Betrüger, die sich am Telefon als Microsoft-Mitarbeiter ausgeben und gegen Entgelt eine angebliche Vireninfektion beheben wollen, sind seit Jahren auf der Jagd nach gutgläubigen PC-Besitzern, denen sie das Geld aus der Tasche ziehen können. Ein Hacker aus Großbritannien hat den Spieß umgedreht und Jagd auf die Betrüger gemacht. Er verfolgte die digitale Spur der falschen Techniker nach Indien zurück, hackte ihr Computernetzwerk und sah ihnen über die Überwachungskameras bei der Arbeit zu.
Das Ergebnis der einzigartigen Aktion wurde nun als BBC-Dokumentation und auf YouTube veröffentlicht. Der Hacker, der sich Jim Browning nennt, hatte im Mai vergangenen Jahres einen Anruf eines falschen Microsoft-Mannes erhalten, der seinen PC „desinfizieren“ wollte.
Er erlaubte dem Mann, sich mit seinem PC zu verbinden, durchleuchtete ihn und konnte die Verbindung zurückverfolgen. In weiterer Folge gelang es ihm, in die IT-Systeme des für den Anruf verantwortlichen Callcenters einzusteigen. Sogar die Überwachungskameras zapfte der Brite an.
Täter operierten von Indien aus
„Es ist einzigartig, die Betrüger in Aktion zu sehen“, sagt Browning. Die Männer, die sich ihren Opfern mit typisch britischen oder amerikanischen Namen vorstellten, saßen in Indien im Hinterzimmer eines Reisebüros.
Dort versuchten zeitweise rund 20 Männer, Opfer in aller Welt um ihr Geld zu bringen. Browning fielen nicht nur die Aufnahmen aus den Kameras, sondern auch andere Daten aus dem Callcenter in die Hände - unter anderem 70.000 Mitschnitte betrügerischer Telefonate.
Hacker stellte den Fake-Technikern Fallen
Besonderes Highlight der Aktion: Browning stellte die Betrüger immer wieder auf die Probe. Um die wahren Namen seiner Gegenüber herauszufinden, ließ er sie eine Verbindung zu seinem präparierten PC herstellen und beobachtete anschließend, welcher falsche Techniker in Indien sich an seinem pinken Desktop zu schaffen machte.
Einmal fragte er einen falschen Techniker, der ihm vorgaukeln wollte, er arbeite von San Jose in Kalifornien aus, nach einem lokalen Restaurant - und ermahnte ihn, nicht nach diesem zu googeln, als dieser auf den Überwachungskameraaufnahmen die Suchmaschine anwarf.
Fake-Kundendienst ist auch hierzulande Problem
Der Fake-Support-Trick mit falschen Microsoft-Mitarbeitern ist auch in deutschsprachigen Ländern ein Problem. Erst vor wenigen Tagen wurde der Fall einer Linzerin bekannt, die auf einen solchen Betrüger hereingefallen ist. Er knöpfte der Frau via Online-Banking 12.000 Euro ab. Ähnliche Zwischenfälle gibt es immer wieder im ganzen Land.
Täter nutzen Fernwartungs-Software
Die Masche ist stets die gleiche: Die Anrufer berichten von einer angeblichen Vireninfektion, verunsichern ihr Opfer bisweilen mit gefälschten Websites und Virenmeldungen. Zur Behebung des Problems müsse er sich mit dem PC des Opfers verbinden, behauptet der Betrüger anschließend. Wird es ihm gestattet, versucht er, das Online-Banking des Opfers anzuzapfen - entweder zur Bezahlung für seine angebliche Leistung oder in räuberischer Absicht.
Wenn Sie einen Anruf eines angeblichen Computertechnikers erhalten, der Ihren Rechner von Viren befreien will, sollten bei Ihnen augenblicklich die Alarmglocken schrillen. Weder Microsoft noch andere große Software-Häuser rufen die Nutzer ihrer Software von sich aus an, sondern leisten immer nur auf Anfrage Kundendienst. Behauptet ein Anrufer Gegenteiliges, handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Betrugsversuch.
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