehr mit jagdlichen Themen zu betrauen und lehnen auch eine Zusammenarbeit mit diesen Personen ab“, so der Landesjägermeister. „Warum die Behörden und vor allem die involvierten Tierärzte hier die brutalste Methode gewählt haben, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. So abgeschlachtet zu werden hat kein Tier verdient.“.

Zitat Icon

So abgeschlachtet zu werden hat kein Tier verdient.

Tirols Landesjägermeister Anton Larcher

„Abschussquote wurde erfüllt“
Der Abschuss der Tiere war wegen eines Urteils des Landesverwaltungsgerichts notwendig geworden, argumentierte das Land. Die Abschussquote, die zur Eindämmung der vom Tier auf Menschen übertragbaren Seuche TBC notwendig sei, wurde damit erfüllt, hieß es. Laut Land dauerte der Vorgang nur wenige Minuten und verlief „tierschutzgerecht“ und „schonend“. Dem widersprach der Bürgermeister von Kaisers: Auch nach 45 Minuten seien noch nicht alle Tiere tot gewesen, so, Markus Gerber.

(Bild: zVg)

Das Land übte zudem Kritik am „Jagdausübungsberechtigten“ in der Außerferner Gemeinde. Den Abschussanordnungen sei in der Vergangenheit nicht Folge geleistet worden. Die TBC-Infektionsrate liege in Kaisers nämlich deutlich über dem Durchschnitt. Diese Maßnahme anhand eines Regulierungsgatters umzusetzen, wurde zuvor noch als „jagdfachlich anerkannte Methode“ bezeichnet.

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