Wienerin in Quarantäne

„Ich bin Corona-positiv, wen habe ich infiziert?“

Wien
06.03.2020 06:00

Eine Wienerin hat sich im Urlaub angesteckt und spricht nun über das Leben in Quarantäne. Ihr Freund wurde nicht auf das Virus getestet!

Von 13. bis 15. Februar waren Brigitte A. (23) und ihre Mutter Anna (45) - Namen geändert - in Mailand: „Wir sahen uns die Stadt an, besuchten Lokale und Konzerte.“ Just zu der Zeit, in der Corona-Erkrankungen in Italien publik wurden: „Und natürlich waren wir beunruhigt, als wir beide in der Woche nach unserer Rückkehr Gliederschmerzen, Fieber und Husten bekamen.“

Soldaten patrouillieren in Mailand. (Bild: AP)
Soldaten patrouillieren in Mailand.

Kollegen wurden nicht auf den Erreger getestet
Die Tochter hatte stärkere gesundheitliche Probleme, deshalb rief sie am 28. Februar beim Gesundheitsamt an und bat um einen Test. Ergebnis: „Ich habe Corona.“ Und dann? „Geschahen seltsame Dinge.“ Zwar wurde die Firma, für die sie als Büroangestellte arbeitet, geschlossen, „aber keiner meiner Kollegen auf das Virus getestet“ - genauso wenig wie ihr Freund, mit dem sie in einer Wohnung im Haus ihres Vaters lebt.

Ein Sanitäter misst mit einem Infrarot-Thermometer die Körpertemperatur einer Person. (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Ein Sanitäter misst mit einem Infrarot-Thermometer die Körpertemperatur einer Person.

Mutter musste fünf Tage auf das Resultat warten
„Es hieß bloß, er müsse woanders hinziehen und in Quarantäne bleiben. Für meinen Papa galt anfangs diese Vorsichtsmaßnahme, er durfte sogar zuerst weiterhin seinen Job ausüben. Und: Niemand erkundigte sich bei mir, mit wem ich nach meinem Urlaub sonst noch Kontakt hatte.“ Fakt ist: Brigitte A. war bei einer Party - und nahm an einem Basketballspiel teil. Einzig ihre Mutter wurde mittlerweile - auf eigenen Wunsch - getestet: „Ich wartete fünf Tage auf das Resultat, ich bin Corona-negativ.“

Elektronenmikroskopische Aufnahme des Coronavirus SARS-CoV-2 (gelb) (Bild: NIAID-RML)
Elektronenmikroskopische Aufnahme des Coronavirus SARS-CoV-2 (gelb)

Verwandte stellen nun Lebensmittel vor die Tür
Wie Brigitte A. ihren Hausarrest verbringt? „Ich skype und telefoniere mit Freunden, sehe fern, lese, gehe im Garten spazieren. Und ich koche.“ Mit Lebensmitteln, die Verwandte vor ihre Türe stellen. Ihr Zustand jetzt? „Die Krankheit hatte bei mir keine schlimmen Auswirkungen. Mittlerweile machen mir nur noch die Nebenhöhlen ein wenig zu schaffen. Was mich viel mehr belastet: Ich habe Angst, dass ich Menschen aus meinem Umfeld mit dem Virus angesteckt haben könnte.“

Paar aus Tirol völlig geheilt
Die ersten österreichischen Corona-Patienten haben unterdessen die Innsbrucker Klinik am Donnerstag gesund verlassen dürfen, teilte Kliniksprecher Johannes Schwamberger mit. Das italienische Paar hatte sich zehn Tage auf der Isolierstation befunden. Sie seien seit Tagen fieberfrei und wurden zweimal negativ auf das Coronavirus getestet. „Das heißt, sie haben diese Infektion ausgeheilt und überstanden und sind auch nicht mehr ansteckend und infektiös“, sagte Günther Weiss, Leiter der Infektiologie an der Med-Uni Innsbruck. Sie könnten nun in ihre Jobs zurückkehren.

Polizeiposten im Eingangsbereich des Innsbrucker Hotels (Bild: APA/EXPA/JOHANN GRODER)
Polizeiposten im Eingangsbereich des Innsbrucker Hotels

Die Infektion des Pärchens mit dem Coronavirus war am Dienstag vergangener Woche bekannt geworden - die ersten derartigen Fälle in Österreich. Alle weiteren in diesem Zusammenhang durchgeführten Tests, unter anderem von Arbeitskollegen, fielen negativ aus. Weiss kritisierte die Stigmatisierung von Coronavirus-Patienten „durch irrationale Ängste, durch Wahnvorstellungen, durch Panikmache“.

Kronen Zeitung

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