Anschober-Erklärung

„Virus-Abgrenzung statt Eingrenzung des Landes“

Politik
27.02.2020 13:05

Die Sitzung des Nationalrats am Donnerstag ist vom Coronavirus dominiert worden. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gaben vor den Abgeordneten eine Erklärung zum Stand der Dinge ab. Man befinde sich aktuell in einer „entscheidenden Phase“ hinsichtlich einer möglichen Pandemie, so Anschober, der aber klarstellte: Die Regierung setze beim Vorgehen in der derzeitigen Krise weiterhin auf Abgrenzung des Virus statt Eingrenzung des Landes. „Viren sind nicht von Grenzbalken zu beeindrucken“, so der Minister.

Beide Minister waren bei ihren Reden sichtlich um Beruhigung bemüht. „Corona ist absolut kein Todesurteil“, meinte Anschober, es sei nicht einmal ein Garant für eine schwere Erkrankung. Bei rund 81 Prozent der Patienten zeige sich sogar ein leichter Verlauf, so der Minister, der aber betonte: „Wir nehmen das Thema nicht auf die leichte Schulter.“ Positiv stimmt Anschober, dass es neben den weltweit rund 2000 Todesfällen auch sehr viele Personen gibt, die die Viruserkrankung überstanden haben. Rund 32.000 Menschen gelten als geheilt.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer

„Viren sind nicht von Grenzbalken zu beeindrucken“
Weiterhin sei eine „Politik der ruhigen Hand und der Sachlichkeit“ vonnöten, sagte Anschober. Entscheidend seien die nächsten zwei bis drei Wochen: „Alle Experten sagen, wir treten jetzt in die entscheidende Phase ein, ob es zu einer Pandemie kommt oder nicht.“ Man müsse sich auf jeden Fall darauf einstellen, „dass Corona-Fälle in Europa und auch in Österreich zunehmen werden“. Die Regierung setze aber weiterhin auf „die Abgrenzung des Virus statt auf die Eingrenzung des Landes“. Denn: Viren ließen sich nicht von Grenzbalken beeindrucken.

Minister betont vier wichtige Punkte
Der Gesundheitsminister nannte erneut vier Punkte, die es in der jetzigen Situation zu beachten gebe:

  1. Zunächst - „ja, ich weiß, es klingt etwas banal“ - gehe es um das richtige Händewaschen. „Handeln Sie und tun Sie es mehrfach täglich“, bat Anschober.
  2. Zum Thema Reisetätigkeit meinte er: „Wir sind selbstbestimmt, sollten es uns aber gut überlegen, ob es Sinn macht, in die unmittelbar betroffenen Gebiete zu fahren.“ Italien generell müsse man aber nicht meiden.
(Bild: Racle Fotodesign/stock.adobe.com)
  • Wenn man bei sich entsprechende Symptome beobachte und der Verdacht auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus bestehe, stellte der Minister klar: „Nicht das Haus verlassen, nicht zum Hausarzt gehen, sondern 1450 (die Gesundheitshotline, Anm.) anrufen und die nächsten Schritte abstimmen.“ Im Unterschied zu einer Influenza-Erkrankung, bei der die Symptome sehr ähnlich seien, betonte Anschober, dass man bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 einen trockeneren Husten habe, zu dem auch Atemnot komme.
  • Punkt vier betraf die „enge Zusammenarbeit und Abstimmung“, auch international.

„Lieber fünf Testungen zu viel als eine zu wenig“
Bisher seien in Österreich 454 Testungen durchgeführt worden, drei Fälle wurden mittlerweile positiv getestet - jüngst ein 72-jähriger Patient in Wien. Der Gesundheitsminister zu der hohen Zahl an Testungen: „Lieber fünf zu viel als eine zu wenig.“

Innenminister Karl Nehammer, Infrastrukturministerin Leonore Gewessler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Innenminister Karl Nehammer, Infrastrukturministerin Leonore Gewessler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober

Nehammer riet zu Besonnenheit und Vertrauen statt Häme und Spott
Innenminister Nehammer verteidigte die Sicherheitsmaßnahmen der vergangenen Tage, etwa im Zusammenhang mit einer Ferieneinrichtung in Kärnten oder einer Schule in Wien. Der Opposition empfahl der Innenminister, nicht mit Häme und Spott zu reagieren: „Besonnenheit und Vertrauen in die Sicherheitsbehörden ist angebracht.“

Kronen Zeitung/krone.at

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