Elf Todesopfer

Hanau: Bankkaufmann (43) wurde zum Terroristen

Ausland
20.02.2020 13:20

Es war ein Terrorakt, der die deutsche Stadt Hanau in der Nacht auf Donnerstag erschüttert hat. Der 43-jährige Tobias R. soll für das Blutbad an drei verschiedenen Tatorten in Hessen verantwortlich sein. Insgesamt elf Menschen mussten sterben. Zurück bleibt die Frage nach dem Warum und den Hintergründen.

Der Mann sei weder als rechtsradikal bekannt gewesen noch polizeilich in Erscheinung getreten, sagte der hessische Innenminister Peter Beuth am Donnerstag. Er dürfte bislang eher ein unauffälliges Leben geführt haben. Wie Tobias R. auf seiner Homepage, die inzwischen offline ist, offenbarte, stamme er aus Hanau, ging dort in die Schule und machte Abitur. Danach absolvierte er den Zivildienst, machte eine Lehre zum Bankkaufmann und studierte in Bayreuth BWL.

Banküberfall als möglicher Auslöser
In einer „Bild“-Live-Sendung wurde Donnerstagfrüh über die Arbeit des 43-Jährigen in einer Bank berichtet. Nachdem er einen Banküberfall erleben musste, sei ihm eine Kartei mit Verdächtigen präsentiert worden - und dabei sollen die meisten ausländische Namen gehabt haben. Von diesem Zeitpunkt an sei wohl seine rechtsradikale Gesinnung gereift, vermuteten deutsche Reporter.

Rassist, Frauenhasser, Verschwörungstheoretiker
Wie der „Focus“ außerdem berichtet, seien auf seiner Homepage zuletzt immer wieder Videos mit rassistischem Gedankengut veröffentlicht worden. Auch Geheimdienste und wilde Verschwörungstheorien und sein Hass auf Frauen - da er noch nie eine Beziehung gehabt habe - hätten zu den Lieblingsthemen von Tobias R. gezählt.

Zuletzt hatte er erst kurz vor der Tat ein Video online gestellt, das als „seine persönliche Botschaft an alle Amerikaner“ zu verstehen sein soll. In diesem Clip sieht man den 43-Jährigen in einer Wohnung sitzen und in fließendem Englisch über angeblich in den USA existierende unterirdische Militäreinrichtungen, Kindesmisshandlungen und Teufelshuldigungen sprechen. Ein Hinweis auf eine bevorstehende eigene Gewalttat in Deutschland ist in dem Video nicht enthalten.

Elf Tote - auch der Schütze und seine Mutter
Dennoch soll sich der Sportschütze, der auch legal im Besitz einer Waffe war, am späten Mittwochabend aufgemacht haben, um ein Blutbad anzurichten. An zwei verschiedenen Orten in der Stadt wurden insgesamt neun Menschen erschossen - die meisten der Opfer dürften kurdischstämmig sein. Stunden nach dem Verbrechen entdeckte die Polizei dann die Leiche des mutmaßlichen Todesschützen in seiner Wohnung. Dort fanden Spezialkräfte eine weitere tote Person, dabei soll es sich um die 72-jährige Mutter von Tobias R. handeln.

(Bild: APA, krone.at-Grafik)

Insgesamt kamen damit elf Menschen bei dem Terrorakt ums Leben. Noch in der Nacht übernahm der Generalbundesanwalt die Ermittlungen wegen der besonderen Bedeutung des Falls.

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