Ölpest vor US-Küste

BP setzt Abdicht-Versuch trotz neuer Lecks fort

Ausland
20.07.2010 07:37
Die defekte BP-Ölquelle im Golf von Mexiko bleibt verschlossen. Der Abdichtzylinder auf dem Bohrloch dürfe weiter getestet werden, obwohl in der Umgebung Öl aus dem Meeresboden entweiche, sagte der Einsatzleiter der US-Regierung, Thad Allen, am Montag (Ortszeit). Auch an dem Deckel selbst gebe es ein kleines Leck. "Wir glauben aber nicht, dass dies derzeit Konsequenzen haben muss."

Noch am Vortag hatte sich der Sonderbeauftragte der US-Regierung besorgt über diese "Anomalien" gezeigt. Er fürchtete, dass die kilometerlange Steigleitung im Meeresboden dem Druck der Ölmassen nicht standhält. Eingehende Prüfungen hätten dafür aber keine Anzeichen ergeben. Derzeit deute nichts auf ein schweres Problem in der Quelle hin, sagte Allen. Er verlängerte den Test daher um 24 Stunden.

"Zu viele unbeantwortete Fragen"
Auch der britische Ölkonzern zeigte sich zuversichtlich. "Es läuft alles absolut so, wie wir es erwartet haben", sagte BP-Manager Kent Wells. "Je länger dieser Test dauert, desto mehr Vertrauen haben wir in die Stabilität der Quelle." Für Optimismus sei es aber deutlich zu früh, mahnte Allen. Zunächst sei zu klären, warum drei Kilometer von dem Bohrloch entfernt Öl aus dem Meeresboden sickere - und an weiteren Stellen Methangas entweiche. "Es gibt zu viele unbeantwortete Fragen", so der Admiral der US-Küstenwache. Über das weitere Vorgehen solle zunächst ein Expertenteam beraten, das ständig Prüfergebnisse auswerte.

Die Kappe auf dem Bohrloch hält seit vier Tagen das Öl davon ab, ins Meer zu strömen. Noch bis zum vergangenen Donnerstag schossen bis zu 8.200 Tonnen pro Tag als gewaltige Fontäne aus dem Leck in 1.500 Meter Tiefe. Bisher bezeichnen BP und die Regierung die Versiegelung als "Versuch" - laut Wells soll er in 24-Stunden-Schritten immer weiter verlängert werden.

BP plant neues Unterfangen "Static Kill"
Die Kappe könne womöglich so lange auf dem Bohrloch bleiben, bis die Quelle mit Entlastungsbohrungen vier Kilometer unter dem Meeresboden vollständig versiegelt sei, sagte Wells. Damit wird frühstens Ende Juli oder Anfang August gerechnet. Als Ergänzung dazu plant BP ein neues Unterfangen namens "Static Kill". Dabei leitet das Unternehmen durch die Ventile des Abdeckzylinders Schlamm, der die Quelle zusätzlich von oben verstopfen soll. Laut Allen ist es aber derzeit "verfrüht zu sagen, dass das Bohrloch geschlossen bleibt, bis die Entlastungsbohrung fertig ist".

Sollte die Steigleitung der Belastung des Drucks nicht standhalten, müssten die Ventile des Zylinders wieder geöffnet und das ausströmende Öl wie zuvor auf bereitstehende Schiffe abgepumpt werden. Bis diese Operation anlaufen könnte, würden mehrere Tage vergehen, in denen wieder tonnenweise Öl ins Meer geraten würde.

900 Kilometer der US-Küste verschmutzt
Nach Angaben der US-Wetterbehörde NOAA erreichen am Mittwoch weitere Fetzen des Ölteppichs die Region um Venice im Bundesstaat Louisiana. Insgesamt sind knapp 900 Kilometer der amerikanischen Golfküste mehr oder weniger verschmutzt, betroffen sind auch Touristenstrände in Florida. Rund ein Drittel der Küstengewässer sind für den Fischfang gesperrt.

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