Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, rechnet damit, dass sich das neuartige Coronavirus dauerhaft einnisten wird. „In ein paar Jahren werden wir mit einer weiteren grippeartigen Erkrankung leben, die Covid-19 heißt und gegen die wir impfen können. Jetzt gilt es den Übergang zu managen“, erklärte Montgomery am Freitag in einem Interview. Auch der Leiter der klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin an der MedUni Wien, Heinz Burgmann, vermutet, dass sich das Coronavirus wie Influenza-Viren dauerhaft etablieren könnte.
Wie viele andere Forscher glaubt auch Montgomery, dass es frühestens im kommenden Jahr einen Impfstoff gegen den neuartigen Erreger geben wird. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn habe recht, wenn er sage, dass Deutschland an der Schwelle zur Epidemie sei, sagte Montgomery gegenüber der „Passauer Neuen Presse“ . Forschungsergebnisse aus Hamburg deuteten aber darauf hin, dass sich das Virus gerade abschwäche. „Richtig ist jetzt, wo immer möglich, den Ausgangspunkt der Infektion zu finden und Quarantäne-Maßnahmen in begrenzten Bereichen durchzuführen. Isolationsstationen in den Kliniken müssen mit Hochdruck geschaffen werden“, meinte der Weltärztebund-Chef.
„Müssen aufhören, Panik zu machen“
Abgeriegelte Ortschaften machten nur Sinn, „wenn in Dörfern oder Kleinstädten Verkehrsverbindungen leicht abgegrenzt werden können“. „Vor allem müssen wir aber aufhören, Panik zu machen. Das Virus kann bei manchen Menschen zu schweren Erkrankungen führen. Bei über 80 Prozent führt es aber nur zu erkältungsähnlichen Symptomen. Dies ist aber nicht der Weltuntergang“, versicherte der deutsche Radiologe.
Abteilungsleiter an MedUni Wien: Virus könnte dauerhaft bleiben
Auch der Leiter der klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin an der MedUni Wien, Heinz Burgmann, vermutet, dass sich das Coronavirus wie Influenza-Viren dauerhaft etablieren könnte. „Es ist nicht anzunehmen, dass SARS-CoV-2 völlig verschwinden wird.“ Noch seien jegliche Szenarien über den weiteren Verlauf Spekulation, warnte der Experte, doch nach den bisherigen Erfahrungen gebe es eine eher geringe Wahrscheinlichkeit, dass das Virus ,einschlafen‘ wird - auch die Infektiosität spreche dagegen, argumentierte der Experte.
Für aussagekräftige Prognosen ist Virus zu kurz bekannt
Es bestehe zwar die Hoffnung, dass es im Sommer zu einer reduzierten Ausbreitung kommen könnte, aber auch hier verwies Burgmann darauf, dass dies ebenfalls noch eine von mehreren Möglichkeiten sei. „Wer jetzt schon eine Prognose schafft, der ist zu bewundern“, denn das Virus sei ja erst seit Kurzem bekannt.
Drei Corona-kranke Österreicher und Hunderttausende Grippepatienten
Der Virologe Christoph Steininger von der MedUni Wien verwies darauf, dass das Virus auch mutieren könne. Dies habe sich bisher aber nicht bewahrheitet. „In acht Wochen haben wir drei bestätigte Fälle in Österreich, im gleichen Zeitraum haben wir aber Hunderttausende Grippekranke gehabt“, verglich er gegenüber dem ORF am Donnerstag das Coronavirus mit der heurigen Influenza.
Steininger war vergangene Woche auch bei krone.at zu Gast. Im Talk zum Thema Coronavirus sagte der Virologe unter anderem, dass die Abriegelung derzeit die wirksamste Maßnahme sei.
Patientin in Japan erneut infiziert
Während sich SARS-CoV-2 weltweit weiter verbreitet - nun sind auch erste Fälle in Afrika südlich der Sahara, in Neuseeland, den Niederlanden, in Weißrussland und Litauen bekannt geworden - beweist der Fall einer japanischen Patientin, dass auch mehrfache Infektionen möglich sind. Die Japanerin infizierte sich nach einer symptomfreien Phase erneut. „Eine erneute Infektion ist, wie bei normalen Erkältungen, nicht auszuschließen, aber der Verlauf dürfte deutlich milder ausfallen“, betonte Ronald Dijkman, Professor am Institut für Infektionskrankheiten an der Universität Bern, am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Körper sei besser auf die Infektion vorbereitet.
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