Zwei SARS-CoV-2-Stämme

Studie: Es gibt aggressive und harmlosere Variante

Wissenschaft
05.03.2020 17:22

Seit Forscher im Jänner die Erbinformation des Coronavirus SARS-CoV-2 entschlüsselt haben, arbeitet man weltweit fieberhaft an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen die vom Erreger ausgelöste Erkrankung Covid-19. Was möglicherweise schwieriger sein könnte als gedacht. Denn eine neue Studie hat nun gezeigt, dass es zwei (mit L und S bezeichnete) Stämme des gefährlichen Virus gibt. Wobei der L-Typ derzeit deutlich häufiger vorkommt und aggressiver zu sein scheint.

Das haben Forscher der Peking University und des Institute Pasteur of Shanghai herausgefunden, die 107 Proben des Virus gentechnisch analysiert haben. In den Proben fanden sie in rund 70 Prozent der Fälle den L-Typ von SARS-Cov-2, während der S-Typ, bei dem es sich ihren Angaben zufolge um die Urversion des Erregers handeln dürfte, nur in 30 Prozent vorhanden war.

(Bild: NIAID-RML, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Wie die Wissenschaftler in ihrer Studie mit dem Titel „Über den Ursprung und die weitere Evolution von SARS-CoV-2“ berichten, trat der aggressiver L-Typ zu Beginn des Ausbruchs der Lungenkrankheit im Dezember in der besonders betroffenen Millionenstadt Wuhan häufiger auf, wurde in der Folge ab Jänner aber weniger häufig gefunden.

S-Typ des Virus ist weniger aggressiv
Möglicherweise habe ab diesem Zeitpunkt das „menschliche Eingreifen“ einen „stärkeren selektiven Druck“ auf den aggressiven L-Typ ausgeübt, der sich schneller ausbreiten kann, schreiben die Forscher. Andererseits könnte der S-Typ, der evolutionär älter und weniger aggressiv ist, aufgrund des relativ schwächeren selektiven Drucks an relativer Häufigkeit zugenommen haben, heißt es in der Studie.

Elektronenmikroskopische Aufnahme des Coronavirus SARS-CoV-2 (rosa) (Bild: NIAID-RML)
Elektronenmikroskopische Aufnahme des Coronavirus SARS-CoV-2 (rosa)

Die Ergebnisse würden jedenfalls nachdrücklich die dringende Notwendigkeit weiterer sofortiger, umfassender Studien stützen, in denen Genomdaten und epidemiologische Zahlen mit den Aufzeichnungen der klinischen Symptome von Covid-19-Patienten kombiniert werden, schreiben die Forscher.

Für einen Impfstoff könnte die Wandlungsfähigkeit des Virus dennoch bedeuten, dass es - je nach Art des Vakzins - eine regelmäßige Auffrischung der Impfung wie bei der saisonalen Grippe geben könnte, sagt Richard Neher von der Universität Basel. „Zuerst brauchen wir aber überhaupt mal einen Impfstoff“, so der Experte.

USA starten erste Tests mit Impfstoff
Die US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA hat am Mittwoch grünes Licht für erste klinische Tests eines potenziellen Impfstoffs gegen das neuartige Coronavirus gegeben. Der bisherige Zeitplan für einen Impfstoff bleibe unverändert, hieß es. Zurzeit forschen etliche Labors weltweit an einem Impfstoff gegen den Erreger SARS-Cov-2.

Symbolbild (Bild: stock.adobe.com)
Symbolbild

Weltweit bis dato mehr als 3000 Tote
Bislang haben sich in Festland-China mehr als 80.000 Menschen mit Covid-19 angesteckt, mehr als 3000 sind an dem neuartigen Coronavirus gestorben. Außerhalb Chinas gibt es dem deutschen Robert-Koch-Institut zufolge (Stand Donnerstagabend) fast 12.900 bestätigte Erkrankungen, darunter 43 in Österreich. Besonders stark betroffen sind Südkorea, Italien und der Iran.

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