Erstmals öffnet der Wiener Krankenanstaltenverbund für die „Krone“ die Türen zur „Corona-Station“ im Kaiser-Franz-Josef-Spital. 29 Verdachtsfälle gab es bisher. Alle negativ! Doch für den Fall der Fälle ist Wien gerüstet.
Freitag, 14 Uhr, an der 4. Medizinischen Abteilung: Am Tag davor wurde der 29. Verdachtsfall eingeliefert. „Es ist erstmals ein Kind! Ein zweijähriges Mädel, leichtes Fieber, Halsweh“, erzählt Oberarzt Hermann Laferl. Die österreichisch-chinesische Familie war gerade aus China zurückgekehrt, da setzten die Symptome ein. Die Kriterien des Verdachtsfalls waren damit erfüllt. „Die Patientin ist mit ihrem Vater in einem Isolierzimmer untergebracht. In wenigen Stunden haben wir die Testergebnisse“, sagt Laferl, während er die Klinik zeigt.
„Niemand im Team fühlt sich unsicher“
Los geht es in der Ambulanz, im eigenen Wartebereich für infektiöse Patienten. Hier saßen in den letzten dreieinhalb Wochen auch weniger seriöse Fälle. Etwa ein Thailand-Urlauber, der nach seiner Rückkehr besorgt war, weil dort viele Chinesen waren. „Das konnte dann sehr schnell geklärt werden“, schmunzelt der Arzt. Für tatsächliche Verdachtsfälle geht es vom Wartebereich weiter.
Im ersten Stock findet sich die Intensivstation, darüber liegen die Zimmer. Vier spezielle Isolierzimmer können nur durch eine Unterdruckschleuse betreten werden. Zwei Türen mit Ampelsystem sichern, dass keine Erreger aus dem Raum dringen. Zutritt gibt es natürlich nur mit Schutzkleidung, die nach dem Verlassen in der Schleuse entsorgt wird. Das wurde bis zur Perfektion erprobt.
Innerhalb eines Tages Platz für 56 Infizierte
„Niemand im Team fühlt sich unsicher“, sagen die Pflegerinnen. Neben den Zimmern mit Hightech-Schleuse gibt es noch weitere vier Isolierzimmer sowie Mehrbettenräume. Derzeit liegen 16 Influenza-Patienten auf der Station.
„Gibt es den ersten Corona-Fall, werden die sofort geräumt“, erklärt Laferl. Innerhalb eines Tages kann die Klinik Platz für 56 Corona-Patienten schaffen. Für die Therapie wisse man aus China, dass Chloroquin wirken dürfte. „Wir haben den Wirkstoff auch schon gelagert“, so der Arzt. Auch wenn ansonsten noch viele Fragen zum Virus offen sind, etwa, ob die Zahlen über Infizierte stimmen.
Die Isolierstation ist jedenfalls gerüstet, aber bisher - glücklicherweise - vor allem leer! Freitagabend trudelte der Test der Zweijährigen ein: Auch der 29. Verdachtsfall in Wien ist negativ.
„Situation sehr genau beobachten“
Nach dem Ausbruch des Coronavirus in Norditalien gelten in Österreich erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsicht. Angst und Schrecken seien hingegen fehl am Platz: „Wir haben in Österreich bisher bei 181 Verdachtsfällen Testungen durchgeführt, alle waren negativ“, beruhigte das Gesundheitsministerium von Rudolf Anschober am Samstagnachmittag.
Maida Dedagic, Kronen Zeitung
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