Im Streit um einen Großauftrag des US-Militärs hat Amazon eine einstweilige Verfügung gegen Microsoft erwirkt. Eine Bundesrichterin gab am Donnerstag den Antrag des Online-Händlers statt, der Software-Hersteller müsse seine Arbeit am Zehn-Milliarden-Dollar-Deal zur Modernisierung der IT-Systeme des Verteidigungsministeriums zunächst einstellen. Ihre Begründung blieb zunächst unter Verschluss.
Bei dem Streit geht es um das sogenannte Jedi-Projekt zum Aufbau eines Cloud-Systems, mit dem Informationen aller Zweige der Streitkräfte in einem System unter Einsatz künstlicher Intelligenz ausgetauscht werden sollen. Der zehn Milliarden Dollar (9,2 Milliarden Euro) schwere Auftrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren war im vergangenen Oktober überraschend an Microsoft gegangen, obwohl Amazon als Favorit gegolten hatte. Amazons Web-Plattform AWS ist im lukrativen Cloud-Geschäft mit IT-Diensten und Speicherplatz im Internet klarer Marktführer. Amazon hatte daraufhin im November Klage eingereicht.
„Offenkundige Fehler“
Der Online-Händler ist der Ansicht, aufgrund „unzulässigen Drucks von Präsident Donald Trump“ nicht den Zuschlag erhalten zu haben. Dies sei die „plausibelste“ Erklärung für mehrere „offenkundige, unerklärliche“ technische Fehler, die zur Vergabe an den Konkurrenten Microsoft geführt hätten, erklärte der Internetkonzern im Dezember.
Trump hat sich wiederholt kritisch über Amazon geäußert. Unter anderem hat die „Washington Post“, die Amazon-Chef Jeff Bezos gehört, durch ihre kritische Berichterstattung seinen Zorn auf sich gezogen.
Amazon will Vergabe neu prüfen lassen
Amazons Anwälte wollen, dass die Auftragsvergabe erneut geprüft und neu entschieden werden soll. Zuletzt hatten sie sogar gefordert, Trump zu einer Aussage unter Eid zu zwingen. „Es steht viel auf dem Spiel: Die Frage ist, ob es dem Präsidenten der Vereinigten Staaten erlaubt sein sollte, das Budget des [Verteidigungsministeriums] für seine persönlichen und politischen Ziele zu nutzen“, hieß es im Dezember.
Pentagon „enttäuscht“
Im Pentagon zeigte man sich „enttäuscht von der heutigen Entscheidung“. Der Rechtsstreit werde die Modernisierungsstrategie des Verteidigungsministeriums unnötig verzögern, so ein Sprecher des Ministeriums Dem Militär blieben dadurch „dringend benötigte“ Ressourcen vorenthalten. Das Pentagon sei jedoch zuversichtlich, sich mit der Vergabe des Auftrags an Microsoft letztlich durchzusetzen.
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