„Bewusst provoziert“
Schallenberg kritisiert „türkischen PR-Krieg“
Die Türkei meldete am Mittwoch, griechische Grenzschützer hätten einen Flüchtling beim versuchten Grenzübertritt getötet. Sechs Flüchtlinge seien durch Schüsse „mit scharfer Munition“ verletzt worden, ein Mann sei seinen Verletzungen an der Brust erlegen, hieß es vom Gouverneursamt der türkischen Region Edirne. Die griechische Regierung wies die Vorwürfe umgehend zurück und sprach von einer „neuen Täuschung“ der Türkei. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) kritisierte nach seinem Besuch in Griechenland am Dienstag scharf, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan „Stimmungsmache“ in Form eines „PR-Krieges" gegen Athen betreibe.
Bei den Vorwürfen handle es sich um „Fake News“, so der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas. Er beschuldigt die Türkei, die Flüchtlinge mit Tränengas-Granaten auszurüsten. „Die türkische Seite erfindet und verbreitet Fake News über Griechenland. Heute haben sie sich eine neue Täuschung ausgedacht, dass Menschen durch griechische Schüsse verletzt worden wären. Ich kann das definitv dementieren“, sagte Petsas.
„Organisierte, konzentrierte Aktion“
Bei den Migranten vor der Grenze handle sich um eine organisierte, konzertierte Aktion, sagte Petsas. Die Menschen würden gezielt mit Bussen von türkischen Städten aus an die Grenze gebracht und per Kurzmitteilungen über die angeblich offene Grenze informiert.
Ein griechischer Soldat, der an der Grenze im Einsatz ist, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, von türkischer Seite abgefeuerte Tränengas-Kartuschen trügen Aufdrucke des türkischen Militärs. Er könne jedoch nicht sagen, ob sie von Migranten oder dem Militär bzw. türkischen Bereitschaftspolizisten abgefeuert worden seien, wie derzeit in griechischen Medien berichtet wird.
Korrespondenten: Ein Migrant durch Schüsse verletzt
Wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP berichteten, wurde bei den Auseinandersetzungen in der Nähe des türkischen Grenzübergangs Pazarkule mindestens ein Migrant verletzt. Er hatte demnach zusammen mit anderen Migranten versucht, Stacheldraht an der Grenze durchzuschneiden, um nach Griechenland zu gelangen. Schüsse von der griechischen Seite der Grenze hätten ihn dann am Bein verletzt.
„Fake News“ über toten Migrant im Netz verbreitet
Berichte über erschossene Migranten hatte es bereits am Montag gegeben. In sozialen Medien kursierten Videos, die einen angeblich von einem griechischen Soldaten erschossenen Migranten zeigen sollen. Die Regierung in Athen wies die Darstellung damals zurück. Das Video sei „Fake News“, twitterte der griechischer Regierungssprecher.
Schallenberg: Erdogan betreibt „Stimmungsmache“ gegen Griechenland
Nach seinem Besuch in Griechenland am Dienstag kritisierte Außenminister Schallenberg die türkische Flüchtlingspolitik scharf. Erdogan betreibe „Stimmungsmache“ gegen Griechenland in Form eines PR-Krieges. Erdogans Vorgehen der vergangenen Tage bezeichnete Schallenberg am Mittwoch gegenüber der APA als „zynisches, staatlich organisiertes Schlepperwesen“. Die derzeitige Situation sei „ganz bewusst von türkischer Seite ausgelöst und provoziert“ worden, bekräftigte der Außenminister. Menschen seien „unter Vorspielung falscher Tatsachen mit Missinformation und ,Fake News‘“ dazu gebracht worden, sich in Bewegung zu setzen.
„Negative Beeinflussung muss Europäern bewusst sein“
Von seinen griechischen Ministerkollegen sei ihm am Dienstag in Athen davon berichtet worden, dass die türkische Küstenwache teilweise Flüchtlingsboote sogar bis in internationale Gewässer eskortieren würde. Auch würden die türkischen Behörden ihre griechischen Kollegen filmen, um das gesamte Land in Bedrängnis zu bringen und die europäische Öffentlichkeit „ganz bewusst negativ zu Griechenland zu beeinflussen“. Das ist Stimmungsmache, das muss uns Europäern nur bewusst sein", betonte Schallenberg.
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