Horrorbilder aus China
Corona-Krise: Droht uns die Virus-Apokalypse?
Horrorbilder aus dem Infektionsland China erinnern immer mehr an Science-Fiction-Thriller oder Computerspiele, in denen Killerkeime die Menschheit auslöschen. Wie realistisch sind solche Szenarien? Der Spitzenforscher Norbert Bischofberger gibt Antwort.
Menschenleere Straßen, die Geschäfte leer gekauft, Schulen geschlossen, Krankenhäuser hoffnungslos überfüllt: Szenen aus einem Katastrophenfilm oder die aktuelle Situation in der schwer betroffenen chinesischen Millionenmetropole Wuhan? Was vor einigen Jahren noch Material für den Endzeitthriller „Contagion“ lieferte, wurde in China durch den Ausbruch von Covid-19 (Coronavirus) zur bitteren Realität.
Auch wenn wir in Österreich (noch) nicht direkt betroffen sind, steigt die fragwürdige Begeisterung für die Katastrophenstimmung. Das bereits vor acht Jahren entwickelte Computerstrategiespiel Plague Inc. erlebt derzeit nicht nur in China und den USA einen erneuten Boom, sondern führt auch hierzulande die Spiele-Charts im App Store an. Ziel des Games ist die Vernichtung der Menschheit mithilfe eines Krankheitserregers.
Zurück zur Realität: Welche Fähigkeiten bräuchte ein Virus für eine derart verheerende Wirkung, und wäre Covid-19 ein geeigneter „Kandidat“? Dazu liefert der in Kalifornien lebende österreichische Biochemiker Dr. Norbert Bischofberger, der sich auf die Bekämpfung von Viren spezialisiert hat, Antworten.
„Killervirus muss leicht übertragbar und außerhalb des Körpers stabil sein“
„Damit so ein Horrorszenario überhaupt eintreten kann, kommt es darauf an, wie tödlich das Virus ist. So hat etwa die Spanische Grippe in den Jahren 1917-1918 rund 30 Millionen Menschen das Leben gekostet“, erklärt der internationale Spitzenforscher.
Laut Bischofberger lässt sich ein Supervirus, das eine Pandemie auslösen kann, leicht von Mensch zu Mensch übertragen. „Dabei reicht eine sehr geringe Viruskonzentration für die Ansteckung, wie bei Influenza. Bei Kindern ist die Viruslast im Nasensekret zehnmal höher als bei Erwachsenen. Deswegen ist eine Übertragung von Kind zu Erwachsenem leichter möglich.“
Ein ideales Killervirus muss leicht übertragbar und außerhalb des Körpers stabil sein. Eine Rolle spielt auch die Inkubationszeit.
Dr. Norbert Bischofberger, Biochemiker
Weiters müsste der Krankheitserreger auch außerhalb des Körpers lange stabil und infektiös bleiben, wie das Adenovirus, das Bindehautentzündung auslöst. Es „überlebt“ wochenlang auf trockener Oberfläche, wie der Experte ausführt.
Inkubationszeit wichtiger Faktor
Wie gefährlich ein Keim für die Weltbevölkerung werden kann, hängt auch von der Inkubationszeit ab. Je länger man ein Virus in sich trägt, ohne es zu wissen, desto höher ist die Ansteckungswahrscheinlichkeit. Mit dem internationalen Flugverkehr könnte es sich binnen Wochen oder Monaten ausbreiten, bevor das Problem überhaupt erkennbar wird.
Eine wichtige Eigenschaft der Viren ist ihre Fähigkeit zu mutieren: Manchmal springen Krankheitserreger, die sonst nur Tiere befallen, auch auf den Menschen über. Und weil er dieser neuen Virenart noch nie ausgesetzt war, besteht keine Immunität. Das ist das wahrscheinlichste Szenario für eine Pandemie.
Wie realistisch ist es also, dass es zu einer weltweiten Bedrohung kommt? Bischofberger: „Ich habe immer gesagt, es ist nicht eine Frage ob, sondern wann eine solche Situation auftreten wird.“ Über welche gefährliche Fähigkeit Covid-19 verfügt, dazu gibt es noch nicht ausreichend Daten.
Die gefährlichsten Viren der Welt:
Marburg-Virus: Je nach Erregertyp sterben etwa 80 Prozent der Infizierten.
Ebola: Gefährlichkeit je nach Typ. Das Zaire-Ebola-Virus hat eine Sterberate von 90 Prozent.
Vogelgrippe: Sterblichkeitsrate von 70 Prozent.
Zika: Es ist derzeit nur schwer abzusehen, wie gefährlich das Zikavirus tatsächlich ist.
Gelbfieber: Jährlich erkranken rund 200.000, 30.000 sterben.
Tollwut: 60.000 sterben jährlich an Tollwut. Die Infektion endet immer tödlich.
Grippe: 650.000 Todesopfer jährlich durch Influenza. An der Spanischen Grippe starben 1917/18 30 Millionen Menschen.
Rotaviren: 500 Millionen erkranken jährlich, etwa 600.000 sterben daran.
Masern: Im Jahr 2018 sind 140.000 Menschen gestorben, 16.000 mehr als im Jahr davor. Tendenz steigend.
Pocken: Eigentlich bereits ausgerottet, gelten sie nach wie vor als die gefährlichsten Viren. Sie sind um ein Vielfaches ansteckender als die Grippe. Nach Schätzungen würde bis zu ein Drittel der Infizierten sterben.
HIV: 2018 infizierten sich 1,7 Millionen Menschen neu.
Kronen Zeitung
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