Steirer-Brauchtum

Faschingstreiben: Wo die Weiber den Ton angeben!

Steiermark
23.02.2020 12:00

Wie ein Pfefferoni den Mann zum Weib macht, was Senf im Krapfen sucht und dass manches trotz der närrischen Zeit bierernst ist, weiß man in den steirischen Faschingshochburgen. Die „Krone“ hat sich im Ausseerland und in Murau umgehört.

G’standene Frauen haben, wenn auch nicht so beabsichtigt, den Grundstein für den bekanntesten Faschingsbrauch im Ausseerland gelegt. Sie sollen auf der Suche nach ihren abtrünnigen Männern - die ihr Heil lieber im Gasthaus als im Ehebett gesucht haben - einen Mordswirbel geschlagen haben, im wahrsten Sinne des Wortes: Gleich im Nachthemd sind sie, so erzählt man sich, durch den Ort gezogen, haben ihre promillegeschwängerten Gesponse mit Kochlöffeln, die auf den Kochtopf geschlagen wurden, und somit mit viel Lärm heimgetrieben.

(Bild: Jürgen Radspieler)

Tausende Touristen reisen an
„Und die Männer haben dann halt den Spieß umgedreht“, schmunzelt Andreas Winkler über die Kochtopflegende. Sich als (nicht gerade optisch umwerfende) Frauen verkleidend, ordentlich auf die Trommeln hauend. Was heutzutage nicht nur die Einheimischen anzieht, sondern auch Tausende Touristen extra für das Spektakel am Rosenmontag und am Faschingsdienstag anreisen lässt.

Andreas Winkler ist Obertrommelweib der ältesten der Ausseer Gruppen, nämlich jener aus dem Jahr 1767. Sie unterscheidet sich optisch von den anderen durch die bunten Schürzen.

(Bild: Jürgen Radspieler)

Kein einfaches Aufnahme-Ritual
An die 100 Männer umfasst die Gruppe, viel mehr wären gern dabei - aber natürlich kann nicht einfach jeder mitmachen. Ein Fünferrat bestimmt, wer dabei sein darf - und der Novize, der aus der Region stammen und ihr eng verbunden sein muss, der muss das Aufnahmeritual bestehen.

Zuerst „zur Beruhigung“ eine Zigarre rauchen, dann den Eid verlesen, eine Pfefferoni essen und einen Viertelliter Schnaps in sich hineinkippen; früher war es sogar mehr, was relativiert wurde, als jemand danach umgekippt ist. Mit all dem intus gilt es einen Luftballon aufzublasen und die Fahne (nicht die eigene vom Schnaps, sondern die offizielle von den Trommelweibern) zu küssen.

(Bild: Jürgen Radspieler)

Dabei zu sein ist eine Ehre, um die sich viele reißen. „Unsere Warteliste von Leuten, die aufgenommen werden wollen, ist ganz schön lang“, so Winkler.

Mit Senf gefüllter Krapfen
Die Trommelweiber am Montag stehen für das alte Bürgertum, die am Dienstag für die Arbeiter - die müssen für die Aufnahme übrigens auch einen mit Senf gefüllten Krapfen runterwürgen. Auch in Grundlsee und Altaussee gibt es Trommelweibergruppen, einmal sogar die feministische Abwandlung: In Altaussee dürfen nur Frauen trommeln.

Traditionelles Faschingsrennen in der Region Murau (Bild: Steiermark Tourismus/ikarus.cc)
Traditionelles Faschingsrennen in der Region Murau

Faschingsrennen zählt zum Kulturerbe
Nicht weniger sehenswert, bunt und ausdrucksstark ist das traditionelle Faschingsrennen in der Region Murau - das ebenso wie der Ausseer Fasching zum immateriellen österreichischen Kulturerbe zählt. Da ziehen die Schellfaschings- und die Rossgruppe aus, tanzen, wandern von Hof zu Hof, vorneweg der sogenannte Hühnergreifer samt Eiern mit seinem imposanten, in Federn getauchten Kostüm.

Der imposante Hühnergreifer (Bild: Steiermark Tourismus/Christian Jungwirth)
Der imposante Hühnergreifer

Auch hier spielen eine Menge schillernder Figuren mit: der Bauer und die Bäurin, der Junge mit der Braut, Rossknecht, Tierarzt, Hufschmied, Schinder, Fleischhacker, der billige Jakob und noch viele andere, die am Abend dann die Faschingshochzeit bestreiten. Mancherorts wird das Rennen sogar von Schulkindern durchgeführt, um auch den Jungen den Brauch näher zu bringen.

Und noch an vielen anderen Orten in der Steiermark lässt man uralte Bräuche zum Fasching aufleben. Schön, dass es die noch gibt. Und wir etwas zum Lachen haben.

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