Das Heizen mit Erdöl wird in Neubauten bald verboten, das wurde am Dienstag in der Regierungssitzung beschlossen. Die Tigas möchte in die Presche springen, die „Seite 110“ könnte das allerdings abwürgen.
Das Einbauverbot des Bundes für Ölkessel in Neubauten ab 1. Jänner 2020 lässt für die Tiroler Landesregierung zu viele Fragen offen. „Die Novelle zur Tiroler Bauordnung sieht ein Heizverbot mit fossilen, flüssigen Brennstoffen vor“, weiß Daniel Schleich, Experte im Landhaus, „zurzeit liegt sie zur Begutachtung in Brüssel.“ Man gehe davon aus, dass die am Dienstag von der Landesregierung beschlossene Novelle im Juni in Kraft tritt. Erdgas sei davon nicht betroffen, weil es ja gasförmig sei. In der Wirtschaftskammer ist man naturgemäß von der Neuerung gar nicht Feuer und Flamme. „Das sind massive Eingriffe in das persönliche Eigentum“, verurteilt Alexander Gutmann, Obmann Fachgruppe Energiehandel, diesen Schritt, „und wenn schon, müsste Erdgas auch verboten werden.“
Aus für Erdgas ab 2025?
Tatsächlich: Zum Thema „Energieautonomie 2050“ kommuniziert das Land für jeden im Internet nachzulesen: „Das Land Tirol setzt sich vehement für eine Abkehr von der Nutzung fossiler Energieträger wie Erdöl oder -gas ein.“ Was jetzt? Erdgas ist doch auch fossil! „Erdgas hat weniger CO2-Emissionen als Erdöl, ist effizienter im Wirkungsgrad und auch günstiger“, klärt GF Philipp Hiltpolt beim Besuch der „Krone“ in der Tigas-Vorstandsetage auf. Die Gaszukunft sehe allerdings sowieso anders aus.
Wie die aus Sicht der neuen Bundesregierung aussieht, ist im Regierungsprogramm auf der in der Energiewirtschaft mittlerweile berühmt gewordenen Seite 110 nachzulesen. Der „Phase-out-Plan“ für fossile Energieträger sieht wörtlich folgendes vor: 1) Im Neubau sind ab 2025 keine Gaskessel/Neuanschlüsse mehr zulässig. 2. Kein weiterer Ausbau von Gasnetzen zur Raumwärmeversorgung, ausgenommen Verdichtung innerhalb bestehender Netze. Also auch ein baldiger Abschied vom Erdgas? „Aus unserer Sicht hat der Bund für ein solches Verbot nicht die Kompetenz“, meint Daniel Schleich, stellvertretender Abteilungsvorstand der Abteilung Bau- und Raumordnungsrecht im Landhaus.
Hoffnung „Power-to-Gas“
Die Tigas gibt jedenfalls Gas im Leitungsbau: 2019 wurden Sölden und Tarrenz angeschlossen, heuer folgen Nassereith und Obsteig. „Wir bekennen uns zu den klimapolitischen Zielen und können auch Lösungen anbieten“, sagt GF Georg Tollinger. Im kurzfristigen Bereich werde man die Einspeisung von heimischem Biogas forcieren. Nach Schlitters und Strass gehe in Bälde auch die Biogasanlage Roppen ans Netz. Die langfristige Zukunft sei allerdings das „Power-to-Gas-Verfahren“. Mit überschüssigem Ökostrom werde aus Wasser mittels Elektrolyse Wasserstoff erzeugt. Dieser werde direkt eingespeist oder in einer chemischen Reaktion mit CO2 zu synthetischem Methan. Hilpolt: „Langfristig wird in den Leitungen ein Gemisch aus Wasserstoff und grünem Gas fließen.“
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