Jugendzentren, die geschlossen bleiben, oder Basteleinheiten, die ausfallen: Am Mittwoch streiken mehr als 100 Standorte von privaten Sozialeinrichtungen wie der Volkshilfe. Die Mitarbeiter fordern kürzere Arbeitszeiten, die Arbeitgeber befürchten dadurch eine weitere Zuspitzung des Pflegenotstandes. Der Sozialminister hat Verständnis für die Kampfmaßnahmen.
Erste Betriebe haben am Dienstag für ein paar Stunden die Arbeit niedergelegt, am Mittwoch und Donnerstag sollen mehr als 100 weitere folgen. Die Menschen werden weiterhin betreut, allerdings fallen Ausflüge und Ähnliches aus. Einrichtungen wie Jugendzentren oder Beratungsstellen bleiben geschlossen. Angehörige müssten sich keine Sorgen machen, so Gewerkschafterin Eva Scherz.
KV-Verhandlungen abgebrochen
Hintergrund der Warnstreiks ist der Abbruch der Kollektivvertragsverhandlungen für die 125.000 Mitarbeiter der Sozialbranche. Die Arbeitnehmer fordern eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Für eine Teilzeitkraft - der Großteil der Beschäftigten - wäre das ein Plus von 8,6 Prozent.
Schon jetzt gibt es zu wenig Pflegekräfte, bis 2030 könnten bis zu 75.000 Fachkräfte fehlen. Verkürzt man die Arbeitszeit, verschärft das den Notstand, so die Arbeitgeber. Das stimmt laut Experten nur kurzfristig. Langfristig machen bessere Arbeitsbedingungen die Arbeit attraktiver - und das ist dringend notwendig, denn: „Drei Viertel der Pflegekräfte wollen den Job nicht bis zur Pension ausüben“, so Arbeitsmarkt-Experte Thomas Leoni.
Anschober hat Verständnis für „Maximalforderungen“
Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) hat Verständnis für die Streikenden. Er bezeichnete es am Dienstagabend im ORF-„Report“ als „völlig normal“, dass die Sozialpartner mit „Maximalforderungen“ in die KV-Verhandlungen gingen, und zeigte sich zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden wird. Eine Arbeitszeitverkürzung dürfe jedenfalls „kein Tabu“ sein.
Zum Personalnotstand sagte der Minister, man sei „am Beginn einer Mangelsituation“, daher gelte es jetzt, gegenzusteuern - etwa durch Verbesserungen in der Ausbildung. Weiters brauche es „mehr Wertschätzung“, eine Entbürokratisierung im Pflegebereich und eine Verbesserung bei der Bezahlung. Ihm schwebe eine „Pflegereform aus einem Guss“ mit Maßnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden vor.
Teresa Spari, Kronen Zeitung/krone.at
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