Zwei Tote in Italien
Coronavirus: Rom will jetzt Städte abriegeln
Die italienische Regierung will die Ausbreitung des Coronavirus im Norden des Landes stoppen und die am stärksten betroffenen Städte abriegeln. Das teilte die italienische Regierung am Samstagabend mit. Damit werden Zehntausende in diesen Gebieten lebende Menschen eingesperrt. Obwohl bisher kein Verdachtsfall bestätigt worden ist, hatte Kärntens italienische Nachbarregion Friaul-Julisch Venetien noch vor Verkündung der geplanten Regierungsmaßnahmen in Rom bis zum 31. Juli den Notstand ausgerufen. Mittlerweile gibt es zwei Corona-Todesfälle in Italien (siehe auch Video oben). Nach dem Ausbruch des Coronavirus in Norditalien gelten in Österreich erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsicht. Angst und Schrecken seien hingegen fehl am Platz, wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer betonten.
In Italien waren bis einschließlich Samstag 76 Infektionen mit dem Virus SARS-CoV-2 erfasst worden, zwei Menschen sind daran gestorben. Damit ist Italien das europäische Land mit den weitaus meisten erfassten Coronavirus-Infizierten. In Deutschland wurden bisher 16 Fälle gemeldet, in Frankreich zwölf, darunter ein Todesfall.
Conte: „Gesundheit der italienischen Bevölkerung schützen“
Ministerpräsident Giuseppe Conte kündigte die Notfallmaßnahme, die am stärksten betroffenen Städte im Norden abzuriegeln, nach Krisengesprächen mit der Zivilschutzbehörde des Landes an. „Das Ziel ist es, die Gesundheit der italienischen Bevölkerung zu schützen“, sagt Conte.
Sondermaßnahmen gegen Epidemie
Die italienische Regierung arbeitete am Samstag an einer Verordnung mit einer Reihe von Sondermaßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie. Der Ministerrat prüfte mehrere Maßnahmen, darunter die Schließung der Schulen, die Aussetzung von öffentlichen Veranstaltungen wie Sportevents und der Arbeit in Unternehmen in von der Epidemie besonders betroffenen Gemeinden.
Der Ministerrat denkt auch an die Möglichkeit, Polizei und Soldaten einzusetzen, um die Einhaltung der vorgeschriebenen Maßnahmen zu garantieren. Indessen wurde in der Lombardei die Schließung aller Universitäten bis zum 2. März beschlossen. Die bekannte Mailänder Brillenmesse MIDO, die von 29. Februar bis 2. März stattfinden sollte, wurde auf Ende Mai verlegt.
Grenzkontrollen vorerst abgelehnt
Der Beschluss, in Friaul den Notstand auszurufen, wurde am Samstag gefasst, nachdem ein Todesfall wegen Coronavirus in der angrenzenden Region Venetien gemeldet wurde. Mit dem Ausrufen des Notstands kann die Region Maßnahmen zur Abwendung der Epidemie ergreifen, berichtete der Präsident Friauls, Massimiliano Fedriga. Er bat die italienische Regierung um die Wiedereinführung der Kontrollen an der italienischen Staatsgrenze, das Kabinett lehnte jedoch ab, berichteten friaulische Medien. Eine Aussetzung des Schengen-Abkommens komme laut dem Kabinett in Rom vorerst nicht infrage.
In Friaul wurden laut Fedriga zehn Verdachtsfälle gemeldet, sieben im Raum von Udine und drei von Triest. Sie wurden jedoch nicht bestätigt. 39 Fälle wurden indessen in der Lombardei - vor allem in den Provinzen Lodi und Pavia - und zwölf in der Gegend von Padua (Region Venetien) gemeldet, darunter der 78-Jährige, der am Freitag gestorben ist. Fälle wurden inzwischen auch in Turin und in Mailand gemeldet.
„Wir wollen alles Erdenkliche unternehmen, um eine Pandemie zu vermeiden“, sagte der Präsident der Lombardei, Attilio Fontana. 300 Patienten und 150 Mitarbeiter eines Krankenhauses in Schiavonia bei Padua wurden vorsichtshalber Kontrollen unterzogen und dürfen seit Freitag das Spital nicht verlassen.
Wir wollen alles Erdenkliche unternehmen, um eine Pandemie zu vermeiden.
Präsident der Lombardei, Attilio Fontana
„Österreich ist eines der am besten vorbereiteten Länder der EU“
„Wir sind über das ,Early Warning and Response System‘ der EU rund um die Uhr mit allen Ländern der EU vernetzt und können damit unmittelbar nach dem allfälligen Auftauchen des Verdachts einer Verbindung nach Österreich sofort Maßnahmen ergreifen. Österreich ist sicher eines der am besten vorbereiteten Länder der EU“, beruhigte indessen Gesundheitsminister Anschober (Grüne) am Samstag. Auch Innenminister Nehammer erklärte, dass Österreich „gut vorbereitet“ sei.
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