Anlässlich der Aufmerksamkeit, die das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 weltweit, aber auch in Österreich ausgelöst hat, hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) dieselbe genützt, um auf die zweite virale Welle, mit der das Land derzeit zu kämpfen hat, hinzuweisen. Die Influenza werde „massiv unterschätzt“, sagte Anschober, der nun auf einen „Mitnahmeeffekt durch Corona“ hoffe, um im Herbst verstärkt mit Maßnahmen gegen die jährlich grassierende Grippewelle erfolgreich zu sein, am Donnerstag bei einem Pressegespräch.
Derzeit gebe es noch rund 129.000 an der Grippe oder an Grippe ähnlichen Erkrankungen leidende Menschen in Österreich, erläuterte Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie an der MedUni Wien, vor wenigen Wochen seien es noch 245.000 gewesen. Wie viele Österreicher tatsächlich an der sogenannten echten Grippe in der gesamten heurigen Saison erkrankt sind, wird erst feststehen, wenn die Grippewelle abgeklungen ist. Derzeit sehe es nach einer moderat starken Grippewelle aus. Im vergangenen Jahr gab es 145.000 Grippekranke, in der Saison davor waren es 440.000.
639 Menschen Influenza-assoziiert gestorben, an Corona noch niemand
In dieser Saison seien an der echten Grippe bzw. Influenza-assoziiert bereits 639 Menschen gestorben (gegenüber 1400 in der letzten bzw. 2900 in der Saison davor), wurde bei der Pressekonferenz weiters bekannt gegeben. Demgegenüber sind in Österreich mit Stand Donnerstagvormittag 37 Menschen am Coronavirus erkrankt.
Davon wurden zwei - die beiden ersten Fälle, die in Tirol aufgetreten waren - bereits als gesund aus dem Krankenhaus entlassen. Todesfall gibt es in Österreich noch keinen, der bisher schwerste Fall, ein 72-jähriger Anwalt, liegt allerdings auf der Intensivstation und ist nicht ansprechbar.
Höhere Sterblichkeitsrate, in etwa gleiche Ansteckungsrate
Covid-19 habe eine höhere Sterblichkeitsrate als die Grippe, wie Anschober ausführte: Seitens der WHO werde eine Mortalitätsrate beim neuartigen Coronavirus von 0,7 Prozent angenommen, bei der Grippe liege diese bei 0,1 Prozent. Das Ansteckungsrisiko sei bei SARS-CoV-2 in etwa so hoch wie bei der Grippe bzw. Grippe ähnlichen Erkrankungen.
„Bei Grippe werden die Möglichkeiten nicht genutzt“
Vor allem aufmerksam machen wollte Anschober, der laut eigenen Angaben „seit Montag einen Knopf im Hals“ habe und deshalb immer wieder husten musste („Es ist aber nichts Schlimmes“), darauf, dass die Impfrate bei der jährlichen Grippewelle mit acht bis neun Prozent „zu niedrig“ sei. „Bei Corona suchen wir nach einer Möglichkeit (einem Impfstoff bzw. Medikamenten, Anm.), alle sehnen sich daran, bei der Grippe hätten wir beides, aber die Impfmöglichkeit wird nicht genutzt“, wunderte sich der Gesundheitsminister.
Durch die Aufmerksamkeit, die das Coronavirus mit sich bringt, hoffe Anschober nun auf einen „Mitnahmeeffekt“, um im Herbst auf Maßnahmen gegen die Grippe aufmerksam machen zu können, da die Vorbeugung bei beiden Erkrankungen ähnlich sei: wie Hände waschen und nicht schütteln, Abstand halten, sich beim Husten oder Niesen ein Taschentuch vor Mund und Nase halten. „Von daher sollte es einfacher sein, im Herbst anzuschließen“, so der Minister.
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