Vom Stadionsprecher zum Aushängeschild: Andy Marek prägte Grün-Weiß fast mehr als jeder Spieler. Heute sagt Hütteldorf Danke. Gegen Wattens greift Marek zum letzten Mal zum Stadionmikrofon. (Im Video oben sehen Sie ein im Oktober aufgezeichnetes Interview mit Marek über seine Zeit beim SK Rapid.)
„Die Wertschätzung, die ich in den letzten Tagen bekomme, ist enorm. Aber jetzt tut es auch weh." Langsam hat es Andy Marek realisiert: Heute endet seine große Ära in Hütteldorf!
„Belächelter Waldviertler“
Wo Marek 1992 andockte: „Ich war der belächelte Waldviertler“, bewarb er sich auf ein Zeitungsinserat als Stadionsprecher. Und überzeugte beim Tag der offenen Tür. Vor 300 Menschen. „Eine schwierige Zeit.“ Kurz vor dem Konkurs.
„Grün-weißes Haus bauen“
Dann kam die Ära von Ernst Dokupil. „Er hat mich aus dem Sprecherkammerl auf den Rasen geholt.“ Cupsieg, Meistertitel. „Wir wurden vom Erfolg überrannt, es gab ja keine Strukturen.“ Aber Marek hatte Ideen, ein offenes Ohr für die Fans und zögerte nicht, als ihn Präsident Günter Kaltenbrunner 1998 fragte: „Willst du nicht das grün-weiße Haus bauen?“ Er wollte, gründete das Klubservice - und ließ Rapid positiv “explodieren„ (Mitglieder, Abos, Fanklub-Veranstaltungen, Europacup-Reisen, Merchandising, etc.)
„Konnte nie ein Spiel genießen“
Kamen früher zwei Faxe pro Tag, sind es jetzt Hunderte Mails. Selbst der Beschwerden über zu warmes Stadion-Bier nahm er sich an. Marek fühlt(e) sich für alles verantwortlich, gab auch jedem seine private Handynummer. Dazu der Spagat in der Fanarbeit. Die Hilflosigkeit und Kritik nach dem Platzsturm 2011. “Ich konnte nie ein Spiel genießen“, gibt er zu. „Ich habe bei jeder Niederlage immer an die Folgewirkung gedacht.“
So führte er für Rapid 27 Jahre ein Leben über dem Limit. “Mit meinem Körper habe ich Schindluder betrieben. Aber für mich gibt es keine halben Sachen.„ Daher tritt der 57-Jährige jetzt - obwohl er die Krankheit besiegen wird - ab.
Legendäre Erinnerungen
Mit legendären Erinnerungen: Er war der erste Gast in der Champions League, der im Fenerbahce-Stadion zum Mikro greifen durfte. Auch in Old Trafford. Er veranlasste, dass in Hamburg die Reeperbahn für 9000 Rapid-Fans gesperrt wurde. “Keine Selbstverständlichkeit, darauf bin ich stolz. Wir haben so viel aufgebaut.„
Weshalb heute - obwohl er “noch immer keinen Ball stoppen kann" (O-Ton Zoki Barisic) - ein ganz großer Rapidler nach seinem 599. Heimspiel am Mikro in Folge verabschiedet wird. Gebührend. Mit eigenem Fanschal (siehe links), T-Shirts, Überraschungen, Wehmut und Tränen.
Rainer Bortenschlager, Kronen Zeitung
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