EU-Hilfe für Italien
Corona-Fall im Vatikan, Fähre unter Quarantäne
Während vor einem zweiten Sondertreffen der EU-Gesundheitsminister in Brüssel bekannt wurde, dass die EU Italien unterstützen will, ist zum ersten Mal ein Coronavirus-Infektionsfall im Vatikan gemeldet worden. Die Ambulatorien des Vatikans seien zur Desinfizierung geschlossen worden, berichtete der vatikanische Pressesprecher Matteo Bruni am Freitag. Als Vorsichtsmaßnahme gegen die Ausbreitung der Epidemie erwägt der Vatikan nun, das Angelus-Gebet des Papstes und die Generalaudienz am Mittwoch per Video zu übertragen. Damit sollen Menschenmassen auf dem Petersplatz vermieden werden. In Neapel wurde unterdessen eine Fähre unter Quarantäne gestellt.
Der Vatikan habe die italienischen Gesundheitsbehörden über den Infektionsfall informiert. Zugleich seien alle für Infektionsfälle vorgesehenen sanitären Protokolle aktiviert worden. Der Vatikan hatte zuletzt berichtet, sich an die von Italien ergriffenen Vorsichtsmaßnahmen zur Eingrenzung der Epidemie anpassen zu wollen. Bereits mehrmals musste vom Vatikan betont werden, dass Papst Franziskus, der in letzter Zeit mehrere Termine absagen musste, an einer gewöhnlichen Erkältung leidet und nicht am neuartigen Coronavirus.
Schon das Angelus-Gebet am kommenden Sonntag könnte ohne Pilger auf dem Petersplatz per Video gesendet werden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Bereits am vergangenen Sonntag war es zu einem klaren Rückgang bei der Pilgerzahl auf dem Petersplatz gekommen. In den drei von der Coronavirus-Epidemie am stärksten betroffenen norditalienischen Regionen Lombardei, Venetien und Emilia Romagna sind vor zwei Wochen Gottesdienste ausgesetzt worden.
Fähre mit Crewmitgliedern in Neapel unter Quarantäne
Im Hafen von Neapel wurde eine Fähre mit 125 Crewmitgliedern und einigen Arbeitnehmern an Bord unter Quarantäne gestellt. Dabei handelt es sich um das Schiff GNV Majestic, das Wartungsarbeiten unterzogen werden muss. Einige Crewmitglieder waren am 27. Februar an Bord des Schiffes GNV Rhapsody gewesen, das ebenfalls im Hafen Genua unter Quarantäne steht. Auf diesem Schiff war ein tunesischer Passagier positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Der Passagier war in Genua eingestiegen und war am 27. Februar im tunesischen La Goulette von Bord gegangen. Das Schiff war dann am selben Tag in Richtung Genua mit 283 Passagieren zurückgekehrt, die am 28. Februar in der ligurischen Hafenstadt ausstiegen, berichtete der Betreiber der Fähre GNV. Sechs Crewmitglieder, die inzwischen an Land und an Bord anderer Schiffe gegangen waren, wurden lokalisiert und unter Quarantäne gestellt. Der Passagier liegt in einem Krankenhaus im tunesischen Sousse.
Höchste Opferzahl innerhalb eines Tages
Am Donnerstagabend vermeldete der italienische Zivilschutz 41 neue Todesfälle, das ist die höchste Opferzahl innerhalb eines Tages. Insgesamt starben damit seit Ausbruch der Epidemie in Italien bereits 148 Menschen an der neuartigen Lungenkrankheit Covid-19. Zugleich wurden 769 neue Infektionsfälle bestätigt, insgesamt sind es in Italien nun 3858.
Anschober: Europäische Solidarität „nützt auch uns allen selbst“
Das in Europa damit besonders betroffene Italien dürfe nicht allein gelassen werden, stellte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag in Brüssel klar: „Die Situation in Italien wird für ganz Europa eine entscheidende.“ Die EU müsse gemeinsam vorgehen, „das Virus hält sich an keine Grenzen“. Österreich wolle „einen starken Beitrag leisten“, betonte Anschober.
Die EU-Gesundheitsminister wollen bei dem Treffen zunächst von Italien wissen, welche Art der Unterstützung gewünscht werde, es könnte aber um Material im medizinischen Bereich gehen. Es gehe um eine europäische Solidarität für Italien, „die nützt auch uns allen selbst“.
37 Prozent der Italiener befürchten Ansteckung
Unterdessen ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Piepoli , dass 37 Prozent der Italiener befürchten, sich mit dem neuartigen Coronavirus anzustecken. Vor allem in Süditalien ist die Sorge vor einer Ausbreitung der Infektion groß. 44 Prozent der Süditaliener befürchten die Ansteckung, unter den Norditalienern, wo das Coronavirus vorrangig grassiert, sind es mit 33 Prozent ein Drittel.
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