Der Aufbau des superschnellen 5G-Netzes hat auch in Österreich bereits begonnen. Viele Bürger machen sich deshalb Sorgen wegen möglicher Gesundheitsrisiken durch die Mobilfunkstrahlung. Die Debatte darüber ist so alt wie das Handy selbst, aber wie gefährlich ist Mobilfunk wirklich? Studien aus den USA und Italien zeigen am Beispiel von Labortieren, dass sie zumindest bei Ratten und Mäusen nicht ohne Folgen zu sein scheint. Auf den Menschen ist das aber nicht automatisch übertragbar.
Das geht aus einem interessanten Artikel im Technologie- und Wissenschaftsmagazin „Technology Review“ hervor, in dem die gesundheitlichen Folgen langjähriger Mobilfunkstrahlen-Exposition thematisiert werden.
5G-Netz wird deutlich dichter als bisher
In dem Bericht wird festgehalten: Die Strahlenexposition für die Bevölkerung wird durch 5G steigen - schlicht deshalb, weil der neue Mobilfunkstandard zwar sehr hohe Datenraten schafft, diese aber aufgrund der genutzten Frequenzen nur über kurze Distanzen aufrechthalten kann.
Entsprechend feinmaschig muss das 5G-Netz im Endausbau werden: Wurden Mobilfunksendeanlagen bislang möglichst hoch auf Masten gesetzt, um weite Gebiete abzudecken, wandern die Sendeanlagen bei 5G letztlich auf Straßenlaternen, Fassaden und Öffi-Haltestellen, um die Nutzer im unmittelbaren Umfeld mit Internetdiensten zu versorgen. Das werde ein „Netz mit einer bisher nicht da gewesenen Expositionsdichte“ zur Folge haben.
Bei den Bürgern, aber auch Wissenschaftlern und Ärzten nimmt man das mit einer gewissen Sorge zur Kenntnis - und stellt sich die Frage, ob die vielen 5G-Anlagen, die uns in einigen Jahren umgeben werden, langfristig gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen können.
Langjährige Studien an Ratten und Mäusen
Hier werden in der „Technology Review“ zwei Studien aus den USA und Europa zitiert. Beide begannen 2005 und wurden 2018 veröffentlicht. Durchgeführt wurden sie in den USA im Auftrag der Gesundheitsbehörde FDA vom National Toxicology Program (NTP), in Europa vom renommierten Ramazzini-Institut in Italien. Bei der Studie in den USA wurden mehrere Generationen Mäuse und Ratten - insgesamt 720 Tiere - Mobilfunkstrahlen ausgesetzt, in Italien hat man den Versuch mit 2448 Ratten durchgeführt.
In den USA wurden die Tiere dauerhaft jenem Strahlungsniveau ausgesetzt, das beim Telefonieren direkt am Handy entsteht, in Italien hat man jenes Strahlungsniveau verwendet, das ein Sendemast in Europa aus der Ferne abgibt. Getestet wurde in beiden Versuchen mit Mobilfunkstrahlung im niederfrequenten Bereich, die weite Distanzen überbrückt und auch durch Wände dringt. Die Ergebnisse sind also nicht unbedingt repräsentativ für die hochfrequente 5G-Technologie für schnelle Datenraten.
Tumore und Herzkrankheiten bei Labortieren
Beide Studien kommen zum Ergebnis, dass Mobilfunkstrahlung durchaus Folgen haben kann. Tiere, die für die Studien schon im Mutterleib der Strahlung ausgesetzt wurden, entwickelten laut dem Bericht nach einer Zeitspanne, die 55 menschlichen Lebensjahren entsprechen würde, teilweise eine bestimmte Art von Hirntumoren.
Als ich diese Daten sah, wusste ich sofort: Wir haben hier ein echtes Problem!
Fiorella Belpoggi, leitende Wissenschaftlerin
In beiden Versuchen beobachtete man außerdem vereinzelt Geschwüre an den Herznerven der Tiere, die Herzrhythmusstörungen auslösen. Signifikant erhöht seien die Symptome aber nicht. Fiorella Belpoggi, leitende Wissenschaftlerin der Studie aus Italien, äußert dennoch Sorge: „Als ich diese Daten sah, wusste ich sofort: Wir haben hier ein echtes Problem!“
FDA sieht noch „kein einheitliches Muster“
Bei der US-Gesundheitsbehörde FDA, wo man die Studie aus den USA in Auftrag gegeben hat, sieht man dagegen noch „kein einheitliches Muster“. Nach 125 Tier- und 75 Versuchen am Menschen zwischen 2008 und 2019 könne man nicht mit Sicherheit sagen, dass hochfrequente Strahlung mit Tumoren oder Krebs in Verbindung zu bringen sei.
Es bedürfe weiterer Untersuchungen, um Klarheit zu schaffen - nicht zuletzt, weil man in bisherigen Studien eher niedrige Frequenzbereich im 900- und 1800-Megahertzbereich untersucht hat. 5G nutzt hingegen ein deutlich größeres Frequenzspektrum bis hinauf zu 26 Gigahertz, das bisher noch nicht so intensiv erforscht wurde.
Laborergebnisse nicht auf Menschen übertragbar
Überhaupt seien Experimente mit Labortieren nicht automatisch auf den Menschen übertragbar, hebt man in dem Beitrag hervor. So dringen Mobilfunkstrahlen - je nach Frequenz - nur einige Zentimeter ins Gewebe ein. Größere Geschöpfe wie Menschen, bei denen die Strahlung nicht bis zu den Organen durchdringe, seien hier automatisch im Vorteil gegenüber Labornagern. Mit einer Welle von Herzerkrankungen durch Mobilfunkstrahlung sei also nicht zu rechnen.
Gesundheitsrisiko für Industrie nicht bewiesen
Gesundheitsbedenken begleiten die Mobilfunkbranche seit dem GSM-Handy und konnten in den letzten Jahren durch manch eine Studie untermauert, aber auch nicht endgültig bewiesen werden. Dementsprechend berufen sich Mobilfunkgegner und -lobby - hierzulande organisiert sich die Industrie im Forum Mobilkommunikation (FMK), dem Mobilfunker, Netzausrüster und Handyhersteller angehören - jeweils auf verschiedene Studien bzw. Interpretationen, um die eigene Position zu stützen.
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