Ein Tiroler geht mit seiner Hündin im Wald spazieren - und kommt alleine zurück. Ein Jäger hielt den Hund für einen Fuchs und schoss mit seiner Schrotflinte auf das Tier.
Man sieht Eduard Schmacher den Schmerz an, als er sagt, „es tut einfach weh“. Knapp eine Woche ist es her, dass der Pensionist mit seiner Hündin „Lara“ seine tägliche Runde drehte - und ohne das Tier zurückkam.
Tödliche Verwechslung
„Es war ein mondheller Abend“, erzählt Schmacher. Zwei Tage nach Vollmond. Der 69-Jährige spaziert durch einen Wald im Brixental, seine 16 Monate alte Hündin, nicht angeleint - wie in diesem Wald auch nicht vorgeschrieben (siehe unten) - stets an seiner Seite. Nach einer Kehre macht das Gespann Halt, der Mann führt Übungen mit dem Labrador-Stafford-Mischling durch. „Sie hörte aufs Wort“, sagt der pensionierte Polizist und zeigt Videos von „Lara“, wie sie auf sein Kommando auf ihn zurennt.
„Fleischköder lockten sie an“
Doch an diesem Mittwoch biegt die Hündin ab, schnuppert am Boden, lässt sich von ihrer Nase führen. „Ich habe sie gerufen, doch sie kam nicht zurück“, schildert Schmacher. Also folgt er ihr. Hund und Besitzer verlassen den Forstweg, ein paar Meter durch das Gestrüpp - auf eine Wiese mitten auf einer Lichtung. Es ist 18.45 Uhr, als „es einen lauten Knall gemacht hat“, sagt der Pensionist - und für einen kurzen Moment wurde es taghell auf der Lichtung im Wald.
Panischer Fluchtversuch
Schmacher sucht nach „Lara“, kann sie erst nicht finden, aber sieht einen Jäger-Hochstand. „Ich habe hinaufgerufen und keine Antwort erhalten“, sagt der Mann. Also klettert er auf den Holzbau und entdeckt einen Jäger, der dabei war, „Füchse zu passen“. Es folgt ein Streitgespräch, wie Schmacher schildert. Kurze Zeit später findet er seine tote Hündin. „Sie hat noch versucht, davonzurennen“, sagt er. Blutspuren im Schnee erzählen von diesem panischen Fluchtversuch.
„Dreimal hinschauen, bevor man schießt“
Der Unterländer geht nach Hause, ruft die Polizei und erstattet Anzeige, bevor er zurückgeht und sein totes Tier mit einer Rodel nach Hause holt. „Die ganze Familie ist tief betroffen“, sagt der Vater von Zwillingen. Es sei schwer zu fassen, was an jenem Abend passiert ist. Am nächsten Morgen sucht er die Lichtung erneut auf, dieses Mal hat er die Polizei anstatt seiner Hündin dabei.
Spuren werden gesichert, der betroffene Jäger wird kurz darauf einvernommen. „Er ist grundsätzlich geständig, geschossen zu haben“, informiert der Sachbearbeiter des Falles. Auch ein Telefonat mit Schmacher gab es bereits - „er hat sich entschuldigt“, sagt der Pensionist und betont: „Mir geht es nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen. Vielmehr möchte ich Hundebesitzer, aber auch Jäger für die Thematik sensibilisieren.“ Es sei nicht die Jagd als Ganzes zu verteufeln, aber es gehöre „dreimal hingeschaut, bevor geschossen wird“, sagt der 69-Jährige. Ob die Familie sich einen neuen Hund zulegt, weiß sie noch nicht - „dafür ist es einfach noch zu früh“.
Daten und Fakten
„Es ist ein unverzeihlicher Fehler“
Martin Antretter, Bezirksjägermeister von Kitzbühel, erklärt, was es mit der Fuchsjagd auf sich hat und wie es mit dem Jäger weitergeht.
„Krone“: Herr Antretter, der Jäger war an jenem Abend beim „Fuchspassen“. Für den Laien: Was heißt das?
Martin Antretter: Pro Jagdrevier ist eine bestimmte Anzahl von Jägern dazu berechtigt, Raubwild, also Fuchs, Dachs und Marder, zu bejagen. Dafür braucht man einen Köderplatz, auf den die Tiere mit Hunde- oder Katzenfutter gelockt werden. Wenn die Aufzucht der Jungen vorbei ist, werden sie im Winter geschossen, um die Ausbreitung von Seuchen zu vermeiden - die Füchse auch wegen ihres Fells.
In diesem Fall traf es aber einen Hund ...
Ja, so etwas darf nicht passieren. Es ist ein unverzeihlicher Fehler, nicht zu schauen, auf was man schießt. Das ist die oberste Grundregel überhaupt. Aber natürlich ist auch der Hundehalter in der Pflicht, auf sein Tier aufzupassen, auch wegen des Tier- und Mutterschutzes.
Der Halter sagt, er habe das getan. Aber die Fleischköder lockten seinen Hund.
Ich war nicht vor Ort, kenne die Distanzen nicht.
Haben Sie mit dem Jäger gesprochen?
Nein, ich kenne ihn nicht. Das Fehlverhalten wurde aber bei der Polizei zur Anzeige gebracht und geht im Jägerverband auch vor den Disziplinaranwalt. Dort kann es dann von einer Abmahnung bis hin zum Entzug der Jagdkarte gehen.
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