Die Zahl der freien Stellen hat sich seit 2015 mehr als verdreifacht. Neue Initiativen sollen helfen, die Jobs künftig schneller zu besetzen.
Es sieht auf den ersten Blick nach einer guten Entwicklung aus: In Österreich hat sich die Zahl der sofort verfügbaren freien Stellen seit 2015 mehr als verdreifacht. 71.582 offene Positionen hatten Unternehmen und Institutionen per Ende Jänner 2020 beim Arbeitsmarktservice gemeldet (siehe Grafik) - ein Rekord. Aber: Gleichzeitig gibt es noch immer mehr als 420.000 beim AMS vorgemerkte arbeitssuchende Menschen!
Im Durchschnitt ist Job in 32 Tagen besetzt
Woran liegt es, dass Arbeitgeber und Arbeitslose oft nicht zueinanderfinden? AMS-Chef Herbert Buchinger: „Pro Jahr können rund 120.000 Jobs nicht adäquat besetzt werden. Derzeit dauert es im Durchschnitt 32 Tage, bis eine Stelle besetzt wird.“ Das ging früher deutlich schneller. Die Gründe: Viele Betriebe haben ihre Aufnahmeverfahren verlängert. Die Jobsuchenden erfüllen die benötigten Qualifikationen seltener. Und für manche Berufe gibt es schlicht zu wenig Bewerber.
Die meisten offenen Stellen gibt es in Oberösterreich
Ein echter Mangel herrscht bei Ingenieuren, Technikern und Krankenpflegern. Hier gibt es weit mehr offene Positionen als Arbeitssuchende. Generell am größten ist der Mitarbeiterbedarf im Bundesländervergleich in Oberösterreich.
AMS könnte auch Wohnungsvermittlungs-Agentur werden
Kann es etwas bringen, mehr Arbeitslose zu zwingen, Jobs in anderen Bundesländern anzunehmen, wie von der Regierung geplant? Buchinger: „Ja, aber erstens ist das nur wenigen zumutbar, zweitens bräuchte es Begleitmaßnahmen. Etwa, am neuen Arbeitsort ein Quartier zu organisieren.“ Es sei daher nicht undenkbar, dass das AMS dann auch zu einer Wohnungsvermittlungs-Agentur wird.
Viel verspricht sich Buchinger von der Umstellung der EDV-Systeme des AMS. Man wechselt mit der IT gerade von IBM zum Bundesrechenzentrum. Ziel ist die Automatisierung der Vermittlung, denn „32 Tage sind in einer schnelllebigen Zeit zu lange“. Buchinger will, dass sowohl Betriebe - für offene Stellen - als auch Arbeitslose Kompetenzprofile anlegen: „Ein Schlosser kann etwa angeben, dass er schweißen, drehen und fräsen kann, aber nicht so gut bohren.“ So sollen Angebot und Nachfrage besser und schneller aufeinander abgestimmt werden. Bis man mit der Umsetzung des Projekts beginnt, werde es aber noch zwei Jahre dauern.
Vergil Siegl, Kronen Zeitung
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