Heftiger Ärger in den Bezirken, drohender Prozess, katastrophale Umfragewerte oder Komplikationen, die vom Bund nach Wien ausstrahlen, Mitgliederbefragung inklusive - das „Krone“-Problembarometer zeigt, mit welchen Schwierigkeiten die Wiener Parteien in den Wahlkampf starten ...
Fangen wir bei den Musterschülern an und arbeiten uns hoch zu den Härtefällen. Nicht vergessen: das Problembarometer ist eine Momentaufnahme, es kann in der Kurzlebigkeit der Politik ständig neu ausschlagen.
NEOS – kaum Probleme: Noch! Laut Umfragen legen die Pinken aus heutiger Sicht im Herbst um zwei Prozent zu. Allerdings: Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr hat selbst bei den eigenen Wählern nicht die besten Karten, nur 32 Prozent von ihnen halten ihn für geeignet. Dazu kommt: In der heißen Wahlkampfphase kann die Kleinpartei zwischen den Gefechten der Großen zerrieben werden. Problembarometer schlägt sicher bald anders aus.
ÖVP – ganz gut dabei: Laut Umfragen verdoppeln sich die Türkisen im Herbst. Warum also nicht der erste Platz? Wie Spitzenkandidat Gernot Blümel alle Herausforderungen unter einen Hut bringen will, ist fraglich: Finanzminister, Regierungskoordinator, ÖVP-Wien-Chef, soeben Vater geworden, dazu der heftige Wahlkampf. Wenn Blümel nicht der erste Roboterpolitiker der Welt ist, wird es schwierig. Und was bitte sollte dieser unsägliche Auftritt von Life-Ball-Erfinder Gery Keszler? Knackarsch-Schnitzelgesicht-Affäre!
Grüne – das riecht nach Ärger: Nachdem die internen Streitereien in Wien größtenteils beendet sind, spielen die Ökos das Klimathema sehr konsequent. Bloß: Verschlimmert sich der Flüchtlingsansturm, können gerade die linken Wiener der türkis-grünen Koalition nicht länger nur zusehen. Tränengas, Gewaltsituationen, im Stich gelassene Kinder. Das birgt Potenzial für eine handfeste Krise. Dazu kommt: Spitzenkandidatin Birgit Hebein kommt selbst in der eigenen Partei nur verhaltenen an. Ihre Hoffnung: heißer Sommer.
SPÖ – hat zu kämpfen: der selbst ernannte Brückenbauer Michael Ludwig baut auch brav seine Brücke, nur wird sie wieder eingerissen – vorne von Parteichefin Pamela Rendi-Wagner, hinten von den Bezirken. Rendi-Wagner hat ein einzigartiges Talent, Personaldiskussionen immer dann loszutreten, wenn es endlich wieder ruhiger geworden ist (Stichwort Mitgliederbefragung). Dazu kommen interne Streitereien in der Innenstadt, der Donaustadt, Margareten und Neubau. Eine Brücke ohne Fundamente versinkt am Ende auch in den Fluten.
DAÖ – in schlechtem Zustand: Das Problembarometer kann aber auch schnell zu desaströs ausschlagen, was sowieso besser zur Partei passen würde (DEsastrÖs): Die unsichere Komponente ist für die Fans auch der einzige Grund, die blauen Abtrünnigen zu wählen: Heinz-Christian Strache. Ungewiss aber ist, wo der Ex-FPÖ-Chef angesichts der vielen Ermittlungsverfahren gegen ihn in Zukunft seine Zeit verbringen wird: Im Gemeinderat oder im Gefängnis? Letzteres ist kaum der beste Ort für einen Landesparteitag. Ist Strache weg, ist es die Partei auch.
FPÖ – desaströs: Laut Umfragen haben die Freiheitlichen zwei Drittel ihrer Wähler verloren. Parteichef Dominik Nepp will sich auf Plakaten Wien zurückholen, wird aber wohl nicht einmal alle seine Kollegen halten können (DAÖ-Abwanderungsalarm). Dazu kommt: Wo ist Norbert Hofer? Eine Partei in Polit-Quarantäne!
Michael Pommer, Maida Dedagic und Philipp Wagner, Kronen Zeitung
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