Grenzkontrollen gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus seien „derzeit nicht erforderlich“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Sonntagabend in der „ZiB 2“. „Aber wir sind sehr, sehr in Sorge, wir sind vorsichtig und aufmerksam und werden morgen den Sachverhalt noch einmal mit allen Experten überprüfen“, verwies er auf den für Montag angesetzten Einsatzstab. Kurz zuvor hatten die ÖBB wegen zwei Verdachtsfällen an Bord eines aus Italien kommenden Zuges den Zugverkehr am Brenner komplett eingestellt.
Man könne derzeit nicht prognostizieren, wie sich die Lage bei der vom Virus SARS-CoV-2 ausgelösten Epidemie entwickeln werde, in etwa drei Wochen werde man womöglich wissen, ob es zu einer globalen Ausbreitung kommt, so der Gesundheitsminister am Sonntagabend in den ORF-Nachrichten. „Die Gesundheitsbehörden tun alles, damit das nicht der Fall ist“, betonte Anschober. Er verwies auf den „hervorragend“ aufgestellten österreichischen Gesundheitsbereich und die gute internationale Vernetzung der Behörden. Sollte es bei Verdachtsfällen Spuren nach Österreich geben, werde dies umgehend gemeldet und untersucht.
Direktmaschinen aus China „extrem gut überprüft“
Direktmaschinen aus China, die fallweise am Flughafen Wien in Schwechat ankommen, würden „extrem gut überprüft“, betonte der Ressortchef. Es kämen dabei keine Menschen aus der Krisenregion, die Passagiere müssten direkt im Flugzeug Fragebögen beantworten, das Flugpersonal sei spezifisch geschult, um auf Verdachtsfälle sofort reagieren zu können, und in Schwechat erfolgten weiterhin Fieberkontrollen, erläuterte Anschober.
Noch kein endgültiges Ergebnis gibt es zu den seit dem Jahr 2006 im Zuge der Vogelgrippe-Hysterie angeschafften und seither eingelagerten Grippeschutzmasken, deren Haltbarkeitsdatum mittlerweile überschritten ist. Anschober erwartet im Lauf der kommenden Woche ein Detailergebnis, „ob die Vorratshaltung als eiserne Reserve Sinn macht“. Grundsätzlich bestehe in den Bundesländern Versorgungssicherheit, etwaige Mängel würden bei einem Treffen mit den Gesundheitslandesräten am Montag besprochen.
500 Passagiere saßen am Brenner fest
Rund 500 Passagiere - mehrheitlich Österreicher und Deutsche - saßen am Sonntagabend an Bord von zwei Zügen am Brenner fest. Der Südtiroler Zivilschutz war im Einsatz, um die Reisenden mit Decken und warmen Getränken zu versorgen. Erst kurz vor Mitternacht ging die Reise weiter - nach vierstündiger Ungewissheit.
Der österreichische Beschluss, die Züge zu stoppen, löste am Sonntag Unmut bei den italienischen Behörden aus. Es gebe keinen Grund dafür, da kein Coronavirus-Verdachtsfall an Bord bestätigt worden sei, hieß es. Zwei deutsche Passagierinnen mit Fiebersymptomen, die den Zug von Venedig nach München in Verona verlassen hatten, liegen dort im Krankenhaus, es gebe jedoch keine Hinweise einer Coronavirus-Erkrankung. Wenig später kam dann die Entwarnung von österreichischer Seite.
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