Bekennerschreiben

Terror in Hessen: Schütze tot, Motiv Fremdenhass

Ausland
20.02.2020 10:52

Elf Tote an drei Tatorten aus wohl rechtsradikalen Motiven - Deutschland steht nach dem Blutbad im hessischen Hanau unter Schock. Auch der mutmaßliche Schütze wurde tot aufgefunden. „Mutmaßlicher Täter wurde leblos an seiner Wohnanschrift in Hanau aufgefunden“, twitterte die Polizei Südosthessen Donnerstagfrüh. Spezialkräfte der Polizei entdeckten am Fundort eine weitere Leiche - es soll sich dabei um die Mutter des Verdächtigen handeln. Auch ein Bekennervideo und ein Schreiben, die dem Schützen zugerechnet werden, tauchten auf. Inzwischen ermittelt die deutsche Generalbundesanwaltschaft wegen Terrorverdachts.

Am späten Mittwochabend war die Polizei zu zwei Tatorten gerufen worden, mehrere Menschen waren eiskalt erschossen worden. Die Polizei bestätigte zwar noch immer nicht, dass die Schüsse in zwei Shisha-Bars abgegeben wurden, doch Medienberichte, Fotos und Videos von den Tatorten lassen dies vermuten. Nachdem die Lage stundenlang unklar war - etwa ob es sich bei den Bluttaten um eine Eskalation im Bandenmilieu oder Taten aus rechtsradikalen Motiven handelt -, ergab sich in den Morgenstunden am Donnerstag ein klareres Bild. „Nach unseren jetzigen Erkenntnissen ist ein fremdenfeindliches Motiv durchaus gegeben“, sagte der hessische Innenminister Peter Beuth. Darauf deute etwa eine Homepage hin, aus der sich ein mutmaßlicher rechter Hintergrund ergebe.

„Mutmaßlicher Täter leblos an seiner Wohnanschrift aufgefunden“
Stundenlang hatte die Polizei auf Hochtouren nach dem Schützen gefahndet, kurz nach 5 Uhr früh twitterte die Polizei Südosthessen, dass der mutmaßliche Täter „leblos an seiner Wohnanschrift in Hanau aufgefunden“ worden sei. Auch eine weitere Leiche wurde gefunden. Ob es sich bei dem elften Opfer tatsächlich um die Mutter des Verdächtigen handelt, ist noch nicht bestätigt.

Schütze soll Deutscher sein, der Jagdschein besitzt
Die Ermittlungen dauern an. Es gebe zunächst keine Hinweise auf weitere Täter, hieß es von der Exekutive. Laut Informationen der „Bild“-Zeitung war die Polizei in der Früh damit beschäftigt, das Auto des mutmaßlichen Schützen zu untersuchen. Im Fahrzeug sollen Munition, Magazine und Holster gefunden worden sein. Der mutmaßliche Täter sei Jäger, Sportschütze und legal im Besitz einer Waffe gewesen.

Das Auto des mutmaßlichen Schützen wird weggebracht. (Bild: AFP)
Das Auto des mutmaßlichen Schützen wird weggebracht.

Die meisten Opfer kurdischstämmig
Auch ein Bekennerschreiben und ein Bekennervideo waren in der Früh aufgetaucht. Diese sollen untermauern, dass der Mann aus rechtsradikalen Motiven gehandelt haben dürfte. Laut „Bild“ vertrete der mutmaßliche Schütze die Ansicht, dass bestimmte Völker vernichtet werden müssten, deren Ausweisung aus Deutschland nicht mehr zu schaffen sei. Die meisten Opfer dürften laut Medienberichten kurdischstämmig sein. Damit ist nun die zunächst verbreitete Vermutung, es könnte sich bei dem Attentat um eine Auseinandersetzung im Bandenmilieu handeln, vom Tisch.

Der erste Tatort in der Innenstadt (Bild: APA/dpa/Boris Roessler)
Der erste Tatort in der Innenstadt
Tatort Nummer zwei: Das Arena Bar & Café (Bild: AP)
Tatort Nummer zwei: Das Arena Bar & Café

Ziele bewusst ausgewählt
Am Mittwochabend waren zunächst neun Menschen bei Angriffen an zwei Orten in der hessischen Stadt getötet worden. Der Hessische Rundfunk berichtete, die Schüsse seien in zwei Shisha-Bars gefallen. Zunächst sei die Bar Midnight in der Innenstadt angegriffen worden. Danach sei der Täter in den Stadtteil Kesselstadt weitergefahren. Dort seien dann in einer anderen Shisha-Bar, dem Arena Bar & Café, erneut mehrere Menschen erschossen worden.

Auf Twitter tauchten bereits kurz nach den ersten Meldungen unzählige Videos auf, die von Anrainern aufgenommen worden waren.

„Abend, wie man ihn sich schlimmer nicht vorstellen kann“
Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky beschrieb die Geschehnisse in seiner Stadt bestürzt: „Es war ein Abend, wie man ihn sich schlimmer nicht vorstellen kann.“

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