Sorge in Europa wächst

Coronavirus: Fünf neue Fälle in Deutschland

Ausland
26.02.2020 16:29

Die EU setzt alles daran, ihre Bürger vor dem neuen Coronavirus zu schützen. Das versicherte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Mittwoch. Die Lage bei der neuen Krankheit könne sich jedoch schnell ändern - was auch die zahlreichen Meldungen aus europäischen Ländern deutlich machen. So wurde aus Sorge vor dem neuartigen Virus in Frankreich nach dem Tod eines Touristen aus Hongkong ein Hotel am Mittwoch abgeriegelt. In Norditalien ist die Bilanz der Todesopfer indessen auf zwölf gestiegen. Angekommen ist das Virus mittlerweile auch in Kroatien, Griechenland und in Deutschland in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, wo seit Dienstag fünf neue Fälle von Infektion öffentlich wurden. Ein Militärflughafen in Köln wurde sogar vorübergehend geschlossen.

Das Coronavirus breitet sich in Deutschland weiter aus, ist auch in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg angekommen. Am Dienstagabend wurde bei einem 25-Jährigen aus dem Landkreis Göppingen eine Infektion nachgewiesen, wie Baden-Württembergs Gesundheitsministerium mitteilte. Wie am Mittwochnachmittag bekannt wurde, leiden in Baden-Württemberg zwei weitere Menschen an der neuartigen durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit. Es handelt sich um die Reisebegleiterin des schon früher erkrankten Göppingers und deren Vater, wie das Universitätsklinikum Tübingen mitteilte.

Ein 47-jähriger Mann wird in Nordrhein-Westfalen mit Coronavirus-Infektion ins Spital eingeliefert. (Bild: AP)
Ein 47-jähriger Mann wird in Nordrhein-Westfalen mit Coronavirus-Infektion ins Spital eingeliefert.

Ein 47-jähriger Mann ist indes in Nordrhein-Westfalen erkrankt - und hat mindestens eine weitere Person angesteckt. Der Mann schwebt einem Bericht der „Bild“-Zeitung zufolge in Lebensgefahr - er hatte eine Vorerkrankung und wurde in der Nacht auf Mittwoch in die Uniklinik in Düsseldorf gebracht. Dort liegt er auf der Sonderisolierstation.

Auch Ehefrau von Coronavirus-Patient infiziert
Noch in der vergangenen Woche war der Mann in der Kölner Uniklinik behandelt worden. Er habe sich am 13. und am 19. Februar zu regulären Nachsorgeuntersuchungen in der Uniklinik aufgehalten. Ermittelt wurden zehn Mitarbeitende der Uniklinik und 31 Patienten, mit denen der Patient in Kontakt gekommen sei, hieß es. „Ein positives Testergebnis“ liegt mittlerweile auch bei der Ehefrau des 47-Jährigen vor.

Die Frau ist Kindergärtnerin, wie der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bestätigte. Das Ehepaar, das zwei Kinder hat, hatte demnach in den vergangenen zwei Wochen „voll am gesellschaftlichen Leben teilgenommen“, unter anderem hatte der Mann eine Karnevalssitzung besucht. Nun werde versucht, mögliche Infektionsketten zu unterbrechen, hieß es. Die Kinder aus der Betreuungseinrichtung, in der die infizierte Frau arbeitet, und deren Eltern seien angewiesen worden, zu Hause zu bleiben.

Soldat hatte bei Karnevalssitzung Kontakt zu Infizierten
Der Militärflughafen Köln-Wahn wurde am Mittwoch aus Sicherheitsgründen im Zusammenhang mit dem Coronavirus vorübergehend geschlossen. Ein Soldat der Anlage, die auch Sitz der Flugbereitschaft ist, wurde auf eine mögliche Infektion getestet. Die Untersuchung laufe am Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz, sagte ein Luftwaffen-Sprecher in Berlin.

„Weil es keine Symptome gibt, gilt er nicht als Verdachtsfall, sondern als Kontaktperson“, sagte er. Bis zur Klärung der Lage seien die Kasernentore zu gewesen, sagte der Sprecher. „Diese Sperrung ist mittlerweile aufgehoben“, sagt er weiter. Der Soldat hatte auf einer Karnevalsveranstaltung Kontakt zu einem Infizierten aus Nordrhein-Westfalen. Der Test gehört nach Angaben der Bundeswehr zu den Sicherheitsmaßnahmen, die auch ohne Anzeichen auf eine Erkrankung ergriffen werden. Ein Ergebnis wurde im Laufe des Abends erwartet.

(Bild: APA/dpa/Sven Hoppe)

Hotel in Frankreich nach Tod von Tourist aus Hongkong abgeriegelt
Mitarbeiter und Gäste des betroffenen Hotels in Frankreich, in dem ein Tourist aus Hongkong verstorben ist, wurden am Mittwoch aufgerufen, das Gebäude in der französischen Stadt Beaune in der Region Burgund nicht zu verlassen, bestätigte die Hotelgruppe Accor am Mittwoch. Die Maßnahme sei vorsorglich von regionalen Sicherheitsbehörden angeordnet worden, um ein mögliches Risiko der Kontaminierung mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 auszuschließen, so die Hotelgruppe.

Die Todesursache des Mannes aus Hongkong ist noch unklar. Die Testergebnisse würden bis Ende des Tages erwartet, erklärte Accor. Die Leiche sei am Mittwochvormittag abgeholt worden, berichtete der Radiosender France Bleu. Demnach befanden sich im Hotel rund 30 Gäste einer Reisegruppe.

Verstorbener Franzose war nicht im Risikogebiet
Ein in der Nacht auf Mittwoch in Paris an dem Coronavirus verstorbene 60-Jährige hat sich zuvor nicht in einem Risikogebiet aufgehalten. Bei dem Mann handelte es sich um einen Lehrer aus Nordfrankreich, wie die französischen Behörden mitteilten. Auch ein mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizierter 55-jähriger Franzose war nicht in einem Risikogebiet, sein Zustand sei schlecht. Beide waren zunächst nicht als Verdachtsfälle eingestuft worden. Gegenwärtig seien Untersuchungen im Gange, um die Quelle der Ansteckung zu identifizieren. Beide Männer kommen ursprünglich aus dem Departement Oise. Der verstorbene Lehrer habe seit einschließlich dem 12. Februar nicht mehr gearbeitet und dementsprechend die Schule nicht mehr aufgesucht.

(Bild: APA/dpa/Christophe Gateau)

In Frankreich gab es bisher insgesamt 17 bestätigte Infektionen mit Sars-CoV-2. Ein Chinese war vor eineinhalb Wochen gestorben. Der nun verstorbene 60-Jährige war der erste Franzose, der an dem neuen Virus starb. Elf weitere Patienten gelten als geheilt, vier sind noch im Krankenhaus untergebracht.

Hotel auf Teneriffa bleibt abgeriegelt
Das wegen Coronavirus-Fällen unter Quarantäne gestellte Hotel auf der spanischen Ferieninsel Teneriffa ist indessen weiterhin durch die Polizei abgeriegelt. Auslöser der Isolierung im Südwesten der Insel war ein positiver Test auf den Covid-19-Erreger bei einem Touristen aus Norditalien. Neben seiner Frau wurden mittlerweile zwei weitere Italiener aus seiner Reisegruppe positiv getestet, wie die Gesundheitsbehörden mitteilten.

Sie werden im Krankenhaus behandelt. Insgesamt sollen sich mehr als 1000 Menschen in dem Hotel aufhalten. Unter den Urlaubern befinden sich auch vier Österreicher. Dem Paar aus Wien und zwei weiteren Österreichern geht es laut österreichischem Außenministerium gut.

Reinigungsarbeiten in einem Einkaufszentrum auf Teneriffa (Bild: AP)
Reinigungsarbeiten in einem Einkaufszentrum auf Teneriffa

„Dürfen das Hotelgelände nicht verlassen“
„Wir können zwar aus dem Gebäude, dürfen aber das Hotelgelände nicht verlassen“, sagte der deutsche Urlauber Lars Winkler am Mittwoch im Telefoninterview mit der dpa. „Viele Leute bleiben im Zimmer.“ Die Situation im Hotel sei ruhig, viele Gäste stünden auf ihren Balkonen: „Sie harren der Dinge, die da kommen.“ Kritisch beurteilte der Deutsche die Informationspolitik des Hotelmanagements und der Behörden: „Alles, was wir zum Thema wissen, haben wir aus dem Netz.“

„Um 2 Uhr morgens klopfte es plötzlich an unserer Tür, dann wurde Fieber gemessen“, erzählte er. Menschen „in einer Art OP-Kleidung“ seien von Tür zu Tür gegangen und hätten die Gäste geweckt. Ob es sich dabei um Ärzte gehandelt habe, sei nicht klar. „Zudem haben wir selbst Fieberthermometer und einen Mundschutz bekommen.“

Insgesamt ist die Zahl der neuen bestätigten Fälle in Spanien seit Wochenbeginn auf acht gestiegen. Alle sollen mit Aufenthalten in Norditalien in Zusammenhang stehen. Am Dienstag hatte das Virus das Festland erreicht. Mittlerweile gibt es zwei Fälle in Madrid, einen in Barcelona, einen in Castellon in Ostspanien und vier auf Teneriffa. Zwei Patienten, die vor wenigen Wochen auf La Gomera und auf Mallorca positiv getestet wurden, sind bereits wieder gesund.

Schon zwölf Todesopfer in Norditalien
Die Zahl der Coronavirus-Toten in Norditalien ist indes auf zwölf gestiegen. Am Mittwoch wurde erstmals ein Todesopfer in der norditalienischen Region Emilia Romagna gemeldet. Das Opfer ist ein 70-Jähriger aus der lombardischen Stadt Lodi, der auf der Intensivstation des Krankenhauses in Parma gestorben ist, teilte der italienische Zivilschutz mit.

(Bild: APA/AFP/Miguel MEDINA, APA/ANDREA PATTARO, krone.at-Grafik)

Die Zahl der Infektionen stieg am Mittwoch auf 374 Fälle, die meisten von ihnen in der Lombardei. Erstmals gab es Infektionsfälle auch in der Adria-Region Marken. Zu den Infizierten zählten auch vier Minderjährige, unter ihnen auch ein vier Jahre altes Mädchen. Bisher wurden italienweit 9462 Tests durchgeführt. Genesen ist mittlerweile jene chinesische Touristin, die Ende Jänner mit ihrem Mann als erster Coronavirus-Fall in Italien gemeldet worden war. Die Frau wurde im römischen Krankenhaus Spallanzani negativ auf Covid-19 getestet. Auch ihr Ehemann ist bereits genesen, teilte das Krankenhaus mit.

„Kärntner Krone“-Redakteurin Elisa Aschbacher ist derzeit auf Italienreise - und berichtet in einem Video-Lokalaugenschein vom Corona-Chaos in der italienischen Hauptstadt:

Vatikan schließt Katakomben in ganz Italien
Angesichts der Coronavirus-Infektionen in Italien hat der Vatikan am Mittwoch die vorübergehende Schließung aller Katakomben in Italien angekündigt. Der Beschluss wurde aus Gesundheitsgründen ergriffen, da die Feuchtigkeit und die geringe Belüftung in engen unterirdischen Räumlichkeiten bei starkem Besucherandrang für die Gesundheit gefährlich sein könnten, hieß es in einer Mitteilung.

(Bild: flickr.com/Diego Cambiaso)

Besuchern zugängliche Katakomben gibt es in Rom sowie in der Toskana, in Kampanien, Sardinien und Sizilien. Sie sind beliebte Attraktionen für Touristen aus aller Welt. Der Vatikan bemüht sich, die von der italienischen Regierung ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Infektion zu unterstützen. Gottesdienste sind diese Woche in den von Coronavirus-Infektionen betroffenen Regionen ausgesetzt worden.

Erstmals Fall in Griechenland
Erstmals eine Coronavirus-Infektion haben am Mittwoch die griechischen Gesundheitsbehörden bestätigt. Betroffen sei eine 38 Jahre alte Frau, die in einem Krankenhaus der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki isoliert worden sei, teilte das Gesundheitsministerium mit.

Menschen mit Schutzmasken vor einem Krankenhaus in Thessaloniki (Bild: AFP)
Menschen mit Schutzmasken vor einem Krankenhaus in Thessaloniki

Die Frau hatte in den vergangenen Tagen Norditalien besucht und war danach nach Griechenland zurückgereist, wie es hieß. Nun suchen die Behörden nach anderen Personen, die in Kontakt mit der infizierten Frau gekommen waren, berichtete das Staatsfernsehen.

Drei Personen in Kroatien mit Virus infiziert
In Kroatien sind bis Mittwochabend insgesamt drei Coronavirus-Fälle bestätigt worden. Nach Angaben der Behörden gibt es zudem mehrere Verdachtsfälle. Mehr als 80 durchgeführte Tests fielen negativ aus. An den Grenzübergängen werden Reisende, die aus betroffenen Gebieten in Italien kommen, von Sanitärinspektoren und Epidemiologen untersucht. So mussten sich auch rund 80 Passagiere, die mit der Fähre aus italienischen Ancona in die dalmatische Stadt Split kamen, einer Kontrolle unterziehen.

Erste Erkrankte in Nordmazedonien
Einen erster Coronavirus-Fall gibt es auch in Nordmazedonien. Nach Angaben des dortigen Gesundheitsministers geht es um eine Frau, die sich zuvor einen Monat lang in Italien aufgehalten hat. Die 50-Jährige, die in eine Klinik für Infektionskrankheiten in Skopje eingeliefert wurde, befinde sich in Isolation und habe keine Atemprobleme, berichteten nordmazedonische Medien.

Erster Coronavirus-Fall in Brasilien registriert
Brasilien hat den ersten Fall einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus in Lateinamerika bestätigt. Das Gesundheitsministerium teilte am Mittwoch mit, das Virus sei bei einem Bewohner der Metropole Sao Paulo festgestellt worden. Der 61-Jährige sei am 21. Februar von einer Reise in die italienische Region Lombardei zurückgekehrt, sagte Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta. Der Infizierte sei isoliert worden, es gehe ihm gut.

WHO: Mehr neue Fälle außerhalb als innerhalb Chinas
Die Zahl der gemeldeten Coronavirus-Opfer ist indes auch im Iran - von 15 auf 19 - gestiegen, wie am Mittwoch in einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde. Laut Gesundheitsministerium des Landes wurden binnen 24 Stunden weitere 135 Menschen - 40 mehr als tags zuvor - aus verschiedenen Teilen des Landes positiv auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 getestet. Erstmals seit Ausbruch des neuartigen Virus in China gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation mehr neu gemeldete Fälle außerhalb Chinas als in der Volksrepublik selbst.

Desinfektionsmaßnahmen auf einem Bahnhof in Südkorea (Bild: AFP)
Desinfektionsmaßnahmen auf einem Bahnhof in Südkorea

Südkorea verzeichnet die meisten Virusfälle in Asien außerhalb Chinas. Die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention in Südkorea bestätigten zuletzt 169 neue Coronavirus-Erkrankungen. Darunter ist erstmals auch ein im Land stationierter US-Soldat. Die Gesamtzahl der mit dem Virus infizierten Personen stieg in Südkorea auf 1146.

Wachsende Sorge auch in den USA
Auch in den USA, wo bereits knapp 60 Infektionsfälle gemeldet wurden, wachsen die Sorgen angesichts des Coronavirus. Die US-Gesundheitsbehörde CDC warnte zuletzt, letztlich werde sich das Virus auch in den USA ausbreiten. „Die Frage ist nicht mehr so sehr, ob es passieren wird, sondern wann genau, und wieviele Menschen in diesem Land schwer erkranken werden“, sagte CDC-Vertreterin Nancy Messonnier.

Kritiker werfen der Trump-Regierung vor, schlecht auf das Virus vorbereitet zu sein. Die Demokraten fordern, deutlich mehr Mittel für den Kampf gegen die dadurch ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 bereitzustellen als von der Regierung geplant. Angesichts wachsender Furcht will sich Präsident Donald Trump an die Öffentlichkeit wenden. Trump kündigte für Mittwochabend eine Pressekonferenz im Weißen Haus an. In seinem Tweet dazu schrieb er vom „Caronavirus“ ...

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