Coronavirus-Krise

Kranproduzent Palfinger fehlt Belegschaft in China

Wirtschaft
19.02.2020 16:32

Die Auswirkungen der drastischen Maßnahmen gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 haben immer häufiger Auswirkungen auf die Wirtschaft: Der heimische Kranherstellers Palfinger etwa muss in seinem Werk in Rudong nahe Shanghai auf die Hälfte seiner Belegschaft verzichten, da diese nicht zur Arbeit kommen darf. „Die konkreten Auswirkungen sind derzeit noch nicht abschätzbar“, erklärte am Mittwoch Palfinger-Chef Andreas Klauser. An den Börsen schürte die Krise in China weltweit große Sorgen.

Nicht nur, dass viele Palfinger-Mitarbeiter nach den Neujahrsferien in ihren Heimatprovinzen oder in Quarantäne festsitzen, sind von der chinesischen Regierung aktuell auch Lieferungen vom und zum Werk Rudong verboten. Zudem sind Besprechungen in größeren Gruppen nicht erlaubt.

„Aktuell kann faktisch nicht produziert werden
Von den an sich 480 Mitarbeitern am Joint-Venture-Standort in Rudong darf knapp die Hälfte gar nicht von außerhalb nach Rudong zurückkehren, aktuell kann faktisch nicht produziert werden, hieß es am Mittwoch seitens des börsennotierte Salzburger Hebevorrichtungs-Spezialisten bei einem Bilanzpressegespräch in Wien.

Chaos in China macht EU-Firmen Probleme
Für europäische Unternehmen in China sorgen Pekings radikale Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 (Bild unten) für enorme Verwirrung und große Probleme. Die EU-Handelskammer in China teilte am Dienstag in Peking mit, dass widersprüchliche Regeln lokaler Stellen es extrem schwierig machten, die Arbeit nach den - wegen des Virus schon verlängerten - Ferien über das chinesische Neujahrsfest wieder aufzunehmen.

Elektronenmikroskopische Aufnahme des Coronavirus SARS-CoV-2 (rot) (Bild: NIAID-RML)
Elektronenmikroskopische Aufnahme des Coronavirus SARS-CoV-2 (rot)

Drohen nun Engpässe bei Medikamenten?
Lieferketten seien unterbrochen, Produkte könnten nicht verschifft werden, Waren könnten nicht an den Kunden und auch nicht an den Verbraucher gebracht werden. „Es ist ein logistischer Alptraum“, sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke und appellierte an die chinesische Seite: „Hört auf, widersprüchliche Vorschriften im ganzen Land zu haben.“ Das Vorgehen der Behörden müsse besser abgestimmt und koordiniert sein. Die Krise werde möglicherweise bis März andauern. „Es wird so schnell nicht vorbei sein“, so Wuttke. Da Chinas pharmazeutische Industrie ebenfalls betroffen sei, könnte es weltweit zu Engpässen bei Antibiotika und anderen Medikamenten kommen.

Täglich verbringen Apotheken-Mitarbeiter in Vorarlberg ein bis zwei Stunden damit, alternative Medikamente oder andere Lieferanten zu suchen. (Bild: ©john9595 - stock.adobe.com)
Täglich verbringen Apotheken-Mitarbeiter in Vorarlberg ein bis zwei Stunden damit, alternative Medikamente oder andere Lieferanten zu suchen.

US-Firmen leiden unter Betriebsschließungen
Laut Umfrage der US-Handelskammer (AmCham) ist fast jedes zweite Unternehmen in den Regionen Shanghai, Suzhou, Nanjing und im Jangtse-Delta von Beeinträchtigungen durch fehlendes Personal im eigenen Betrieb oder bei Lieferanten betroffen.

Knapp die Hälfte der 100 befragten Unternehmen gab an, Betriebsschließungen in China hätten sich auf ihre globalen Lieferketten ausgewirkt. Es fehlten die Arbeitskräfte, weil sie nicht reisen dürften oder unter Quarantäne stünden, erklärte AmCham-Präsident Ker Gibbs. „Das wird schwerwiegende Folgen für die globalen Lieferketten haben.“

iPhone-Hersteller kappt Umsatzprognose
Die Coronavirus-Krise hinterlässt immer tiefere Spuren in der Wirtschaft. Mit dem iPhone-Hersteller Apple kappt erstmals ein weltweit führender Großkonzern seine Geschäftsziele wegen der Covid-19-Epidemie in China. An den Börsen schürte das weltweit große Sorgen. In Südkorea kündigte Präsident Moon Jae-in am Dienstag Konjunkturhilfen an. Die Wirtschaft des Landes befinde sich in einer Notsituation, sagte er. Singapur legte bereits ein milliardenschweres Hilfsprogramm auf. Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Veran warnte, es bestehe die ernstzunehmende Gefahr, dass sich die Ausbreitung des Virus zu einer weltweiten Pandemie entwickle.

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